Verdrängung

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Nebelschwaden zogen über das Meer, leise hörte man das Wasser gegen die Hafenmauer schlagen, die Wellen brachen am Stein. Der Mond stand hoch am Himmel, die Sterne waren wegen der hellen Stadt kaum zu sehen. In der ferne hörte man Möwen kreischen, doch der Stadtlärm war lauter.

Ein Jugendlicher in dunklen Klamotten stand vor dem Steg und ließ einen kleinen Zettel durch seine Finger gleiten. Das Mondlicht spendete gerade so viel Licht, das man erkennen konnte, was dort stand „Meister Chen lädt sie hiermit ein an seinem Wettkampf der Elemente teilzunehmen. Geheimhaltung ist von äußerster Wichtigkeit. Erzählen Sie es niemanden oder erfahren sie die Konsequenzen. Kommen sie heute um Mitternacht zum Hafen, für die Möglichkeit einen großartigen Preis zu gewinnen.“

Auf dem Steg standen schon einige andere Menschen, sie allesamt hatten etwas Merkwürdiges an sich, etwas besonders. Sie wirkten alle wie Einzelgänger. Kaum einer unterhielt sich mit den anderen, die meisten standen allein herum und ganz in ihre eignen Gedanken vertieft. Allesamt wirkten sie misstrauisch. Sie musterten einander feindselig Auch der Neuankömmling wurde kritisch betrachtet. Doch sie verloren schnell das Interesse.

Der Neue gehörte zu den jüngsten, er war nicht besonders groß und obwohl seine Klamotten ziemlich weit saßen, erkannte man das er auch nicht gerade breit gebaut war. Nervös spielte der Neue an dem Gurt seiner Tasche herum. Er wirkte verkrampft und obwohl sein Gesicht unter der Maske und der Kapuze kaum zu sehen war, schien es, als wäre er etwas grün im Gesicht. Mit jedem Schritt schien sich der junge Mann unwohler zu fühlen.

Was habe ich auch erwartet? Das ich endlich Menschen treffe, die wissen, wie es ist anders zu sein? Kräfte zu haben die man sich nicht erklären kann und die man kaum kontrollieren kann. Das war ein Wettkampf und keine Wochenendtrip.

Er trug dünne enganliegende Handschuhe, an diesen zupfte er herum. Während er seine Tasche abstellte und hoffte das er keinen Fehler mit dieser Aktion hier tat, hörte er Schritte hinter sich und vier neue Personen traten auf den Steg. Und die fielen einem sofort ins Auge. Auffälliger ging es gar nicht. Bunte Trainingsanzüge mit goldenen und silbernen Schutzpanzern an Schultern und Brust. Fast unmerklich zuckte er zusammen und die Hände des Jungen zitterten deutlicher. Sein Blick lag fokussiert auf dem grünen Ninja, er schien den Blick nicht abwenden zu können.

Was war ich doch für ein Idiot gewesen. Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Der grüne Ninja lief den anderen drei hinterher. Obwohl er ebenfalls Mund und Nase bedeckte, erkannte man sofort, wer er war. Diese grünen Augen und das weiß-blonde Haar waren unverwechselbar. Er war etwas älter als sein Beobachter und das irritierte diesen mehr als er angenommen hatte. Er war auch ein Stück größer als er und obwohl der Kampfanzug nicht gerade eng an lagen vermutete, der in schwarz gekleidete das der grüne Ninja ziemlich trainiert war. Ihre Blicke trafen sich. Schnell drehte sich der in Schwarzgekleidete weg, er schien krampfhaft weg zu sehen, doch er hörte dem Gespräch der Ninjas zu.

„Ich sagte ja, dass wir sie nicht brauchen!... Der Wettkampf der Elemente… Glaubst du sie haben die gleichen Kräfte wie wir?“

„Als ich meinen Vater gefragt hab hat er total komisch reagiert. Als würde er etwas wichtiges vor mir verheimlichen.“

Das war seine Stimme. Das war Lloyds Stimme. Er hätte ahnen müssen das er hier sein würde. Er war der grüne Ninja! Er war ein Meister der Elemente. Der Auserwählte. Sein Blick wanderte wieder zu Lloyd zurück. Er stand von ihm weggedreht, was es dem Dunkelhaarigen ermöglichte ihn genauer zu beobachten.

Wer hätte das gedacht? Der kleine Lloyd wird zum Retter der Welt. Ich habe es gewusst…ich habe immer den Helden in ihm gesehen.

„Starrt der mich immer noch an?“, hörte er Lloyd zu seinen Freunden raunen, er klang beunruhigt. „Ja, mal sehen, was der für ein Problem hat!“, sagte der junge Mann im roten Anzug.

Der heißt Kai, oder nicht? Ja, doch so heißt der Flammentyp.

Nun sah Kai den Fremden finster an und kam auf ihn zu. Bevor der Jugendliche Probleme bekommen konnte, kam aus dem Nebel heraus ein großes Holzschiff. Es legte am Steg an. Zwei Männer mit Gesichtstattoos legten eine Planke zwischen Deck und Steg und ein Mann mit tiefliegenden Augen und einem Pferdeschwanz kam auf sie zu. Sofort lag jede Aufmerksamkeit auf ihm, was es dem Jüngsten der Meister ermöglichte sich von den Ninjas weg zu schleichen und sich weiter vorne in die Schlange einzureihen. Nach und nach ging jeder über das Holzbrett auf das Schiff. Als der merkwürdige Junge an Bord war, sah er sich nach einem guten Platz zum Verschnaufen um. Er verzog sich in eine Dunkle Ecke nahe der Planke. So konnte er den grünen Ninja weiter im Auge behalten. Er konnte sehen, wie der Ninja im blauen Anzug mit dem Pferdeschwanz-Mensch diskutierte, bevor dieser ihm seine Nunchakus abnahm und ins Wasser warf. Dann durften auch er und die anderen Ninjas an Bord.

„Lloyd. Warte!“, rief ein älterer Mann vom Steg aus. Der junge Mann in den Schatten riss leicht die Augen auf, das war Lord Garmadon, Lloyds Vater. Aber nun eindeutig menschlich. Er sah die Ähnlichkeit zu Lloyd deutlich. Lloyd drehte sich zu ihm um. „Wenn du dieses Schiff betrittst kommst du vielleicht nie zurück.“ Sagte sein Vater und kam näher. Dem stillen Beobachter lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wieder hatte er das Gefühl einen Fehler zu begehen.
„Was machst du denn hier, Vater?“
„Meister Chen ist ein gefährlicher Mann, dem man nicht vertrauen sollte. Was auch immer er dir versprochen hat. Glaub ihn kein Wort!“

Nun drehte sich der Mann wieder um der uns begrüßt hatte. „Lord Garmadon. Lange nicht mehr gesehen. Du jetzt ein Sensei, richtig? Ich werde vergesslich.“, sagte er spöttisch. „Clouse. Wie ich sehe, arbeitest du immer noch als Chens Gehilfe.“, meinte der ehemalige Superbösewicht und das Symbol des absoluten Bösen. „Ich muss gehen, Vater! Es geht hier um Zane. Es geht um Familie, wenn wir je wieder vereint sein wollen, muss ich dieses Schiff betreten.“, meldete sich Lloyd wieder. Wieder kamen dem Zuhörenden Erinnerungen an vergangene Tage hoch. Ausgelöst wurden sie durch Lloyds Gesichtsausdruck, diese verzweifelte Hoffnung und der Ton, mit dem er versuchte, alle davon zu überzeugen das er wusste was er tat und nicht total verloren war.

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⏰ Last updated: Mar 12, 2023 ⏰

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Veränderung- Ninjago // Lloyd×OcWhere stories live. Discover now