Part 1 ~ Das Haus

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Hier stehe ich nun, wir, wir stehen in unserem neuen Haus. Hier in Detroit, es ist ein totales Kaff, man kann Abends nicht alleine raus gehen, ohne damit rechnen zu müssen, etwas unschönes zu erleben...Ich trete in mein Zimmer ein, die Holzlatten am Boden quietschen leicht, es ist kalt, die Gardine am Fenster ist eingerissen, die Tapeten sind zur Hälfte abgerissen. Sehr schön. Nicht.

Ich stelle den Karton, welchen ich in den Händen halte, vor mir ab und schaue mich skeptisch um. Nicht soo schön, aber ich werde mich irgendwie schon zurecht finden. Unser Haus ist klein und steht in einer kleinen Siedlung nähe eines Trailerparks. Es ist momentan Samstag, aber keine zwei Tage mehr, da muss ich in meine neue Schule, neue Freunde und so ein scheiß...ganz ehrlich? Ich bin ein Einzelkämpfer, ich brauche keine Freunde, ich komme prima allein zurecht! Das werde ich auch gleich klarstellen, sobald ich zu diesem Scheiß Haus namens Schule gehen muss...

Aber abgesehen von Freuden und so, ich muss da ja auch Englisch sprechen?! Ich hab Englisch nur in der Schule gelernt?! Wie soll ich da denn vernünftige Gespräche führen?!
Vielleicht sollte ich nicht direkt herumposaunen, dass ich Englisch zum größten Teil verstehe, dann denken die, ich würde sie nicht verstehen und kann mir erstmal eine Meinung über mich von denen einholen...dennoch, Deutsch sprechen wär mir doch lieber...

"Josie? Kommst du Mal bitte?!" Höre ich Mom von unten rufen...
"Komme" rufe ich dann leicht angenervt hinterher...
Ich gehe also wieder aus meinem Zimmer raus, die Treppe hinunter und gehe zu meiner Mutter Richtung noch nicht eingerichteter Küche.

"Kannst du Mal mit anpacken? Die Umzugshelfer meinen sie wollen eine Extrabezahlung für das Reintragen der Kartons...ich will das jetzt nicht auch noch bezahlen!"

"Ja, ich komme...wo ist Dad?" Frage ich meine Mutter...

"Er ist schon draußen, aber pass auf, seine Laune ist momentan nicht sooo super..."

"Okay, ich pass auf..."

Dann gehe ich aus der Küche raus in den Flur und durch die Haustür. Ich gehe über die kleine Holzveranda, über die Einfahrt, rüber zum Umzugswagen, welcher an unserer Straße steht. Der Himmel ist ziemlich grau und es ist relativ frisch draußen. Die Jahreszeit, die ich am wenigsten mag, sogar noch weniger als Schneematsche auf der Straße...aber ne, halt typisches November Wetter...

Zu mir kommt ein Umzugshelfer rüber und drückt mir einen Karton in die Hand: "Carry it in!" Ich nicke drauf hin nur und gehe mit langen Armen ins Haus. Freundlich war dieser Typ jetzt ja gerade nicht...naja, ist mir auch ziemlich egal. Ich stelle den Karton im Flur ab und gehe wieder raus. Das kommt mir entgegen. Er sieht ziemlich genervt aus. Tja, er ist so gut wie immer schlecht drauf...

Mom hat psychische Probleme. Nicht nur das Da sie ab und zu schlägt, wenn ihm etwas nicht passt, nein, sie hat auch Mal ab und zu versucht, ihre Probleme in Alkohol zu ertränken. Das hat dazu geführt, dass sie abhängig davon wurde. Hätte sie sich gezügelt, hätte sie ihren Job in Deutschland vielleicht auch nicht verloren, und wir hätten nicht für Dads Job in diesen Kaff ziehen müssen... Mom hat eigentlich immer Augenringe und ist ständig müde. Ist kein Alkohol im Haus, muss ich hinhalten und habe am nächsten Tag auch Mal ab und zu ein paar blaue Flecken...

Ja, es ist unschön, aber was soll ich tun, mich wiedersetzen? Und dadurch den Zorn meines Vaters nur noch mehr anzukurbeln? Ne! Ganz bestimmt nicht! Dennoch, meine Mutter ist ganz bestimmt mein Liebling von meinen Eltern...auch wenn sie manchmal ziemlich ausrasten kann...und auch wenn sie größtenteils freundlichkeit versucht aufzutragen, habe ich trotzdem kein sonderlich gutes Verhältnis zu meine Eltern. Es ist immer anstrengend, so anstrengend, dass ich mich oft gar nicht nach Hause traute, naja, es war meinen Eltern aber auch eigentlich immer ziemlich egal wo ich bin, da sie sich noch nie so wirklich um mich gekümmert haben...

Everything's Gonna Be Alright...Where stories live. Discover now