Mein Weg zurück in die Freiheit

Intro + Kapitel 1

Intro

Hallo, mein Name ist Cara Winter, ich bin 27 Jahre alt und dies ist meine Geschichte. Meine Geschichte von bedingungsloser Liebe, Hass, Gewalt und Mord. Ich spreche hiermit eine offizielle Triggerwarnung aus! Sollten dich Themen wie häusliche Gewalt , selbstverletzendes Verhalten oder Vergewaltigung triggern, verunsichern oder dich in eine unwohl Situation führen, lest diese Geschichte mit jemanden zusammen oder lasst es sein!

Kapitel 1

„Schatz, hast du meine Schuhe gesehen?!" brüllt mein Verlobter Kai vom Schlafzimmer aus zu mir ins Wohnzimmer, wo ich grade Staub wische. „Welche suchst du denn?" rufe ich zurück, während ich die Blumen zurück auf den Tisch stelle. „Die schwarzen Lederschuhe. Habe gleich eine wichtige Besprechung im Büro!" „Die stehen unten im Kleiderschrank" ich gehe zu ihm, um auch sicher zu gehen, dass er sie auch wirklich findet. „Hab sie" lächelt er und zieht sie an. „Vielleicht solltest du mal deine Ansicht über das Thema Ordnung überdenken" lache ich und räume die Sachen weg, die er beim suchen durchs Zimmer geschmissen hat. „Ja sehr lustig" schmollt er, gibt mir ein Kuss auf die Wange und verschwindet ohne noch was zu sagen aus der Wohnung. Er ist weg. Endlich. Ich lasse alles fallen und gehe sofort ins Badezimmer. Erst jetzt sehe ich, was gestern passiert ist. Mal wieder. Ein nettes, blaues Auge ziert mein zartes Gesicht. Sofort breche ich in Tränen aus und lasse mich zu Boden fallen. Er hat mir versprochen es nicht mehr zu machen... er hat mir beim ersten Schlag vor ein paar Wochen versprochen, dass es nur ein Ausrutscher war. Das er mich nie wieder schlagen würde, mir nie wieder körperlich weh tun würde. Doch gestern Abend hat er das Versprechen gebrochen. Und warum? Weil ich aus versehen ein Loch in sein Lieblingshemd beim bügeln gebrannt habe. Er hat sich anschließend zwar sofort bei mir entschuldigt und hat auch versucht es irgendwie wieder gut zu machen, aber irgendwie verliere ich immer mehr den Glauben an das Gute in ihn. Ich weiß auch gar nicht vorher dieses aggressive Verhalten, das aufbrausende, das laute auf einmal herkommt. Kai war nicht immer so. Wir haben uns damals in meiner Ausbildung kennengelernt. Er war der beliebte Junge, den jeder wollte und ich war das Mädchen, was keiner wollte. Und das ging die ganze Ausbildung so. Bis zum Tag der Abschlussfeier, wo er mich fragte, ob ich seine Begleitung sein möchte. Aus mit nicht mehr bekannten Gründen habe ich damals ja gesagt und siehe da. Mittlerweile sind wir seit 5 Jahren zusammen und seit 4 Monaten verlobt. Ich war glücklich. Er hat mich zur glücklichsten Frau der gemacht. Bis er vor ungefähr 3 Monaten sein komplettes Wesen verändert hat. Von liebevoll und fürsorglich zu launisch und aggressiv. Und sobald ich ihn auch nur auf irgendwas anspreche kommt nur das klassische „Das geht dich nichts an" Gerede. Ich habs irgendwann dann einfach aufgegeben. Aufgegeben nachzufragen, aufgegeben es zu hinterfragen und habe es so hingenommen. Hatte ich eine Wahl? Nein.

Ich wasche mir mein Gesicht mit kalten Wasser und etwas Seife. Anschließend versuche ich mit etwas Make-up mein blaues Auge zu kaschieren was eher so semi gut funktioniert hat. Ach was soll's. Muss ich mir halt gleich fürs Büro eine Ausrede ausdenken. Gegen eine Tür gelaufen oder so. Beim ersten Mal hab ich behauptet, dass mir ein Sektkorken auf einer Feier ins Auge geknallt ist. Das es eine Faust, es seine Faust war, muss ja niemand wissen. Fertig geschminkt schnappe ich mir meinen Kaffee aus der Küche, hole meine Handtasche und verlasse die Wohnung. Ich gehe mit schnellen Schritten zum Wagen, in der Hoffnung, dass mich kein Nachbar sieht, aber so viel Glück sei mir einfach nicht gegönnt „Guten Morgen Frau Winter" begrüsst mich der Nachbar von gegenüber mit seinem ekelhaft gestellten Lächeln. „Guten Morgen Herr Klims" „was haben Sie eigentlich gestern wieder gemacht? Sie waren relativ spät noch sehr laut" Rentner. Menschen, die absolut nichts mehr in ihrem Leben haben, mit dem sie sich beschäftigen können, weshalb sie sich in andere Leben einmischen wollen. „Da müssen Sie sich vertan haben. Bei uns war es nicht laut" mit diesen Worten beende ich einfach das Gespräch, öffne mein Auto und steige schnell ein. Tief durchatmen Cara. Beruhig dich. Fahr einfach zur Arbeit, erfülle dein Soll und heute Abend hat sich das ganze Thema schon wieder erledigt. Hoffe ich ...

Auf der Arbeit angekommen scanne ich meinen Chip und begebe mich zu den Aufzügen. Schnell fahre ich hoch in den 8. Stock wo mein Büro ist. Ich arbeite in einer großen Marketingfirma. Kai ist der Chef der ganzen Firma während ich seine persönliche Angestellte bin. Sprich Termine vereinbaren, mich mit den Kunden auseinander setzen, Pläne ausdenken und so weiter. Stressig aber ich liebe meinen Job. Wir sind wie eine kleine gemeinsame Familie. „Morgen Cara" begrüßt mich Bernadette, meine beste Freundin mit der ich das Büro teile. „Morgen" lächle ich zurück und stelle meine Tasche auf meine Tisch. „Ach du scheiße was ist denn mir dir passiert?!" erschrocken sieht sie in mein Gesicht. Ach ja da war ja was... „ach ich hatte gestern mit Kai was getrunken auf den neuen Vertrag, den er unterschrieben hat und ich bin dann unglücklich gegen die Balkontür gelaufen" Lügen kann ich. Und ich hasse es. Ich hasse es vor allem meine beste Freundin anzulügen. „Dir sollte man echt den Alkohol weg nehmen, Süße" lacht sie „erst der doofe korken vor ein paar Wochen und jetzt das" „Ja" lache ich einfach mit, um in der Rolle bleiben zu können. Ich hoffe ich muss nie wieder lügen. Ich hoffe es war das letzte mal... aber irgendwas in mir sagt was ganz anderes... ich hab Angst!