6. KAPITEL

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Als der nächste Tag begann, war Charlie bereits auf den Beinen. Wenn sie jetzt als Agent arbeiten wollte musste sie fit sein, also hatte sie beschlossen noch vor dem Frühstück eine Runde joggen zu gehen. Sicherheitshalber blieb sie in der Nähe ihrer Wohnung, man wusste ja nicht, ob und wann die Chitauri zurückkehren würden. Heute Morgen blies ein leichter Wind, Charlies Haare wehten ihr immer wieder ins Gesicht und sie bereute es, kein Haargummi mitgenommen zu haben.

Auf dem Weg zurück hielt sie kurz bei der Wohnung ihrer Bekannten um ihr mitzuteilen, dass sie sich in Zukunft nicht mehr um Harry kümmern könne und um sie zu fragen, ob sie ihn behalten wolle. Zum Glück bejahte sie dies und die fünfundzwanzig Jährige verabschiedete sich von ihrem Kater. Ein bisschen weinte sie, er war ein guter Freund für sie gewesen, aber sie konnte ihn schlecht zu S.H.I.E.L.D mitnehmen.

Als sie wieder zurück war zog sie sich um und ging frühstücken, danach kramte sie ihren alten Bogen heraus. 

„Hm, mal sehen ob der noch zu was zu gebrauchen ist."

Sie wusste, dass es nich ganz so schlau war, in der Wohnung zu trainieren, aber das ignorierte sie einfach mal. Sie stellte eine Zielscheibe auf und nahm sich den ersten Pfeil. Nach kurzer Zeit musste sie jedoch feststellen, dass der Bogen zwar in der Tat noch zu etwas zu gebrauchen war, sie jedoch anscheinend absolut unfähig war. Tja, also keine Zukunft als zweiter Hawkeye. 

Sie blickte zur Uhr und beschloss, dass es Zeit war alles wieder wegzupacken und sich auf den Weg ins Café zu begeben. Bald darauf verließ sie ihre Wohnung. Draußen war der Wind stärker geworden, Charlie war froh, dass sie sich noch ihre Lederjacke angezogen hatte.

Als sie im Café ankam waren erst zwei Leute da. Unauffällig musterte sie die Beiden, jedoch konnte sie sich nicht vorstellen, dass einer von ihnen als Agent arbeitete. Ein bisschen ratlos setzte sie sich an einen Tisch. Hatte Fury nicht gesagt, sie würde ihn erkennen? 

„Möchten sie sich nicht zu mir setzen?"

Sie erschrak und drehte sich um. Ein kleines Stück hinter ihr in einer Ecke, saß ein Mann in einer dunkelblauen Jacke, sie schätzte ihn auf Anfang fünfzig. Wie hatte sie ihn eben nicht bemerken können? Jedenfalls war sie sich sicher, dass er der von Fury geschickte war, also stand sie auf und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber.

„Wer sind sie?", fragte sie leicht misstrauisch, man konnte ja nie sicher sein.

„Mein Name ist Phil Coulson. Fury schickt mich, aber das wissen sie ja sicher bereits", erklärte er und lächelte sie leicht an. „Nun, haben sie sich entschieden?"

„Ich nehme die Stelle als Agent für S.H.I.E.L.D. an", erwiderte sie feierlich. Für einen kurzen Moment sah sie Erleichterung in seinen Augen aufblitzen.

„Sehr schön. Da bin ich froh, Fury hätte sie ansonsten wohl gezwungen, ich war schon verwundert, dass er Ihnen überhaupt „Bedenkzeit" gegeben hat, das ist normalerweise nicht seine Art. Aber so ist ja alles bestens. Ich hoffe sie haben ihre Sachen gepackt und sind bereit, in unser Hauptquartier zu ziehen."

„Natürlich, ich habe bereits gestern Abend alles vorbereitet."

Coulson nickte ihr kurz zu, ehe er sich erhob. Sie tat es ihm gleich und schob ihren Stuhl an den Tisch. Kurz winkte sie der Bedienung zu, sie war eine gute Bekannte von ihr, dann folgte sie dem älteren Agent, welcher ihr bereits die Tür aufhielt. Zu zweit liefen sie zurück zu Charlies Wohnung, wo bereits ein gut gefüllter Koffer auf sie wartete. Coulson schnappte sich ihn während seine neue Kollegin ihren Rucksack schulterte. Der Weg zum Hauptquartier verlief schweigend. Als sie endlich ankamen, waren Charlies Finger wund, da sie vor Aufregung die ganze Zeit daran herumgeknibbelt hatte. In dem Moment, als sie direkt vor dem Gebäude stand, vergaß sie ihre Angst jedoch, es sah einfach krass aus.

„Bereit?"

Fast hatte sie Coulson vergessen, der neben ihr stand.

„Ja, ich bin bereit!", antwortete sie und trat durch die Eingangstür. Sie traten in eine große Halle, in deren Mitte ein riesiges Abbild des S.H.I.E.L.D. Adlers zu sehen war. Der ältere Agent führte sie zu einer Tür am Rand der Halle und anschließend durch einige Gänge. Nebenbei erklärte er ihr einiges wie „hier geht es zum Trainingsraum" und „hier kommst du zu Furys Büro" und „wenn du diesen Gang weitergehst, kommst du zu den Helicarriern". Charlie war jedoch nicht in der Lage sich alles zu merken, erstens war es das reinste Labyrinth und zweitens war sie geflasht, alles war hochmodern und mit der neusten Technik ausgestattet, Sicherheitskameras filmten jeden einzelnen ihrer Schritte und sie kamen an Räumen vorbei, in denen an Geräten gearbeitet wurde von denen sie nicht einmal den Namen wusste, geschweige denn, wie man sie bediente.

„So, und hier ist dein Zimmer. Noch Fragen?"

Ungefähr eintausend, aber sie schüttelte nur den Kopf und sagte: „Danke fürs rumführen."

„Immer gerne. Dir noch einen angenehmen Tag, schau dich gerne überall um, nur nicht im Trakt bei Furys Büro und auch nicht bei den Helicarriern. Morgen Früh startet dein Kampftraining, sei einfach um neun Uhr am Trainingsraum. Wenn du etwas essen willst, du kannst dir den ganzen Tag über im Essensraum etwas holen, hin kommst du indem du den Gang nach links gehst, dann rechts und dann die dritte Tür links."

„Ähm, vielen Dank und bis bald." Verzweifelt versuchte sie sich alles zu merken, während er ihr nochmal zulächelte und davon ging. 

Sie atmete einmal durch, dann öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer... und war zum dritten Mal an diesem Tag geflasht. Klein konnte man den Raum vor ihr nicht nennen. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine große Fensterfront, von der aus man New York sehen konnte. Rechts stand ein großes Bett mit weißer Bettwäsche, außerdem befand sich auf dieser Seite ein ebenfalls großer Schrank, in dem vermutlich doppelt so viel Platz war wie Charlie brauchte. Auf der linken Seite stand ein ausladender Schreibtisch mit hochmodernem Computer und Tablet, daneben ein Regal, in welchem einige Messer und zwei Pistolen lagen und schließlich noch eine Tür, die in ein hübsches Bad führte. 

Staunend sah sie sich um, ehe sie zum Schrank trat und ihn öffnete. Es war wirklich viel Platz da drin und ihre Sachen füllten nicht mal die Hälfte. Nachdem sie alles eingeräumt hatte trat sie zu dem Regal und betrachtete die Waffen. Da sie keine Ahnung von Pistolen oder sonstigen Schusswaffen hatte, ließ sie erst mal ihre Finger davon, griff jedoch nach zwei der Messer. Kalt und schwer lagen sie in ihrer Hand, während sie ihr Gewicht abschätzte und dann probeweise eins auf die Zielscheibe warf, die neben der Tür zum Flur hing. Zu ihrem Erstaunen traf sie fast die Mitte. Also warf sie das zweite. Und dann ein drittes. Und ein viertes. Sie musste zugeben, das machte Spaß und sie war gar nicht schlecht.  

Den Rest des Tages verbrachte sie damit, das Hauptquartier, oder Triskelion wie Coulson ihr erklärt hatte, zu erforschen. Als sie sich abends in ihr Bett legte schlief sie bald ein, müde von den vielen neuen Eindrücken.

Impossible Love || Captain America FF - pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt