3. KAPITEL

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Draußen hatten sich in der Zwischenzeit dunkle Gewitterwolken gebildet und Charlie schreckte hoch, als ein gleißender Blitz den Himmel erleuchtete. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie auf dem Sessel eingeschlafen war, auf den sie sich nach Furys Verschwinden gesetzt hatte. 

Müde strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe sie aufstand und einen Blick auf die Uhr warf. Was, schon acht Uhr? Das erklärte, weshalb es draußen so dunkel war. Charlie wollte gerade in die kleine Küche ihrer Wohnung gehen, um sich einen Kaffe zu machen, als ihr Handy klingelte. Schnell sah sie auf das Display. Katy.

„Was gibts?", fragte sie verwundert. Katy war eigentlich kein Telefonmensch und rief nur selten an. „Charlie, ich bin so froh, dass du dran gehst. Kannst du mich bitte abholen? Schnell? Frag einfach nicht weiter, ich schicke dir meinen Standort." Schon hatte sie wieder aufgelegt, während ihre Freundin noch halb geschockt auf ihr Handy starrte. Wieso hatte sich Katys Stimme so verheult angehört? War sie etwa in ernsthaften Schwierigkeiten? Schon machte es „Pling" und die versprochene Nachricht mit dem Standort wurde auf dem Sperrbildschirm angezeigt. Oh Mist, sie befand sich gerade in der Nähe des Anlegers, wo doch laut Agent Smith die Situation eskaliert war! Charlie schnappte sich ihre schwarze Lederjacke und stürmte aus ihrer Wohnung, die Tatsache dass es am Gewittern war, ignorierte sie.

Glücklicherweise fuhren noch die Straßenbahnen, so dass sie bald in der Nähe des Anlegers ankam. Sie sprintete förmlich durch die sich öffnenden Türen und rannte auf schnellstem Weg durch den Regen. Als ein Blitz mit einem lauten Knall in der Nähe einschlug, schrie sie leise auf und begann sich zu fragen, ob es nicht eine ziemlich dämliche Idee gewesen war, abends bei starkem Gewitter und noch dazu in der momentanen Situation auf eigene Faust aus der Wohnung zu gehen. Aber egal, Katy brauchte ihre Hilfe, Charlie hatte sie noch nie so aufgelöst erlebt, wie vorhin am Telefon.

„Miss Floyd, was machen sie hier?" Sie schrie erneut auf, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Schnell drehte sie sich um und sah in die dunkelbraunen Augen von Agent Smith.

„Mussten sie mich so erschrecken?", meinte sie aufgewühlt.

„Was ist los, sie wirken sehr gestresst und überhaupt, was machen sie hier?", wiederholte er seine Frage.

„Ich,... meine Freundin Katy, sie... also...", stotterte sie. Die Sorge um ihre Freundin ließ sie keinen ganzen Satz mehr herausbringen.

„Beruhigen sie sich und erzählen sie mir, was passiert ist."

Seine sanfte Stimme beruhigte sie tatsächlich etwas und sie schilderte ihm schnell die Situation.

„Und sie wollen ernsthaft alleine los und ihre Freundin retten?", meinte er kopfschüttelnd.

„Ja, das hatte ich vor, also währe es sehr nett, wenn sie mich nicht weiter aufhalten und übrigens, ich kann Karate und bin in der Tat fähig, mich zu verteidigen."

Das klang schärfer als beabsichtigt, aber sie war schon wieder gestresst von der Sorge um Katy und dieser Smith hielt sie davon ab, etwas zu unternehmen, was sie jetzt wirklich dringend tun musste.

„Ich bin in der Tat davon überzeugt, dass sie sich verteidigen können, ich habe ihre Akte gelesen. Aber ich werde sie nicht alleine gehen lassen, das wäre verantwortungslos."

Ihre Akte? S.H.I.E.L.D. besaß eine Akte von ihr? Aber egal, sie musste sich konzentrieren, alles was gerade zählte, war ihre Freundin zu retten vor was-auch-immer. „Gut, okay, dann kommen sie mit, aber wir müssen uns beeilen."

Sie hastete weiter, nun mit ihm in Begleitung, sie konnte seine Schritte dicht hinter sich hören. Endlich kamen sie an der markierten Stelle in der Nachricht an und Charlie sah sich nach Katy um. Jedoch war alles, was sie sehen konnte eine demolierte Backsteinmauer und ein paar umgefallene Müllcontainer. „Die Chitauri, diese Roboterwesen, waren hier", stellte der Agent fest. „Aber wo ist Katy?", fragte sie ihn mit zittriger Stimme, nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte. „Ich fürchte, sie haben sie mitgenommen." Sein Satz gab der Situation eine Endgültigkeit, die Charlie nicht akzeptieren wollte und doch musste sie sich eingestehen, dass es Sinn ergab. Leise schluchzend blieb sie mitten im Regen stehen, ohne zu wissen, was sie jetzt tun sollte.










Sie wusste nicht, wie lange sie schon dort stand, als sie auf einmal spürte, wie jemand von hinten seine Arme um sie legte. Es war Agent Smith, sie konnte seinen Atem an ihrer Wange spüren, während er sie an sich zog. Erst jetzt realisierte sie, dass sie zu zittern begonnen hatte und sie lehnte sich Halt suchend in die Umarmung. „Es wird alles gut, wir werden sie wiederfinden", hörte sie seine Stimme, die wie durch Nebel an ihr Ohr drang. „Wie denn?", schluchzte sie. „Sie ist weg. Ich bin zu spät." „Es ist nicht deine Schuld", sagte er leise. 

„Du hast recht, es ist deine Schuld! Hättest du mich nicht aufgehalten, währe ich vermutlich früh genug gekommen!", fauchte sie plötzlich und drehte sich zu ihm. Er sah zu Boden und schwieg. Sie wollte gerade gehen, als sie leise seine Stimme vernahm. 

„Es tut mir leid."

Ihre Wut war auf einmal wie weggeblasen und sie brach erneut in Tränen aus. Ihre beste Freundin war weg, entführt oder schlimmeres von irgendwelchen seltsamen Wesen, sie war hier, in New York, weg von ihrer Familie, ein komischer Typ namens Fury wollte irgendwas von ihr und sie wusste immer noch nicht, was das war. Schwankend ging sie ein paar Schritte rückwärts, bis sie die Backsteinmauer in ihrem Rücken spürte und ließ sich daran heruntergleiten. Sobald sie auf dem Boden saß, legte sie den Kopf auf ihren Armen ab und schloss die Augen.

Nach kurzer Zeit hörte sie, wie Smith sich neben sie setzte. Seine Gegenwart beruhigte sie ein bisschen und nach einiger Zeit konnte sie wieder klarer denken.

„Entschuldigung für vorhin. Es war nicht deine Schuld", durchbrach sie schließlich das Schweigen. „Ich... ich hab nur überreagiert. Vermutlich wäre ich sowieso zu spät gekommen, immerhin hat alleine der Weg hierher schon zwanzig Minuten gedauert."

„Vielleicht hast du recht", meinte er nachdenklich und Charlie wusste, dass er sich immer noch die Schuld gab. „Wie heißt du eigentlich mit Vornamen?", fragte sie daher, um ihn abzulenken. 

„Ryan."

„Ich bin Charlie."

„Freut mich", erwiderte er leise und sie glaubte sogar den Hauch eines Lächelns gesehen zu haben, ehe er mit der Hand durch seine schwarzen Haare fuhr und seufzte. „Wir sollten zurückgehen, es ist immer noch gefährlich hier. Außerdem reißt Fury mir den Kopf ab, wenn ich nicht bald mit dir im Schlepptau auftauche." Sie musste grinsen, weil sie sich das bei Fury sehr gut vorstellen konnte. Und vermutlich hatte er Recht und sein Chef hatte bereits bemerkt, dass Charlie nicht da war, wo sie sein sollte.

Langsam stand Ryan auf und reichte ihr zögernd eine Hand. Dankbar ergriff sie diese und er zog sie auf die Füße. „Weißt du, wie wir zurückkommen?", fragte sie vorsichtig, es war ihr etwas unangenehm, dass sie sich nicht an den Rückweg erinnerte. Ein breites Grinsen war die Antwort und sie beeilte sich, dem Agent zu folgen.

Nach etwa zwanzig Minuten hatten sie Charlies Wohnung erreicht. Doch kaum hatten sie die Tür geöffnet, scholl ihnen eine wütende Stimme entgegen.

„Agent Smith, ich hoffe sie haben eine gute Erklärung! Wenn nicht, können sie sich sicher sein, dass dies ihre letzte Mission war!"

Der Angesprochene warf Charlie einen verunsicherten Blick zu, ehe sie die Wohnung betraten.

Impossible Love || Captain America FF - pausiertWhere stories live. Discover now