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Nur mit Mühe hatte ich heute Morgen die Küche von den ganzen Alkoholflaschen und den Essensresten beseitigt, die Mara und Aylin bei mir hinterlassen hatten. Ich hatte diese Woche einen neuen Job angenommen und die beiden überraschten mich zur Feier des Tages mit einer kleinen Party. Es war irgendwie lustig, sich zu dritt abzuschießen. Wir haben immer total viel Spaß, wenn wir zusammen sind und reden über jeden möglichen Scheiß. Besonders für Mara war es eine schöne Ablenkung gewesen, da sie gerade eine schwere Zeit durchmachte und deshalb vorübergehend bei mir eingezogen war. Aylin, unsere gemeinsame Freundin, hängt seitdem ständig bei uns ab. Aufgrund der Umstände hatte sich meine Wohnung im Zentrum der Stadt in den vergangenen Wochen fast schon zu einer WG entwickelt. Für uns drei war sie eigentlich viel zu klein und der Preis aufgrund des heruntergekommenen Zustandes überhaupt nicht gerechtfertigt. Wir fühlten uns hier trotzdem irgendwie wohl. Auch wenn ich meine Zeit alleine sehr genoss, hatte ich beide gerne um mich, da sie wie Schwestern für mich waren. Allerdings fiel es Mara schwer, alleine zu sein und den Drang ihrer Freunde nach Freiraum zu akzeptieren. Unsere Gesellschaft reichte ihr oft nicht aus und sie umgab sich daher mit oberflächlichen Bekanntschaften, die sie vorübergehend mit Anerkennung und der nötigen Aufmerksamkeit bescherten. Dazu feierte sie gerne und ausgiebig Hauspartys, die aufgrund der veränderten Wohnsituation jetzt auf meine Kosten gingen. So blieb ich auch dieses Wochenende nicht verschont davon.
Diesen Samstag hatten wir die meiste Zeit mit Putzen verbracht. Daher freute ich mich darauf, den Abend mit einem guten Film faul auf der Couch zu verbringen. Ich gönnte mir vorher noch eine lange Dusche. Gerade als ich den Föhn ausstellte und mein Radio leiser drehte, welches schon die ganze Zeit das kleine Badezimmer behallte, vernahm ich fremde Stimmen, die plötzlich in die Wohnung drangen. Durch die halbdurchsichtige Badezimmertür konnte ich erkennen, wie sich mein Flur mit alkoholisierten jungen Menschen füllte, ein Teil davon quetschte sich Richtung Wohnzimmer, wo bereits auch schon einige Leute chillten. In diesem Moment drehte jemand die Musik aus den Boxen lauter. Mara hatte wahrscheinlich wieder einmal irgendwelche Fremden aus ihrer komischen Theater-Gruppe eingeladen und die hatten wiederum alle auch noch ihre Freunde dabei. Scheiße. Ich hätte es eigentlich schon ahnen müssen, denn so was tat sie ständig. Ich hasste es. Irgendwie habe ich heute überhaupt nicht damit gerechnet und mit meinem von der Dusche verschmierten Make-up im sah ich aus, wie der Geist aus The Grudge. Genervt griff ich in meinen Kulturbeutel, um mich noch irgendwie zurechtzumachen, damit ich möglichst unentdeckt das Badezimmer verlassen konnte.
