Kapitel 1 - Wie alles begann

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Ich errinnere mich noch genau daran, wie es darmals war.
Das Weisenhaus mitten im Wald, weit weg vom nächsten Dorf. Nimand wollte das leiden von uns Kindern sehen.
Das leben war nie einfach, ich errinere mich noch an den Tag an dem meine Eltern zum Krieg gezwungen wurden, als wäre es erst gestern gewesen. Der warme Sommerwind wehte mir durch die Haare, die Sonne lies sie wie Flüssiges Silber glänzen. Ich spielte wie immer mit unserem Hund, ihr Name lautete Senta. Sie sah aus wie ein Schwarzer Wolf, aber Wölfe waren größer und gefährlicher als sie. Wir rannten immer zusammen über Vaters Felder, auch wenn wir das eigendlich nicht durften wegen der Ernte. Die feuchte Erde unter den Füßen und die feuchte Hundezunge die einem übers Gesicht schleckte, es war ein schöner Tag. Doch mit einem schlag war alles weg. Ich errinere mich daran wie ich die schweren Rüßtungen der Soldaten klirren und klappern hörte als sie über die breite Straße aus Erde und Steinen in unser kleines Dorf Marschierten. Ich hatte noch nie Jemand anderst über diesen Weg zu uns kommen gesehen außer die Händler mit den Holzkarren, vor denen immer ein oder zwei Esel gespannt waren die ich füttern durfte. Doch selbst wenn ich noch nie die Soldaten in ihrer Eiserner Rüßtung gesehen hatte wusste ich genau was es heißt. Ich hatte mich hinter der Alten Birke versteckt und beobachtete wie die Soldaten von Haus zu Haus gingen und die Instabilen Holztüren gegebenfals einschlugen wenn sie nicht geöffnet wurden. Ich rannte so schnell wie mich meine Füße trugen Heim, zu dem kleinen Häuschen mit Strohdach, ganz außen vom Dorf. Ich nahm den Eingang hinten am Haus, sodas mich keiner sah. Die Tür knarrte laut als ich sie vorsichtig öffnete. Ich schlich mich hastig hinein und lief über die alten Dielen durch das Haus auf der suche nach meine Eltern. Ich hörte meine Mutter aus dem Schlafzimmer schluchzen und öffnete Vorsichtig die Tür. Sie saß auf dem Bett, naja es war kein richtiges Federbett wie es die Könige und Krieger hatten, sondern nur ein Bettgestell mit Stoh und einer Decke darüber damit es nicht zu kratzig ist. Meine Vater huld sie tröstend im Arm, doch er hatte genau so ein Angstverzerrtes Gesicht wie sie. Ich rannte zu ihr hin und drückte mein Gesicht in ihren Schoß "Ich habe Angst Mama." nuschelte ich leise und versuchte mir die Tränen zu verkneifen. Sie waren ein Zeichen von Schwäche, nicht Körperliche Schwäche sondern Geistige. Ich wollte nicht schwach sein. Bevor ich reagieren konnte hämmerte es schon an der Tür wodurch der Staub von den Dachbalken auf uns herrab fiel. "Sofort Aufmachen!" schrie ein Soldat mit rauchiger Stimme. Senta lief sofort Bellend zur Tür, sie wusste auch das die Soldaten nichts gutes Wollten. "Aufmachen!" diesmal schrie der Soldat noch lauter und man konnte den Zorn in seiner Stimme hören. Ich sah meinen Vater an, es war kein Leben mehr in seinen glasigen Augen. Er sah mich an und stand auf um direkt wieder vor dem Bett auf die Knie zu gehn. Er taste den leicht vom Stroh bedeckten Boden ab und hob ein paar der knarrenden Dielen hoch unter denen sich ein kleines Loch aufgab. "Rein da!" flüsterte er mir energisch zu. "..aber Vater.." antwortete ich und sah zu ihm "Sie werden dich töten wenn sie dich finden!". Es hämmerte immer fester an der Tür und man konnte das brechende Holz das unter einer Axt nachgab deutlich hören. Bevor ich mich versah packte mich mein Vater und zerrte mich in das Loch. Er lies die Dielen leise aber schnell wieder runter bevor er die stelle wieder mit etwas Stroh verdeckte. Es war zimlich feucht in dem Loch, aber das war mir egal als das Bellen von Senta verstummte und ich nur noch das kurze jaulen und folgende klägliche winseln vernahm. "Dämlicher Köter." das warn die Worte die ich darauf hörte, diesmal von einem anderen Soldaten mit hellerer Stimme. Bevor ich überhaupt realisierte was da grade geschehen war stürmten die Soldaten ins Haus und durchsuchten nacheinander die Räume, sie zerstörten alles, einfach nur aus Langeweile weil sie wussten das Niemand mehr zurückkehren würde.
Das schlimmste an was ich mich aber errinere war wie die Soldaten in das Schlafzimmer reinstürmten und meine Eltern brutal aus dem Haus zerrten. Ich sah wie sie meine Mutter und meinen Vater zusammenschlugen als sie sich wehrten. "Ihr Drecksbauern habt den König euren Dienst im Krieg zu erweisen!" schrie der bullige Soldat meinen Vater an und verpasste ihm den nächsten Schlag ins Gesicht. Es war der Soldat der an der Tür hämmerte, ich erkannte seine rauchige Stimme. Er hatte ein Blindes Auge, das sah ich durch die schlitze des Holzes, es war völlig bleich, und einen buschigen braunen Bart hatte er auch. Der Rest war von dem Eisenhelm der Rüstung verdeckt, doch ich merkte mir sein Gesicht gut, fals ich überlebte und ihn wiedertraf. Das letzte was ich von meinen Eltern sah war wie sie aus dem Zimmer gestoßen wurden, an den Händen mit spröden Seilen gefesselt. Es herrschte kurz stille, doch ich traute mich nicht mich zu bewegen. Der Alte Lumpen den mir meine Mutter zu einem Mantel mit Kaputze umgenäht hatte lies die Soldaten mich offensichtlich übersehn da ich ihn tief ins Gesicht gezogen hatte, das hoffte ich zumindest. "Ihr durchsucht die Häuser, nehmt alles mit was wir brauchen können. Und dann brennt sie nieder." hörte ich einen Soldaten durch das Dorf rufen. Ich wusste nicht was ich nun tun sollte, aus meinem Versteck vorkommen und versuchen zu fliehen, oder weiter in dem erdrückendem Loch bleiben und womöglich in dem baldigen Feuer qualvoll verbrennen? Feuer, ich fand dies ist ein faszinierendes Wort und umso faszinierender noch wie es Aussah. Im Winter, wenn es kalt wurde, legten mein Vater immer Das trockene und splittrige Holz in den Kamin das er über den Sommer sammelte. Um das Feuer zu entfachen rieb er seine Hände, dazwichen befand sich immer ein dünner Holzstab der sich so schnell hin und her drehte das man es mit blosen Auge kaum Erkennen konnte. Das Ende des Stabs stützte in einer kleinen Kule die mein Vater in ein großes Holzstück gekerbt hatte. Nach einer weile konnte man die kleinen rauchwölkchen sehen die aufstigen, dann durfte ich immer das trockene Heu dazulegen und schneller als ich kuken konnte stand es auch schon in Flammen. Der brenende Heubüschl landete dann auf dem Holzhaufen. Langsam breitete es sich dann über das Holz aus und eine angenehme Wärme ströhmte uns wie eine unsichtbare Macht entgegen. Manchmal saß ich Stundenlang vor dem Kamin und beobachtete wie das Feuer das Holz zum kinistern brachte und wie die kleinen Aschestückchen durch die Luft flogen. Ich weis noch wie ich ein kleines Holzstück ins Feuer werfen wollte und mir die Hand verbrannte. Ein unerträglicher Schmerz durchflutete die Stelle mit der Verbrannten Haut Tagelang und kleine Bläschen platzten dort immer wieder auf. An diesem Tag wurde mir das erste mal bewusst wie tödlich die Flammen sind, doch andererseits waren sie auch lebensspendent. Denn ohne ihre Wärme würden wir in den Monaten wenn das Land in einer weisen Pracht aus Schnee erstralt erfrieren.
Doch in der damaligen Situation war die Angst im Feuer den Tod zu finden genauso groß wie die von den Soldaten gefunden zu werden. Und dennoch blieb ich regungslos in meinem Versteck. Ich hörte die dumfen schritte des schweren Paares Eisenstiefel durch unser Haus laufen, ich kauerte mich zusammen und starrte durch die Schlitze über mir an die decke. Ich hörte wie der Soldaten in das Zimmer kahm in dem ich mich versteckte, dann war es still. Anscheinend sah er sich um, in dem einfachen Schlafzimmer stand aber nichts was es wert wäre gestohlen zu werden. Nur das Alte Bett, eine Komode die Kleidung beinhaltete die vermutlich für einen Soldaten nur als Putzlumpen dienen würde und eine uralte Truhe in der auch nur ein paar Decken für den Winter lagerten. Ich zuckte zusammen als ich die Stiefel über mir bemerkte, doch es war nicht die des Soldateb der zuvor an der Tür stand. Es war eine Frau, gut an den kleinen Füßen zu erkennen. Sie trug eine Lederrüstung die mit Eisen an Schultern, Brust, Handgelenken und Oberschenkeln verstärkt war. Ihr Wallnussbraunes Haar reichte ihr bis zu den Hüften, ich wollte auch immer solche langen Haare doch zu dieser Zeit waren sie gerade so lang das ich sie mir zu einen kleinen Pinsel zusammen binden konnte. Die Frau sah selbst von unten so anmutig aus das ich sofort annahm es sei eine Elfe, auch deshalb weil sie sich wie eine hineingeschlichen hatte. Doch die Ohren waren von ihren Haaren verdeckt sodas ich nicht sagen kann ob sie spitz oder rund waren. "Habt ihr hier schon gesucht?" fragte sie den Soldaten der überraschenderweise immer noch an der Tür stand mit einer so zarten stimme das ich nicht glauben konnte das sie eine Kriegerin war. "Ja Kommandantin." antwortete der Soldat der sich leicht eingeschüchtert in ihrer Anwesenheit anhörte. Die Frau sah sich nochmals im Zimmer um, ihr Fuß machte einen Schritt nach vorne und ich dachte in diesem Moment das alles aus sei. Die lose Diele gab ein Stück nach und rutschte auch wenn es nur wenige Finger breit war nach unten in mein Versteck. Die Kriegerin sah zu mir nach unten, genau durch die Holzspalten, direkt in meine Augen. Angsterfüllt blickte ich zurück und sah in ihre ebenso braunen Augen, ich bemerkte nicht das mir die Tränen bereits über die Wangen rollten. Doch statt mich zu verraten oder zu töten drehte sie den Kopf einfach nur zu dem Soldaten um und befahl ihm schonmal zum nächsten Haus zu gehen, hier gebe es nichts mehr zu holen. Der Soldat befolgte Augenblicklich ihrer anweisung und verschwand mit den Anderen aus unserem Haus. Nun waren nur noch Ich und Sie hier. Ich malte mir schon aus was für Schandtaten sie mir wohl antun würde, mir, einem unschuldigen Kind. Doch so kahm es nicht, sie hob Vorsichtig mit ihrem Schwert, welches ich erst dann bemerkt hatte, die knarrenden Dielen an und hielt mir ihre Hand entgegen von welcher nur die Fingerspitzen zu sehen waren, der Rest war von den Lederhandschuhen bedeckt. Ich verstand zuerst nicht ganz, und sah sie weiterhin Regungslos an. "Na komm kleine." flüsterte mir ihre zarten Stimme zu "Ich werde dir nichts tun". Zögernd hielt ich ihr meine Hand hin und bevor ich mich versah hatte sie mich auch schon aus dem schmutzigen Loch gezogen. Sie lies die Dielen wieder runter und steckte ihr Schwert weg. Sie zog mich an der Hand zu der sraubigen Truhe und öffnete sie, ein paar der Decken legte sie raus aufs Bett dann hob sie mich in die Truhe. Ich war wie gelähmt, warscheinlich traute ich mich auch einfach nur nicht zu wiedersprechen. "Versteck dich hier drinne und geb auch nicht das leiseste Geräuch von dir. Die anderen Kommandanten würden dich töten lassen. Aber du hast Glück das nur ich dich gefunden habe. Also Schätze dein Leben was ich dir jetzt schenke." flüsterte sie mir zu wärend sie eine Decke um mich legte "Ich werde dafür sorgen das du in ein Weisenhaus kommst, in einem Ort der nicht zum Krieg Rekrutiert wird. Eigendlich sollen alle Kinder getötet werden die wir finden, weil die Weisenhäuser schon überfüllt genug sind. Aber das ist nur eine billige Ausrede des Königs damit er sich nicht darum kümmern muss.". Ich neigte dankend den Kopf als sie mich auch schon runterdrückte und die Truhe schließen wollte "Aus dir wird einmal etwas großes kleines, das weis ich." zwinkerte sie mir mit einem zarten lächeln auf den schmalen ebenso zarten Lippen zu. Dann schloss sich der Spalt und es war dunkel. Ich hatte schon von Hellseherinen gehört aber ich konnte mir nur schwer vorstellen das sie auch eine war. Und trotzdem gingen mir ihre Worte nicht mehr aus den Kopf. Selbst als die Soldaten die Truhe mit mir holten und mit einem lauten knall anscheinend auf einen Karren verluden. Ich hörte nur dumpf die Stimmen eines Soldaten der irgendetwas rufte, verstanden hatte ich nichts. Kurz darauf spürte ich wie sich der Karren in bewegung setzte. Ich spürte jedes Loch auf der Strecke und hörte nichts anderes außer das knattern der Räder und die Hufe wie sie auf den Boden aufschlugen. War das wirklich nur Zufall, sowas wie Glück? Oder war es wirklich Schicksal? Konnte aus mir etwas großes werden? Womöglich sogar eine Kriegerin? Wie sie auch? Unsinnig, ich war doch nur ein kleines Mädchen.
Es waren viele Stunden die wir vermutlich unterwegs waren und ich malte mir schon aus wie es wohl in dem Weisenhaus seien möge. Ob ich dort mit vielen anderen Kindern spielen konnte? Ob ich ein eigenes Bett haben würde? Oder ob mich die Kinder wie in unserem Dorf auch meiden würden wegen meiner seltsamen Haarfarbe? Meine Mutter sagte mir immer es sei ein Geschenk Gottes solch silbrig-weises Haar zu haben, doch an manchen Tagen sah ich es eher als Fluch wenn mich die anderen Kinder mit Kieselsteinen bewarfen und verjagten. Noch dazu glaube ich schon lange nicht mehr an Gott. Ein Mann der über den Wolken auf uns achtet? Wohl kaum wenn er solche Grausamkeiten zulässt. Ich war der Meinung es sei besser wenn ich meine Haare erstmal unter der Kaputze verstecke. Noch wusste ich ja nicht wie es wirklich in dem Weisenhaus seien würde. Ich hatte ja keine Ahnung das dies einer der schlimmsten Abschnitte meines Lebens wird.

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