Broken Soul

Peace

Rey blickte auf den Säugling in ihren Armen. Ihr Sohn. Bens Sohn. Der Junge schlief tief und fest. Rey konnte sich kein unschuldigeres Wesen vorstellen. Kinder waren so friedlich. Keines von ihnen verdiente den Krieg.

Sie hoffte darauf, dass sie und Ben den Krieg bald beenden können. Auch, damit sie endlich beisammen sein konnten. Immer. Rey wollte, dass sie Ben offiziell den Vater ihrer beiden Kinder nennen konnte. Aber noch war das unmöglich. Er war der Oberste Anführer der Ersten Ordnung, sie die letzte Jedi, das Friedenssymbol des Widerstands. Ihre Liebe zueinander war genauso verpönt wie verboten. Doch das war Rey egal. Sie glaubte an den Frieden, falls es so etwas überhaupt gab. Sie glaubte daran, dass Liebe Grenzen überschreiten und Mauern zum Fall bringen konnte, wie keine andere Waffe. Sie hatte Bens eiserne Mauern zu Fall gebracht und ihn aus dem ewigen Abwärtssog der Dunkelheit befreit.

Seit mehr als fünf Jahren stand er nun an der Spitze der Ersten Ordnung und hatte sich seine Machtposition ausgebaut. Er wurde mit Respekt behandelt. Auch die Galaxis zweifelte mittlerweile seine bösen Absichten an. Die Entführungen von Kindern waren schnell gestoppt wurden und Sklaverei war verboten. Dennoch kämpfte der Widerstand eisern gegen ihn.

Vor drei Monaten hatten Leia ihren Posten als General an Poe übergeben und sich zur Ruhe gesetzt. Sie war eine der Wenigen, die von ihrer Beziehung zu Ben wussten. Chewie, Maz und Rose waren die anderen Eingeschworenen. Dem Rest des Widerstandes erzählte sie, dass Kinder Geschenke der Macht seien. Da niemand wirkliche Kenntnisse der Macht besaß, glaubten ihr die meisten. Dennoch wurden oft skeptische Blicke auf sie und die beiden Kinder geworfen. Vor allem, weil es bereits zwei waren. Bei einem Kind von der Macht dachte sich niemand etwas dabei, doch als Rey das zweite Mal schwanger wurde, erhöhte sich das Unglauben über ihre Aussage.

Rey und Bens erstes Kind war ein niedliches Mädchen namens Caitlyn Solo. Sie sah aus wie eine kleine Kopie von Rey mit leicht abstehenden Ohren und Bens rabenschwarzen Locken. Caitlyn war ein fünfjähriger Wirbelsturm, der durch den Widerstand fegte und alle verzauberte.

Jacen Solo war erst zwei Monate alt. Da er fast einen Monat zu früh geboren worden war, war er noch immer sehr klein. Wenigstens hatte er mittlerweile etwas Babyspeck angelegt, meinte Ben bei ihren Machtverbindungen. Rey fand, dass das aber auch so sein sollte, da der Junge alle zwei Stunden gefüttert werden wollte. Das einzige Problem war, dass Jacen aufs Haar genau aussah wie sein Vater. Rey hätte sich nicht daran gestört, aber es verbreiteten sich bereits Gerüchte. Allerdings versuchte sie sich keine Sorgen darüber zu machen, da auch dieses Geheimnis irgendwann gelüftet werden musste. Irgendwann mussten endlich die Verhandlungen zwischen Widerstand und Erster Ordnung zustande kommen. Rey fragte sich häufig, warum Finn und Poe immer noch so erbittert kämpfen wollten. Seit Jahren wurden sie nicht mehr angegriffen und die Galaxis hatte nahezu keinen Grund mehr, sich gegen die Erste Ordnung aufzulehnen. Es war eher ein neutrales Schweigen aller Seiten. Leider legten das die neuen Anführer des Widerstands als „die Ruhe vor dem Sturm aus". Sie unterstellten Kylo Ren ein heimtückisches Spiel, dass sie im nächsten Schlag alle vernichten würde.

Durch die lustigen Geräusche, die Jacen plötzlich von sich gab, wurde Rey aus ihren Gedanken gerissen. Das Baby winkte mit seinen winzigen Ärmchen durch die Luft und grinste sie sabbernd an. Sie bemerkte Ben tatsächlich erst, als er ihr einen sanften Kuss in den Nacken hauchte und seine warmen Hände über ihre legte. Es war das Gefühl von absoluter Geborgenheit und bedingungsloser Liebe, dass Rey durchströmte. Sie lehnte sich an Ben und beobachtete, wie er Grimassen schnitt, um seinen Sohn zum Lachen zu bringen. Dieser krallte sich aber lieber in den langen Locken seines Vaters fest.

„Wir haben morgen unseren fünften Hochzeitstag", erinnerte sich Ben andächtig. Fünf Jahre waren sie dann verheiratet und konnten noch immer nicht in Frieden zusammenleben.