Der Kampf zweier Bestien

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Sie hatten es bis hierhergeschafft, waren bereit alles für den Sieg zu opfern. Ihre Augen tasteten sich ab, suchten eine Schwäche. Einen Fehler, eine Sekunde der Unachtsamkeit. Eine Möglichkeit zum Angriff. Sie belauerten sich, ihre Körper bilden eine perfekte Symbiose. Jede Bewegung erzeugte eine Gegenreaktion, tanzend schwebten sie über den Ringboden.

Sie konnten auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein. Ihr Aussehen, ihre Herkunft, ihr Werdegang, doch nun waren sie zwei Puzzleteile, die sich perfekt zusammenfügen. Ihr Herz raste, spielte denselben Takt aus Freude, Anspannung und Angst. Gleich einer Trommel bebte ihre Brust. Ihr Herz wurde zur Turbine, sie konnten spüren, wie es den Sauerstoff in ihre Muskeln presste. Das Blut rauschte in ihren Körpern, transportierte einen Cocktail aus Hormonen in die hinterste Ecke ihrer Leiber, ermöglichte ihnen die kommenden Ungeheuerlichkeiten zu ertragen.

 
Die Welt außerhalb der Seile existierte nicht mehr. Die Ohrenbetäubende Musik, der Singsang der Kommentatoren, die Rufe der Zuschauer, alles nahmen sie wie durch Watte war. Es gab nur noch das hier und jetzt, den Gegner, den es galt zu Boden zu schlagen. Doch keiner der beiden schien den ersten Schritt wagen zu wollen. Sie tasteten sich ab, täuschten an nur um Sekunden später auseinanderzuspringen.

Sie führten diese Schlacht zu oft. Heute standen sich die beiden von Kampfeslust und Blutdurst erfüllten Dämonen nicht zum ersten Mal gegenüber. Jeder von ihnen glaubte zu wissen was kommen würde, wer den ersten Schritt wagen wird. Alle Gesten, Andeutungen und Blicke waren der vergebliche Versuch den anderen anzustacheln, vielleicht doch einen wunden Nerv zu finden.

Frontal, ohne List oder Raffinesse. Blitzschnell erfolgte der erste Angriff. Obwohl geblockt und damit geschützt bebten die Arme der Bestie. Schmerz zog hindurch, wurde sogleich unter Adrenalin begraben.

Zeit für den Gegenschlag. Ein tritt gegen den Schädel des Dämons. Ausgewichen! Zu schnell? Zu flink für seinen Gegner?

Erster Schlag, der zweite, der dritte und der vierte von unten angetäuscht. Weggeduckt, ausgewichten, hindurchgetauscht, als Finte erkannt. Beide Bestien wussten ich zu bewegen.
Mit jeder Minute, die verstrich, mit jeder neuen Runde fanden die Ungeheuer ihren Rhythmus. Wo zu beginn des Kampfes ausgelotet wurde, wo man auf eine Lück wartete, wird nun erbarmungslos zugeschlagen. Machte der Gegner keinen Fehler riss man eben mit Gewalt sein eigenes Loch.

Schläge gleich Kanonenkugeln prasselten hernieder. Tritte wie Peitschen zerschnitten die Luft. Haut riss. Fleisch platzte auf. Knochen brachen. Blut färbte die Arena rot. Blut nahm ihnen die Sicht, rann warm über ihre Gesichter.

Dann endlich ein Durchbruch. Ein Riss der mit harten Schlägen in die Verteidigung geprügelt wurde. Eine Lücke und linker hacken. Ein Volltreffer an der Schläfe. Die erste Bestie taumelte zurück, ging zu Boden.

Schmerz flutete sein Bewusstsein, das Adrenalin versagte. Er war angezählt. Sein mit blonden Locken besetzter Kopf dröhnte, seine Sicht verschwommen, ob vom Schlag oder dem Blut konnte er nicht einordnen. Der Bijuu schwankte, hatte Mühe auf die Beine zu kommen. Der Schmerz lenkte ihn ab, doch er kämpfte.

Schläge und Tritte prasselten auf das angeschlagene Monster ein. Verteidigen, zu mehr war er nicht fähig. Er hatte es gleich geschafft! Nur noch wenige Sekunden. Nur noch wenige ... nur noch kurz ...

Der Gong.

Endlich Pause! Ein kurzer Moment, den er brauchte, um sich zu sammeln und durchzuatmen. Er versuchte seinen Kopf zu ordnen, seinen Körper zu beruhigen der unter dem Schmerz und den Wunden zu vibrieren schien. Er wollte das lässt Klingeln abschütteln, das seine Konzentration störte und die Stimme seines Trainers übertönte, der ihm Anweisungen gab.

Geschwollene Augen blickten zu seinem Gegner. Auch das dunkle Monster hatte Federn lassen müssen.

Erneut ertönte der Gong, läutet die letzte Runde ein.

Kaum war die Glocke verstummt stürmten sie aufeinander los. Schlugen fast schon blind zu, als müssten sie um ihr Leben Kämpfen. Das Untier, das sich eben noch retten musste, war nun wie von Sinnen, glich einer Tollwütigen Bestie. Schlag um Schlag. Tritt um Tritt. Er wollte gewinnen! Man musste kein Genie sein, um zu wissen das er nach Punkten hinten lag.

Endlich! Er durchbrach die Deckung seines dunklen Gegners. Mit einem Tritt, der von ungeheurer Beweglichkeit zeugte, fand er sein Ziel. Revanche für den Schlag in sein Gesicht. Die blasse Haut riss nicht auf. Kein Fleisch platzte oder gab nach. Das Bersten von Knochen schien für einen Moment die Musik und eine tobende Meute zu übertönen.

Er hatte es gespürt. Fühlte wie der Körper unter ihm nachgab. Die schwarzhaarige Bestie war unaufmerksam, hatte den Schmerz noch nicht unter Kontrolle. Unkoordiniert taumelte sein Gegner zurück, stöhnte bei dem versuch Luft in seine Lungen zu ziehen.

Ein Schlag folgte, ungeschützt und mit voller Wucht in den Magen. Das Ungeheuer brüllte. Taumelte, hing in den Seilen.

Doch nannte man keinen der beiden ohne Grund Monster oder Bestie. Wütend erwachte das Unheil von neuem. Der Dunkelhaarige kämpfte sich auf die Beine, versuchte dabei seinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Sein ganzer Körper stand in Flammen. Die gebrochene Rippe erlaubte ihm kaum noch zu atmen. Seine Muskeln verlangten nach Sauerstoff, den er ihnen nicht geben konnte. Es kostete fast all seine Kraft, die er noch hatte, klar zu sehen. Und doch stürzte er sich mit Gebrüll auf seinen Angreifer.

Keiner dachte mehr an die Verteidigung. Wie Berserker prügelten sie aufeinander ein. Für jeden Schlag folgte ein Tritt.

Hatte er eben noch vortrefflich ausgeteilt traf ihn nun ein verehrender Schlag. Frontal und direkt auf die Nase. Blut spritzte als sie ein Wasserohr geplatzt. Schriller, heller Schmerz zuckte bis in sein Gerinn. Warme tiefrote Flüssigkeit rann über sein Kinn. Zusammen mit dem Mundschutz spuckte er es aus.

Helle Sterne tanzten vor blauen Augen. Mit einem Mal sah er sich mehreren finsteren Gegner gegenüber, alle samt starrten sie ihn mit rubinroten Augen nieder. Schwankend, als sei er volltrunken schlug er zu. Verfehlte.

Er schüttelte sich. Blut und Schweiß flogen umher. Mit Gewalt schüttelte sich der Bijuu die Benommenheit ab, zwang seinen Körper über allen Schmerz hinaus zu funktionieren. Er konnte später noch umkippen!

Mit letzter Krafft sprang er nach vorne. Er war schnell. Er war wendig. In diesem Punkten seinem Widersacher überlegen. Die Faust seines Gegners kam auf ihn zu. Ein weiterer Treffer würde er nicht überstehen. Das schwarze Monster vor ihm war stark, manchmal zweifelhaft, ob er ein Mensch war. Doch irgendwie konnte er ausweichen. Es lag nicht an seinem können. Es war reines Glück. Glück das sein Körper im richtigen Moment in sich zusammenfiel. Doch der Grund war egal! Mit dem letzten bisschen Energie das er aufbringen konnte holte er Schwung.

Treffer! Die Bestie hing zum zweiten Mal in sein Seilen. Das dunkle Unheil presste sich seinen Unterarm gegen seinen Mund. Blut rann, als hätte man einen Wasserhahn geöffnet. Nur mit Hilfe der Seile ging er nicht zu Boden.

Angeekelt spuckte er das Blut samt des Mundschutzes aus wie schon sein Gegner vor ihm. Prüfend wanderte eine rot verschmierte Zunge über weiße Zähne unter denen einer fehlte. Das Knurren glich nichts, was in dieser Welt leben sollte. Rotglühende Augen verwandelten sich in schwarze Schlunde. Wutentbrannt preschte der Dunkelhaarige nach vorne. Der Schlag würde Treffen, beide wussten es. Zu wirr der Verstand seines Gegners nach zwei Kopftreffern. Doch dann ....

Der Gong beendete den Kampf.

Anstatt seinen Gegner zu schlagen, sank der dunkle Kämpfer in die Arme seines Widersachers. Sie lehnten sich aneinander, gaben sich den halt den sie brauchten, ehe sie völlig verausgabt zu Boden sanken.

***

Das war mein 100 Follower Spezial!

Zur Feier des Tages wollte ich etwas neues ausprobieren, an dem ich auch schon länger arbeite.

Ich liebe zwar diese süßen, schmalzigen ... *hust* ... romantischen Geschichten, aber ich wollte dann doch etwas anderes. 😁

Ich hoffe euch hat es gefallen.

An dieser Stelle nochmals ein Danke an alle die mich unterstützen und es mit mir aushalten! ❤️

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