Die Nachricht

104 1 0
                                    


Es war ein normaler Tag. Normal hieß Langweilig. Langweilig hieß schlechte Laune, nicht nur bei mir. Nein, heute schien bei jedem Langeweile zu herrschen und somit auch die schlechte Laune. Das Problem hierbei war, dass wir Herrn Jedtberg in den ersten beiden Stunden hatten. Allerdings war unser Rechnungswesen Lehrer, momentan nicht wirklich gut auf uns Anzusprechen. Aber wer wäre das schon, wenn die Klasse jedes Mal die Hausaufgaben vergaß. „Also wir starten heute mit einem neuen Thema", sagte, er und an seinem Ton, Körperhaltung, der Mimik und blitzenden Augen konnte man gut erkennen, dass er sauer und nicht gut drauf war. Außerdem hatte er nicht hallo gesagt. Leise seufzte ich. Als die beiden Stunden endlich vorbei waren, ging ich zu meinen Freunden in die Pause. „Puhh, war das anstrengend", sagte ich und lies meinen Kopf erschöpft sinken. „Für Sie kann es gar nicht so anstrengend gewesen sein. Sie haben ja kaum mit gemacht. Sie wissen was das heißt. Nachsitzen direkt nach der Schule." Ich wirbelte während dieser Ansprache herum und starrte die Person hinter mir an. Wieder ließ ich erschöpft den Kopf sinken und antwortete niedergeschlagen: „In Ordnung Herr Jedtberg. Ich werde da sein." Vanessa die neben mir ging fing an zu kichern. Herr Jedtberg strafte sie mit einem bösen Blick, bevor er sagte: „Das gleiche gilt auch für sie Vanessa." Während Vanessa das Lachen im Hals stecken blieb und ich nicht mehr damit aufhören konnte, ging unser Rechnungswesen Lehrer davon. Unsere Freunde sahen uns verstört an. „Was ist denn mit euch los?", fragte Beyza verwirrt und zog dabei eine Augenbraue nach oben. Nachdem Vanessa erzählt hatte was eben passiert war und ich halb auf dem Boden lag sagte Beyza: „Manchmal bist du echt gemein." „Das nennt man Karma, außerdem hat sie mich zuerst ausgelacht", sagte ich mit einem breiten Grinsen. Vanessa verdrehte die Augen. 10 Minuten später klingelte es zur 3. Stunde und Vanessa und ich verabschiedeten uns von den anderen. „Huhh", sagte ich seufzend und fügte hinzu, „ Jetzt haben wir PöhPöh. Ich habe irgendwie, dass Gefühl, das etwas passieren wird." Vanessa nickte und antwortete; „Das ist doch immer so. Ich weiß gar nicht warum dir PöhPöh überhaupt noch vertraut. So oft wie du schon dein Versprechen gegenüber ihm gebrochen hast." „Jeder hat eine zweite Chance verdient Frau Schröder. Oder...Eben halt auch mehrere, wie in ihrem Fall Frau Pöhla", sagte auf einmal jemand hinter uns. „Herr Pöhler...", sagte ich und schaute meinem Mathe Lehrer in die Augen. Er gab mir einen denkwürdigen Blick und sagte: „Ich weiß, dass sie denken, dass etwas passieren wird und ich weiß es für mich selbst auch. Tun sie mir nur diesen einen Gefallen und bleiben sie diesmal ganz in meinem Unterricht. Sie würden ihnen und mir damit einen großen Gefallen tun." „Ich...", begann ich, doch wurde ich durch Herrn Pöhler unterbrochen: „Versprechen sie es mir einfach. Bitte." Ich seufzte und sagte mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck: „Ich verspreche es ihnen, Herr Pöhler." Er nickte nur und ging ins Klassenzimmer. Meine Freundin sah mich entgeistert an. „Ich weiß was du sagen willst. Spar es dir." „Ich sage es dir trotzdem, weil du meine beste Freundin bist: Du weißt genauso gut wie ich, dass etwas passieren wird und dass du früher abhauen wirst." „Ich weiß...", sagte ich traurig und Vanessa fügte hinzu: „Seine Geduld ist auch irgendwann zu ende. Er wird dir nicht für immer eine zweite Chance geben. Diese Vertrauensbrüche hat er nicht verdient, Lara. Niemand hat das. Aber am wenigsten er." „Das weiß ich alles. Mensch manchmal klingst du genau wie Pille", sagte ich mit einem kleinen lächeln. „Verdammt nochmal Lara, ich versuche dir hier zu helfen. Ich bitte, nein ich flehe dich an. Wenn dich jemand anruft, lass es sein. Egal was es ist. Oder meinetwegen lass es jemand anderes machen, aber geh nicht selbst. Oder du verlierst das Vertrauen von Herrn Pöhler für immer." „Beängstigend, wie du Pille aus der Seele sprichst. Ihr würdet euch gut verstehen." „Es ist echt hoffnungslos mit dir", sagte Vanessa verärgert und folgte mir in den Klassenraum. Sie endete die Lektion mit: „Außerdem bist du manchmal echt wie Kirk." Sie packte mich am Arm und flüsterte: „Versprichst du mir, dass du jemand anderen schicken wirst, falls dich jemand anrufen sollte?". „Okay, ich verspreche es ja. Jeez, warum muss ich heute so vielen etwas Versprechen?". Wir setzten uns auf unsere Stühle und folgten gelangweilt dem Unterricht. So als wenn ich es heraufbeschworen hätte, bekam ich eine WhatsApp auf mein Armband. Kurz schaute ich nach meinem Lehrer. Er stand vorne und erklärte etwas. In Sicherheit wissend schaute ich auf mein Armband und wollte gerade schauen, wer mir schrieb als ich plötzlich ein Räuspern vor mir hörte. Ich zuckte sofort zusammen, während ich langsam meinen Kopf hob und ein kleines verkrampftes Lächeln aufsetzte. ,,Hehe", sagte ich und schluckte schwer. Bei dem Blick den mir mein Lehrer gab, verging mir mein lachen. Er hatte die Arme verschränkt und sah mich aus drohenden Augen an. ,,Frau Pöhla wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, keine Handys, Armbänder oder sonst irgendwelche Elektronischen Geräte in meinem Unterricht." Am Ende klang er sehr sauer. „Tut mir leid Herr Pöhler", sagte ich klein laut und zog mein Kopf zu meinen Schultern. Seine ausgestreckte Hand, zeigte mir dass ich meine elektronischen Geräte abgeben musste. Seufzend tat ich wie mir befohlen und gab alles außer meinem Armband ab. Sobald Herr Pöhler wieder vorne an der Tafel war, schaute ich auf meinem Armband nach, wer mir geschrieben hatte. Mit einem leichten Kribbeln im Bauch und einer schlechten Vorahnung wiederholte ich den Namen auf dem Display laut in meinem Kopf: „Jessy". Die Nachricht beinhaltete nur Koordinaten und ein dringendes Hilfe in Großbuchstaben. Während ich noch vertieft in meine Gedanken war, griff mich plötzlich jemand am Arm und zog mich leicht zu sich. „Ich weiß was du vor hast und sage lass es." „Das hier ist vielleicht ein Notfall. Ich muss meiner alten Freundin helfen", sagte ich mit einer ausdruckslosen Mine. „Hast du mir vorhin eigentlich zu gehört?". „Ja habe ich. Aber ich kann Jessy doch nicht hängen lassen. Sie würde das gleiche auch für mich tun." Ich stand auf, rannte nach vorne um mir mein Handy zu schnappen und rannte dann zur Tür. An dieser blieb ich stehen, da eine saure Stimme hinter mir sagte: „Ich warne sie Frau Pöhla. Wenn sie jetzt durch diese Tür gehen, werden sie den Rest ihres Lebens nachsitzen." Ich schaute meinen Mathe Lehrer an und sagte: „Dann muss ich das wohl riskieren." Kurz hielten wir Augenkontakt, bevor ich aus dem Raum stürmte und mich nach Duskwood beamte.


Die Wahrheit (Duskwood)Where stories live. Discover now