ᴘʀᴏʟᴏɢ ɪ ♠️

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Leise und darauf bedacht niemanden auf sich Aufmerksam zu machen, lief sie den Treppengang hinab. Ihre kalten Hände zitterten als sie mit ihren zierlichen und gebrechlichen Fingern das Geländer umschloss.

Während sie am Ende der Treppe angelangt war, konnte sie ein leichtes Flackern aus dem Wohnzimmer entnehmen. Ihre Eltern waren also noch wach. Es war sehr ungewöhnlich für diese Zeit.

Sie trat leise am Wohnzimmer vorbei, doch als sie immer lauter werdende Stimmen daraus entnehmen konnte, hielt sie inne.

Ihren Atem kontrollierte sie ebenfalls, sodass er in gleichmäßigen Zügen folgte. Als wäre sie nur ein Schatten der Nacht. Niemand konnte sie je wahrnehmen. Hoffte sie zumindest inständig.

"Was sollen wir nur mit ihr machen?" Ertönte die grobe Stimme ihrer Mutter. Sie war wieder einmal außer sich. Regte sich erneut über Y/N auf, sowie es sehr oft der Fall war.

Aus diesem Grund sperrte sie sich häufig in ihrem Zimmer ein und ließ niemanden an sich heran. Konflikte vermeiden, das war das einzige woran sie denken konnte.

Niemanden zur Last fallen. Einfach nicht existent sein. Das wäre das Beste. So konnte sie keine Fehler tätigen.

"Sie hat keinen Schulabschluss, schafft es nicht einmal allein einzukaufen. Ist dieses Weib denn überhaupt Lebensfähig? Sie ist eine Schande für die ganze Familie!", Wütend fing ihre Mutter an diese Worte preis zu geben, welche schon sehr lang in ihr brodelten.

Vor Schock hielt sich Y/N ihre Hände vor den Mund. Ihr Atem stockte allmählich komplett. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Angst erfüllte ihren Gesamten Körper.

"Wäre sie doch mehr wie ihr Bruder. Sie ist wirklich zu nichts zu gebrauchen!", Ein lauter Knall ertönte aus dem Wohnzimmer. Zerbrochenes Glas, vermutete sie.

Ihre Hände wanderten zu ihren Ohren. Sie konnte die Worte langsam nicht mehr hören. Immerzu wurde sie mit ihrem kleinen Bruder verglichen. Da er so viel mehr im Leben zu bieten hatte, als sie selbst.

Ihre Sicht verschwamm allmählich. Seit Tagen hatte sie nichts gegessen, sich nicht aus dem Zimmer getraut. Nun spürte Y/N die Folgen davon.

Sie kam ins Schwanken, landete laut gegen dem Türrahmen und glitt zu Boden. Der Schmerz zog sich einmal durch ihre ganze Schulter. Das Kribbeln lief durch ihren gesamten Arm, bis hinunter ins Handgelenk.

"Was war das?", Dumpf ertönten die Worte ihrer Mutter. Tränen bahnten sich ihre mittlerweile kühlen Wangen hinab. Mit dem Gesicht gegen die kalte Wand gelehnt. Es gab ihr ein wenig das Gefühl noch lebendig zu sein.

In einem Wimpernschlag erhellte sich das Licht in dem ellenlangen Flur und gab ihm ein wenig Leben.

"Y/N, was machst du hier!? Geh sofort rauf in dein Zimmer!", Die Finger ihrer Mutter schnellten hinauf in Richtung Treppe, zu einem Zeigefinger geformt.

Mit viel Kraft raffte sie sich auf, sodass sie zumindest auf ihren Knien sitzen konnte. Verheulte Augen blickten nun ihre gegenüber stehende Mutter an.

"Ich... wollte... doch... nur etwas Essen...", Krächzte sie leise, Schmerzen gingen durch ihre Stimmbänder.
Tagelang saß sie stumm in ihrem Zimmer. Es dauerte eine Weile bis sich ihre Stimme wieder daran gewöhnte zu sprechen.

Im nächsten Moment spürte sie einen heißen Schmerz an ihren Wangen. Welcher von Sekunde zu Sekunde immer betäubend schmerzhafter wurde. Ihre Mutter verpasste ihr eine Backpfeife und diese hatte es wirklich in sich.

"Geh arbeiten für dein Geld! Du bist alt genug. Denkst du ich füttere dich dein Leben lang durch, bis du alt und grau bist?", Sie runzelte ihre Stirn, die Wut stand ihr wirklich eingemeißelt. Es wirkte wirklich ziemlich beängstigend.

Y/N jedoch schüttelte nur mit ihrem Kopf, ihr Blick glitt danach direkt wieder zu Boden. Sie traute sich schon gar nicht mehr ihrer Mutter in die Augen zu schauen.

"Sieh mich gefälligst an wenn ich mit dir rede du nichtsnutziges Miststück!", Brüllte sie nun in einem Hellhörigen Ton, selbst die Nachbarn Zwei Häuser weiter hätten diesen Harschen Ton vernommen.

Der Kloß in Y/N's Hals saß so fest, dass sie keinen Ton heraus bekam. Eher versuchte sie sich neue Tränen zu unterdrücken. Es beanspruchte genug Kraft.

Wütend packte ihre Mutter sie am Oberarm und zog sie den ganzen Flur entlang bis zur Haustür.
Sie traf dadurch einige weiterer blauer Flecken, welche sie ihr verpasste. Immer und immer wieder spürte sie diese Schmerzen. Bislang gab es keinen Tag ohne.

"Mach das du weg kommst!", Sie schmiss Y/N auf den kalten Asphalt vor der Tür. Mit dem Hinterkopf kam sie schwer auf dem Boden auf.
Regungslos lag sie nun da, konnte sich weder bewegen noch denken. Sie ließ es einfach auf sich zu kommen.

In die Sterne blickend spürte sie erst wie kalt es eigentlich war. Kein Wunder, denn es war kurz vor Frühlingsanfang. Mit anderen Worten, wurden es in der Nacht mit Glück 5°.

Das Mondlicht schien kalt auf ihr Gesicht herab, die Tränen, welche sie nun nicht mehr zurückhalten konnte, glitzerten Weiß.

Sie ließ in ihrem Kopf ihr ganzes Leben noch einmal Revue passieren, dachte nach was sie nun tun konnte. Und dachte an ihre einzige Freundin Sophie. Nur diese konnte sie nun noch aus dieser misslichen Lage befreien.

-

Y/N erzählte ihr all ihre Schmerzen, welche sie seit Kindheitstagen mit sich herum trug und bat ihre Freundin um rat. Sie war die einzige die infrage käme. Die einzige die sie nie verspottet hatte, in ihrer Gesamten Lebenslaufbahn.

Doch das einzige was sie als Rückmeldung bekam, war ein Lachen ihrerseits.

"Du? Du denkst ich würde dir helfen? Das ich nicht lache. Das einzige was ich von dir wollte, war an deinen Bruder ranzukommen. Ich habe es auch geschafft, also brauche ich dich nicht mehr. Na dann, wir sehen uns.", Abfällig grinsend winkte sie ihr noch zum Abschied zu.

Geschockt blickte Y/N ihr hinterher. Das konnte doch nur ein Albtraum sein, dachte sie sich. Nun hatte sie sogar ihre einzige Freundin verloren. Ihr Herz so kalt, wie der Nachthimmel. Ihr Körper fühlte sich ab diesem Zeitpunkt nur noch leblos an.

Ihre Beine trugen sie durch die Lichter der Stadt. Y/N konnte nun keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie eine Leblose Hülle taumelte sie durch die Abendstadt.

Einige betrunkene Menschen bahnten ihren Weg, welche sie jedoch ignorierte. Sie nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr. Ihr war nun endgültig alles egal, sie hatte weder Ziele noch einen Lebenssinn. Sie fühlte sich verraten und verletzt, nichts konnte ihr jetzt noch genommen werden.

Irgendwann kam sie an einem großem Gelände an, sie beachtete es nicht weiter und lief einfach weiter über die große Parkähnliche Anlage. Die Häuser schienen bedrohlich in der Dunkelheit, keine einzige Laterne schien mehr. Es war nur der Mond, der die Straßen erhellte.

Vor einem Gebäude blieb sie stehen und las das Schild. Welches direkt vor ihr im Mondlicht scheinte.

"Psychiatrie...", Murmelte sie mit einem Grinsen. Im nächsten Moment wurde ihr schwarz vor Augen, sie fiel in Ohmacht.

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Der Schreibstil wird nur im Prolog in der Erzähler Perspektive sein!

🅿🆂🆈🅲🅷🅸🅰🆃🆁🆈 | ᴋᴀᴢᴜᴛᴏʀᴀ x ʀᴇᴀᴅᴇʀ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt