Kapitel 13

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Amber war sich sicher, dass Owen ihr pochendes Herz spüren konnte. Seine Brust presste gegen ihren Rücken, als seine große Hand ihre auf dem Queue fand.

„Halte deinen Arm im rechten Winkel, dann hast du gleich viel mehr Kraft", flüsterte er, als er mit dem Queue ausholte und ihn gegen die weiße Kugel stoß.

Die weiße Kugel bewegte sich sogar perfekt auf eine andere zu, doch diese Kugel verpasste wiederrum das Loch.

Kaum hatten sich die Kugeln auf dem grünen Tisch bewegt, richtete sich Owen hinter ihr wieder auf und lächelte sie an. Seine Hand fand wieder ihren Rücken, als er das Geschehen beobachtete.

Amber spürte, wie die Hitze in ihr Gesicht stieg. Nicht nur Owen und seine Berührungen brachten ihr Herz zum rasen, sondern auch die Zuschauer, die um den Tisch standen und sie schmunzelnd und grinsend anschauten.

Verlegen schaute Amber nach unten und war froh, als ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fielen und sie sich dahinter verstecken konnte.

Sie wollte es alleine versuchen. Nachdem Matt und Dylan ein paar Kugeln versenkt hatten und Owen es auch schaffte auszugleichen, war Amber wieder an der Reihe. Zwar vermisste sie das Gefühl von Owens Körper an ihrem, doch als sie die weiße Kugel traf und es tatsächlich schaffte eine Kugel perfekt zu versenken, war ihr Lächeln noch größer als zuvor.

Sie schaute zu Owen rüber, der ein genauso großes Lächeln auf seinem Gesicht trug und ihr stolz zunickte. Ihre Augen blieben einen Moment zu lang an seinen hängen, bevor er ihr kurz zuzwinkerte und seine Aufmerksamkeit wieder dem Billardtisch vor sich widmete.

Es war ein hin und her. Wenn Matt und Dylan vorlegten, konnten Owen und Amber – aber eher Owen – nachziehen. Doch als Matt und Dylan nur noch die schwarze Kugel versenken mussten und Owen und Amber noch zwei Kugeln auf der grünen Platte liegen hatten, wussten sie schon, dass ihre Chancen minimal waren.

„Du schaffst das", flüsterte Owen Amber ins Ohr, als er an ihr vorbeiging und ihr kurz auf die Schulter klopfte. Doch nicht nur machten ihr schon die Blicke der Zuschauer zu schaffen, sondern nun auch Owens Berührung und das Gefühl von seinem warmen Atem auf ihrer Haut. Völlig unkonzentriert stieß sie gegen die weiße Kugel, die ihr Ziel vollkommen verpasste.

Enttäuscht sah sie zu Owen und zog ihre untere Lippe vor. Erst, als alle um sie herum plötzlich lauter wurden, bemerkte sie, dass Matt gerade die schwarze und somit die siegbringende Kugel versenkt hatte.

„Sorry", entschuldigte sie sich leise bei Owen, der nur kurz lachte und mit den Schultern zuckte.

„Wenigstens kannst du jetzt richtig Billard spielen", machte er ihr Mut.

Amber sah ihn schmunzelnd an. „Oh, ich bin mir ganz sicher, dass ich diese Fähigkeit unbedingt für mein weiteres Leben brauche!", sagte sie und legte ihren Queue zurück auf den nun leeren Billardtisch.

Owen machte es ihr gleich und strich sich durch die Haare. „Natürlich! Ich würde sagen das ist eine der wichtigsten Dinge, die man beherrschen muss", versicherte er ihr lachend.

Als Owen und Amber sich umdrehten, um wieder zur Couch zu laufen – zu der sie eigentlich schon vor einiger Zeit wollten, aber dann von Matt gezwungen wurden eine Partie zu spielen – bemerkte Amber, dass der Raum deutlich stiller und leerer war. Anscheinend ist ein großer Teil der Mannschaft und ihre Freundinnen nach Hause gegangen, als sie nur mit Billard und Owen beschäftigt war.

Auch Jessica und Logan konnte sie nicht mehr finden.

Amber setzte sich auf den Platz, der durch Jessica frei wurde, Owen an ihrer Seite. Sein Oberschenkel berührte ihr Bein, als sie sich setzten. Amber spürte, wie ihre Haut prickelte, wo Owens Jeansstoff sie berührte.

„Ich hab doch gesagt wir hätten mehr Bier besorgen müssen", sagte Matt, als er mit einer Bierdose in der Hand zur Gruppe taumelte. Das meiste Bier, dass sie zur Verfügung hatten, landete wohl in Matts Körper.

„Wie wär's mal mit einem Wasser?", fragte ihn Anthony schmunzelnd.

Matt legte seine Stirn in Falten. „Ach Wasser ist für Schwächlinge." Er nahm einem Schluck von seinem warmen Bier, was Ambers Magen zusammenziehen ließ. Sie könnte den ekelhaften Geschmack niemals vergessen. „Wieso sind denn alle weg?", fragte Matt und ließ sich auf ein freies Stück Couch fallen. Seine Beine lagen dadurch auf der Armlehne, die Beine taumelten in der Luft und sein Oberkörper landete auf Anthonys Brust.

Anthony klopfte ihm auf die Brust. „Nicht alle wollen wie du bis spät in die Nacht trinken. Es ist schon fast Mitternacht", sagte ihm Anthony langsam, in der Hoffnung, dass Matt so alle Worte aufnehmen konnte.

„Wie gesagt, Schwächlinge", murmelte Matt und schloss seine Augen.

Amber schaute verwirrt auf die Uhr, die auf der anderen Seite des Raums an der Wand hing. Sie kniff ihre Augen zusammen, als sie versuchte die Zahlen und Zeiger zu erkennen. Anthony hatte recht, es war schon halb zwölf.

Panik machte sich in Amber breit. Ihre Muskeln spannten sich an, als ihr Puls in die Höhe schoss. Sie hatte die Zeit vergessen, es fühlte sich doch alles so viel kürzer an, als es tatsächlich war.

Als sie am Nachmittag ihrer Mutter verkündete, dass Jessica sie abholen würde und sie den Abend gemeinsam verbringen würden – dass sie sich mit dem kompletten Footballteam in Anthonys Keller aufhalten würde ließ sie lieber aus – stimmte ihre Mutter gelangweilt zu. Sie kannte Jessicas Familie, daher war ihr es recht egal, dass Amber sich mit ihr treffen wollte. Doch Amber wusste ganz genau, dass ihre Mutter nicht damit zufrieden wäre, wenn sie erst um Mitternacht nach Hause kommen würde. Selbst vom Training musste sie immer so schnell wie möglich nach Hause, in der Angst, dass ihre Mutter sie über ihr spätes nachhause Kommen belehren würde.

Amber spürte, wie Owens Fingerknöchel über ihr nacktes Bein strich. Sie hatte kaum Zeit die Schmetterlinge in ihrem Bauch wahrzunehmen.

„Ich muss nach Hause", brach es plötzlich aus ihr heraus, überraschende Blicke landeten auf ihr. „Weiß jemand wo Jessica ist?", fragte sie besorgt in die Runde, was ihr allerdings nur ein gemeinschaftliches Kopfschütteln brachte.

Anthony räusperte sich. „Ich glaube sie ist mit Logan da drüben ins Zimmer gegangen, aber ich würde lieber nicht...", murmelte er. Sie wussten alle was das bedeutete. Keiner fragte nach, sie schmunzelten nur und unterhielten sich fröhlich weiter.

Amber strich sich verzweifelt durch ihre Haare.

„Ich kann dich nach Hause fahren." Sie hörte plötzlich die tiefe Stimme neben sich.

Ihr Blick traf Owens dunkle Augen, ein kleines Lächeln spielte auf seinem Gesicht.

„Du musst nicht extra wegen mir in ganz Huntsville rumfahren", entgegnete sie ihm. Eine Fahrt durch ganz Huntsville würde wirklich nicht sehr lang dauern, trotzdem wollte Amber Owen nicht ausnutzen.

Owen zuckte mit den Schultern. „Ach, ich wollte sowieso bald los. Ich kann dich einfach bei dir zuhause absetzen", sagte er und stand langsam von der Couch auf. Er steckte sich kurz, was sein T-Shirt etwas hochrutschen ließ. Amber konnte ihre Augen nicht von dem kleinen Stück Haut, das sich ihr zeigte, wegreißen.

„Ähm, ja klar, ok", stammelte sie, bevor sie aufstand und sich kurz bei den verbliebenden in Anthonys Keller verabschiedete.

Mit nervösen Schritten folgte sie Owen die Treppen herauf. Ihr Atem ging schneller, als ihr bewusst wurde, dass sie ganz alleine mit Owen sein würde.

Hail Mary | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt