Die Weihnachtsfalle

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„Aua, Mensch Justus jetzt mach dich doch nicht so breit."
Erklang ein leises Zischen im dunklen Wohnzimmer der Familie Jonas.
„Dann rück Du doch einfach nicht die ganze Zeit in meine Richtung Peter!"
Kam es nun von hinter dem großen Sofa zurück.
„Jetzt hört doch auf zu streiten, sonst werden wir ihn nie fangen!"
Sagte nun auch eine dritte Stimme.
„Wir wären doch überhaupt gar nicht erst hier, wenn Justus uns beiden nicht unbedingt beweisen wollte, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt!"
„Erstens gibt es ihn auch nicht Peter und zweitens ist es nicht meine Schuld wenn ihr Kinder noch an solchen Quatsch glaubt!" gab Justus gereizt zurück.
„Ja und genau das ist der springende Punkt, wir sind nämlich noch Kinder! Und wenn du nicht immer alles beweisen wollen müsstest wären wir jetzt auch nicht hier um den Weihnachtsmann eine Falle zu stellen. Wenn wir das vermasseln und er uns dann wegläuft bekommen wir nur Kohle, dann war's das mit den Geschenken."
Bob seufzte nur und hielt sich nun endgültig die Ohren zu, denn die Streiterei zwischen seinen beiden Freunden schien nicht enden zu wollen. Das ganze hatte vor einer Woche während einer der Unterrichtsstunde in der Schule angefangen. Die Lehrerin hatte alle Schüler gefragt was sie sich denn vom Weihnachtsmann wünschten, da sie dieses Jahr ja besonders artig gewesen waren. Doch Justus hatte sie unhöflich unterbrochen und gesagt, was ihr denn einfallen würde solche Lügen zu verbreiten und das sie als Erzieherin doch eigentlich besseres zu tun hätte als Kindern irgendwelche komischen Fantasien in den Kopf zu setzen. Die Lehrerin hatte daraufhin gefragt was Justus denn damit gemeint hatte, woraufhin er wiederum meinte das es schlichtweg keinen Weihnachtsmann geben könnte. Das hatte großen Tumult in der Klasse ausgelöst und ein paar Kinder hatten angefangen zu weinen. Peter war aufgesprungen und hatte Justus aufgefordert es ihm zu beweisen, woraufhin dieser meinte er würde den Weihnachtsmann fangen und dann allen beweisen, dass es sich dabei nur um einen Betrüger handelte. Und nun waren sie hier, an Heiligabend, auf ihrem selbst gemachten Lager aus Kissen und decken. Bob lies seine Hände von seinen Ohren sinken, denn auf einmal war ihm ein kleines Licht im Kopf aufgegangen. Wieso wohl glaubte Justus nicht an den Weihnachtsmann? Wieso glaubte ein Kind nicht mehr an den Weihnachtsmann? Es gab nur eine logische Erklärung dafür, das Kind hatte nicht das bekommen was auf seinem Wunschzettel gestanden hatte! Genau, so musste es sein. Justus hatte sich etwas sehnlichst gewünscht und der Weihnachtsmann hatte es ihm nicht gegeben und deswegen hatte Justus seinen Glauben an den Weihnachtsmann verloren!
„Du Just, wieso glaubst du eigentlich nicht mehr an den Weihnachtsmann?" unterbrach Bob die noch immer streitenden Zankhähne.
Und urplötzlich wurde es muksmäuschen still.
„Weil er nicht echt ist, denn wenn er echt wäre hätte er mir meinen Weihnachtswunsch erfüllt!" gab Justus zähneknirschend zu.
„Und was war dein Weihnachtswunsch?" fragte Peter unschuldig.
„Das geht euch gar nix an!" fauchte Justus angriffslustig
„Jetzt tu doch nicht so, so bedeutend kann ein Wunsch doch gar nicht sein!
Na was war es? Ein Fahrrad? Ein Mini Computer? Oder vielleicht doch ein Hund?"
Peter hatte unaufhaltsam weiter nachgefragt, doch Justus antwortete kein einziges Mal und Bob dachte nach. Es musste etwas sein, was viel persönlicher für Justus war als ein Fahrrad oder ein Computer, sonst hätte er nicht so reagiert. Ein Hund wäre eine Möglichkeit gewesen, doch Bob bezweifelte das sehr, nein es musste etwas sehr viel persönlicheres sein und schwierig auch noch dazu. Was war etwas, was nicht einmal der Weihnachtsmann tun konnte? Und dann viel der Groschen. Ein gigantischer Groschen, der Bobs Herz schwer werden ließ.
„Komm Peter hör auf, lass es gut sein." Bob zog ihn am Arm und ein bisschen von Justus weg. „Hä, wieso? Weißt du etwa was Justus sich gewünscht hat?" Peter runzelte die Stirn und Bob begann zu überlegen, ihm musste etwas einfallen und zwar schnell. „Du weißt es!" Doch er war anscheinend nicht schnell genug gewesen. „N...nein, tue ich überhaupt nicht!" Doch Peter schüttelte nur den Kopf. „Du bist ein verdammt schlechter Lügner, weißt du das!" Bob seufzte, ja das wusste er und Peter kannte ihn auch einfach zu gut, manchmal fragte er sich sogar ob Peter nicht seine Gedanken lesen konnte. „Lass es einfach sein. Kommt wir gehen hoch und können dann morgen nachgucken ob Geschenke daliegen oder nicht." Peter weigerte sich zuerst doch dann packten alle drei ihre Sachen zusammen und verschwanden in Justus Zimmer, welcher selbst die ganze Zeit über still blieb. Es dauerte eine Weile doch irgendwann waren alle friedlich eingeschlafen.
Doch mitten in der Nacht schreckte Justus dann noch einmal hoch. Er hatte etwas gehört und es war von unten aus dem Wohnzimmer gekommen. Er blickte zur Seite und musste schmunzeln. Bob und Peter schliefen noch, wobei Bob sich in Peters rechte Seite eingekuschelt hatte und Peter Bob umarmte. Beide schienen tief und fest zu schlafen und waren anscheinend nicht von dem Geräusch wach geworden, Justus entschied sich es dabei so zu belassen. Ganz leise schlich er sich die Treppe runter, doch im Wohnzimmer war niemand zu sehen. Justus schaute sich noch einmal genau um, da fiel ihm aus dem Blickwinkel etwas ins Auge. Scharf sog Justus die Luft ein. Unterm Weihnachtsbaum lagen nun ganz viele Geschenke und auch die Socken, welche er und seine beiden besten Freunde aufgehängt hatten waren nun zum platzen gefüllt. Aber wie konnte das sein? Tante Mathilda und Onkel Titus schliefen noch und Justus hatte sogar eine Klingel bei ihnen an die Tür gemacht um so sicherzustellen, dass sie nicht aus dem Zimmer unbemerkt entwischen konnten.
Was war hier nur los? Er war sich doch so sicher gewesen, da konnte er doch nicht falsch liegen...oder? Er ging die Treppe noch weiter runter, näher auf den Weihnachtsbaum und dessen Geschenke zu, dabei wäre er jedoch fast über ein kleines Geschenk am Fuß der Treppe gestolpert. Langsam und mit zittrigen Händen hob er das Viereckige Päckchen hoch. Es war nicht besonders schwer und groß war es auch nicht. Es war in weißes Papier gewickelt mit einer roten Schleife und vorne drauf war ein blauer Brief platziert. Noch immer zitternd öffnete Justus langsam den Brief und las die kleine Nachricht.

„Lieber Justus, leider kann ich dir deinen sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen, ich hoffe dennoch, dass dir dieses kleine etwas hilft und vergiss nicht, die Menschen die wir lieben werden immer bei uns sein, auch wenn wir sie nicht sehen oder fühlen können. Wir tragen sie immer bei uns tief in unseren Herzen!"

Danach lies er den Brief achtlos zu Boden sinken und machte ungeduldig das Päckchen auf. Der Inhalt raubte ihm den Atem und er hatte Angst der Boden würde unter seinen Füßen nachgeben. Langsam setzte er sich auf die Treppe und musste mehrmals blinzeln denn die Sicht verschwamm immer wieder vor seinen Augen. Justus betaste vorsichtig sein Gesicht und fühlte das seine Hände nass wurden. Er weinte. Justus hatte seit langem nicht mehr geweint. Dann blickte er wieder hinunter auf das was er in seinen Händen hielt. Es war ein Fotorahmen mit dem Bild einer kleinen Familie. Ein Mutter und ein Vater, die ihr kleines Baby in den Armen hielten und lächelnd in die Kamera schauten. Seine Mutter und sein Vater, die ihn in den Armen hielten. Er gab ein kleines Schluchzen von sich, dann drückte er das Bild fest an seine Brust um sich danach gegen das Geländer zu lehnen. So blieb er für eine ganze Weile einfach dort sitzen und weinte mit einem Lächeln auf den Lippen. Irgendwann merkte er wie sich die Müdigkeit langsam wieder in seinen Körper schlich und er wusste er sollte jetzt am besten wieder ins Bett gehen, sonst würde er morgen mit einem steifen Nacken aufwachen. Doch Justus kümmerte es nicht und so blieb er dort angelehnt an die Treppe sitzen, mit dem Bild in seinen Armen. Kurz bevor er endgültig einschlief hätte er schwören können noch ein leises Flüstern gefolgt von ein paar Glöckchen zu hören.

„Fröhliche Weihnachten Justus Jonas"



Die drei ??? und WeihnachtsfalleWhere stories live. Discover now