Mutprobe

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Mein schlug wild und drohte mir aus der Brust zu springen, zumindest fühlte es sich so an. Vor Nervosität, waren meine Hände schwitzig und meine Augen geweitet vor Angst.

Ich blickte zu Finn, meinem besten Freund, welcher neben mir stand, dieser eine Moment genügte, um mir zu zeigen, dass es ihm genauso ging wie mir.

Wir beiden hatten Angst, vor dieser Nacht und dennoch, standen wir hier. Wir hatten uns dieser Mutprobe angenommen.

Die Aufgabe war es, um Mitternacht, dieses Tunnelsystem zu betreten und bis zum Sonnenaufgang dort zu bleiben und den Ausgang zu finden.

Trotz dessen, dass man diese Tunnel schon vor einigen Jahrzehnten aufgegeben hatte, brannten schwaches Licht von der Decke hinab und gab so den Blick auf die Wände frei, welche über und über mit Graffiti beschmiert waren. Das alte Gemäuer funkelte vor Feuchtigkeit und es roch modrig und alt.

Ich blickte auf die Uhr meines Handys, noch zwei Minuten bis Mitternacht, ich schaltete die Videokamera ein. Wir sollten unseren Durchgang aufzeichnen.

Ich atmete tief durch, versuchte mich zu beruhigen, doch angesichts dessen, was mir bevorstand, war dies unmöglich.

Ich sah nochmal zu Finn und er blickte zurück.

„Wir müssen das nicht machen, Sam", sagte Finn zu mir und seine eisblauen Aug funkelten ängstlich.

Ich warf meine langen roten Haare über die Schulter und atmete einmal tief durch.

„Wenn wir es nicht tun, hören Daniel und seine Freunde niemals auf damit", erwiderte ich energisch.

Daniel und seine Freunde, zogen seit Beginn der High School über uns her und wir beide wollten, dass es aufhörte.

„Ja, aber hast du nicht gehört, was sie sagten?", erwiderte mein bester Freund, „Ein blutrünstiger Dämon, der Geist eines alten Tunnelarbeiters, soll hier unten leben", erzählte er mir von der uralten Legende, welche uns auch Daniel aufgetischt hatte.

Ich glaubte nicht an sowas. Das waren doch nur Lügengeschichten, um Leuten Angst zu machen.

„Ach, dass ist Quatsch. Sowas wie Geister und Dämonen gibt es doch nicht", erwiderte ich, um ihm Mut zu machen, „Sind doch nur ausgedachte Horrorgeschichten."

„Wenn du meinst", erwiderte Finn.

Ein letzter Atemzug, bevor wir beide das Labyrinth betraten.

Zwei Stunden irrten wir nun schon umher, mittlerweile, hatten wir den beleuchteten Teil verlassen und die Finsternis hatte uns verschlungen. Nur noch die Taschenlampen unserer Handys spendeten uns schwaches Licht. Wir erkannte gerade mal, was wenige Meter vor uns zusehen war.

Hier gab es keine Graffiti mehr an den Wänden, soweit traut sich dann wohl keiner hinein, so ganz ohne Licht.

Mein Herz schlug wie wild unsere Schritte hallten von den Wänden wieder, doch ansonsten herrschte vollkommene Stille.

Finn und ich, hatten in den letzten Stunden nur wenige Worte gewechselt. Immer dann, wenn wir eine Entscheidung treffen mussten, in welcher Richtung wir gingen oder wir uns gegenseitig Mut zusprachen.

Erneut gabelte sich der Weg, diesmal in zwei Richtungen. Links und rechts.

Ich blickte Finn an und er blickte zurück.

„Was meinst du?", fragte ich ihn flüsternd.

Es gab keinen Grund zu flüstern, dennoch tat ich es, aus Angst.

„Wir könnten es diesmal mit Links versuchen", schlug Finn vor.

Die letzten Male, wäre wir immer rechts gegangen und eigentlich wollte ich diese Taktik auch gerne beibehalten.

„Ich finde, wir sollten unserer Taktik beibehalten, einfach um sicher zu gehen, dass wir uns nicht verlaufen und im Notfall wieder zurück finden", erklärte ich ihn leise.

Finn nickte. „Du hast recht."

Also bogen wir rechts ab.

Nach wenigen Metern fiel mir auf, dass irgendwas anders war, ich fühlte mich merkwürdig, wie beobachtet. Doch traute ich mich nicht, mich umzusehen.

Aufmerksam, achtete ich auf die Geräusche in meiner Umgebung, noch immer hallten unsere Schritte von den Wänden her wieder. Doch etwas war anders, als die letzten zwei Stunden. Der Gleichschritt von Finn und mir, schien von anderen Geräuschen unterbrochen zu werden.

Ich schwieg über deren Existenz, wollte Finn nicht weiter verunsichern, dass war er auch ohne mein Zutun schon mehr als genug und sicherlich, gab es eine logische Erklärung dafür. Wahrscheinlich, war es einfach nur Wasser, welches von der Decke auf den Boden fiel.

Langsam wurden Finn und ich hungrig und man merkte uns die Erschöpfung schon an. Drei Stunden durch dieses unterirdische Labyrinth zu laufen und nach einem Ausgang zu suchen, während einem die Angst am Nacken saß, war einfach Nerven raubend.

Zum Glück hatten Finn und ich vorgesorgt und uns Nahrung für die Nacht eingepackt.

Ohne Worte entschlossen wir uns gleichzeitig dazu eine Pause einzulegen.

Doch während wir rasteten, wurde ich dieses Gefühl des beobachtet werdens einfach nicht los.

Das Tropfen des Wassers wurde lauter, schien näher zu kommen. Auch Finn schien es zu bemerken, denn sein Blick wurde ängstlicher und er schien den Atem anzuhalten.

„Das ist nur Wasser, welches von der Decke tropft", versuchte ich meinen Freund zu beruhigen. Doch wusste ich, dass das nicht stimmen konnte, denn Wasser beobachtete einen nicht. Und so fühlte ich mich schon die letzte Stunde über.

Ein lautes, rasselndes Geräusch, welches wie schwerfälliges Atem klang.

Ich wagte nun doch einen Blick über meine Schulter und riss vor Schreck die Augen auf, während ich den Atem anhielt.

Wir waren nicht alleine!

MutprobeWhere stories live. Discover now