Überleben in der Tundra

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Ich schlich mich so leise an wie ich konnte. Das Schneehuhn das vor mir unter der dünnen Schneedecke nach etwas essbarem suchte, hatte mich noch nicht bemerkt. Die Bedingungen waren günstig für mich, der Wind blies in meine Richtung und der Schnee dämpfte meine Schritte. Ich pirschte mich bis auf wenige Meter an, sprang und erledigte das Tier mit einem biss in den unteren Hals. Mein Magen knurrte, es war schon länger her das ich etwas gegessen hatte. Hier im sibirischem Borealwald war die Beute knapp.

Ich fraß das Tier schnell auf und versteckte die Reste, damit sie nicht von Aasfressern gefunden wurden. Ich verspürte ein eigenartiges Gefühl, so wie immer nach der Tötung eines Tieres. Es tat mir irgendwie leid, aber hier draußen gab es keine Alternativen.

Früher gab es die dachte ich. Früher als ich noch in einem Randbezirk von St. Petersburg gelebt hatte mit meiner Familie.

Was wohl aus ihnen geworden ist? Diese Frage stellte ich mir häufig. Meine Mutter war Kellnerin und mein Vater hatte in einem Großen Bauunternehmen Firma gearbeitet. Meistens arbeiteten sie bis spät in die Nacht. Sie waren beide so wie ich Eurasische Luchse hatten sich aber gegen ein Leben in zweiter Gestalt entschieden. Sie bevorzugten die viele Vorteile die man als Mensch hatte.

Ich war aber nicht so wie sie, ich hasste diesen Alltagstrott, morgens immer zur selben Uhrzeit aufstehen, den gleichen Bus zur Schule nehmen, die gleichen langweiligen Fächer Tag für Tag, Woche für Woche lernen. Meine Eltern waren auch kein wirklicher Grund dortzubleiben. Sie hatten mich schon immer mit einer gewissen Gleichgültigkeit behandelt. Warum weiß ich bis heute nicht.

Also bin ich einfach gegangen, habe einen Flug nach Norilsk gebucht und bin von da aus in die Tiefen des Sibirischen Landes vorgedrungen, habe mich bewusst gegen das Leben als Mensch entschieden. Und jetzt war ich hier, mitten im sibirischem Borealwald. Mein Leben war zwar jetzt um ein vielfaches Härter aber ich genoss es auch. Ich fühlte mich das erste mal in meinem Leben frei und war wirklich glücklich. Die Landschaft war atemberaubend und grenzenlos. Und alles war meins.

Ich lief weiter. Es war wichtig das ich nie zu lange an einem Ort blieb damit die Tiere kein Verständnis für meine Jagdtechniken und wie sie ihnen entkommen konnten entwickelten.

Ich lief etwa eine Stunde weiter, auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz, als ich auf einmal einen komischen Geruch wahrnahm. Ich schlich vorsichtig in die Richtung aus der der Geruch kam, bis ich auf einmal die Spuren mehrerer Autos entdeckte. Ich sprang instinktiv zurück. Normalerweise waren hier keine Menschen und auch erst recht keine Autos.

Die einzigen Menschen die ich seit den 3 Jahren die ich hier lebte gesehen hatte waren 2 Ukrainische Forscher die nach Dikson, einer der nördlichsten Städte Russlands wollten. Das wusste ich weil ich sie damals belauscht hatte.

Das hier war aber anders. Ich sah das es mindestens 5 Autos waren und keine der kleinen Sorte. Anhand der Sonne konnte ich feststellen, dass die Spuren Richtung Nordwesten verliefen. Damit führten sie zwar geradewegs von meinem etwa 500km² großen Territorium weg, trotzdem war mir klar, dass ich der Sache auf dem Grund gehen musste.

Ich beschloss direkt loszugehen. Die Spuren führten mich relativ schnell aus meinem Wald, raus auf die offene Ebene. Die Spuren waren leicht zu verfolgen, schienen aber endlos weiterzugehen.

Nach etwa 2 Stunden beschloss ich umzukehren, wenn sie so weit entfernt waren würden sie keine Gefahr sein. Doch genau in dem Moment sah ich die ersten Schemen eines Lagers. ich schlich vorsichtig näher heran.

Das Lager bestand aus etwa 20 Zelten und 8 Großen schwarzen Outdoorwagen. Ungefähr 15 Männer wuselten im Lager herum und waren damit beschäftigt irgendwelche Gerätschaften aufzubauen, die ich aber nicht identifizieren konnte. Auf den Wagen war eine Aufschrift, vermutlich die irgendeiner Firma, ich war aber zu weit entfernt um lesen zu können was dort genau stand. Ich versuchte näher heranzuschleichen, aber vergeblich, ich kam einfach nicht nah genug heran um etwas zu erkennen, ohne das Risiko einzugehen entdeckt zu werden. Ich wollte nicht als Pelz enden, deswegen war ich übervorsichtig.

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⏰ Last updated: Mar 30, 2021 ⏰

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