Plastik

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"Ich bin zurück!", schrie Ardian durch die Wohnung, als er die Tür hinter sich schloss.

"Taddl?", fragte er. Langsam lief er durch die Wohnung und rief immer wieder seinen Namen. "Taddl, wo bist du?" Doch er bekam keine Antwort. Er machte sich sichtlich Sorgen. Schliesslich hörte er ein Schluchzen.

"Taddl?" Es kam aus dem Badezimmer. Ardian riss seine Augen auf und rannte auf die Tür zu. Er wollte sie gerade öffnen, doch sie war verschlossen. Er riss an der Klinke rum wie ein Verrückter. 

"Man Taddl mach auf!", schrie er wütend doch gleichzeitig besorgt.

Ein leises 'Nein' war zu hören. 

"Komm sofort da raus!"

"Es ist zu spät, Ardy.. Die Welt hat mich zerstört", sagte Taddl gebrochen.

Ardian rannte die erste Träne die Wange runter und schlug auf die Tür ein.

"Mach auf! Taddl mach auf!", schrie er wütend und weitere Tränen folgten.

"Du willst mich nicht sehen"

"Nichts lieber als das, Taddl", schniefte Ardian jetzt ruhiger.

"Nein", kam es monoton von ihm.

Ardian rutschte mit dem Rücken die Tür runter. Sie sassen jetzt genau gleich, nur jeweils auf der anderen Seite.

"Taddl, ich hab' die Schlaftabletten und die Klingen gesehen..", murmelte der ältere.

"Gut, dann weisst du es ja schon"

Man hörte eine Packung auf den Boden fallen.

"Taddl komm sofort da raus!", schrie sein bester Freund unter Tränen. 

"Vergiss es!", schrie er nun zurück und ein lauter Schluchzer folgte. 

"Taddl wir können über alles reden. Dir muss nichts peinlich sein, nur bitte komm raus. Ich will nicht das sich mein Brudi verletzt gar umbringt" Zu Ende hin wurde er immer leiser.

"Was bringt es mir hier zu bleiben? Genau, nichts! Jeder verrät jeden, man kann niemandem vertrauen", schluchzte der jüngere auf.

"Vertraust du mir etwa nicht?" Diese Worte sprach er so gekränkt, wie noch nie.

"Doch, doch, aber das ist es nicht. Diese Welt ist es nicht Wert"

"Doch ist sie! Aber auch nur wenn du hier bist" er schlug einmal gegen die Tür und rief verzweifelt: "Verdammt Taddl. Diese Welt ist etwas Wert, weil du da bist. Du kannst mir vertrauen und deine Vergangenheit kriegen wir auch in den Griff"

Thaddeus fing stärker an zu weinen. "Nein, ich kann nicht mehr! Das Leben ist nicht für mich geschaffen, jedenfalls nicht in so einer Welt. Diese Welt ist doch nur ein Garten ohne Blüten"

"Das ist bullshit"

"Einfach wie Hunde, die nicht bellen oder wie zwei die sich nicht Lieben. Ein Himmel ohne Sterne, ein Park voll toter Bäume oder doch Lachen ohne Klang und schlafen ohne Träume?"

"Und was ist mit deinen Leidenschaften? Die machen dich doch glücklich!", wollte Ardian ihn umstimmen.

"Musik? Die-diese Welt ist wie ein Lied, nur ohne Melodie. Ein Feuer ohne wärme, wie ein Leben ohne ihn

"Ohne wen?"

"Es ist wie ein Gedicht ohne Strophen, oder Bilder ohne Farben. Sie ist wie ein Donner ohne Blitz, wie Regen ohne Bogen. Bücher ohne Seiten, Bilder ohne Farben, Geschichten ohne Fantasie und Worte ohne Taten"

"Hör auf!" Er schlug bei de Worten auf die Türe. Ardian spürte wie sich sein Herz bei den Worten, die Thaddeus sprach zusammenzog.

"Wie ein weinen ohne Tränen, wie-"

"Taddl, Brudi.. Man sieht nur mit dem Herzen gut und nicht mit seinen Augen"

Taddl legte sich hin, mit dem Rücken zur Türe.

"Aber ich hab' kein Herz mehr"

"Doch Taddl und das spüre ich. Ich weiss dass du ein Herz hast, ich sehe es doch"

"Ardy..", schluchzte Thaddeus auf. "bitte.." Noch ein lauter Schluchzer dem vieleTränen folgten. "Bitte, vergiss nie, dass ich dich.." Er überlegte einen Augenblick, als er weiter sprach: "lieb hab, aber ein Herz kann man hier nicht gebrauchen"

"Doch und das werde ich dir zeigen, Brudi. Bitte komm raus. Ich werde dir zeigen, dass ein Herz zu haben nichts schlimmes ist"

"Ja ich hab' ein Herz, ist aber besser, wenn ich es keinem erzähle"

"Und du bist nicht der einzige mit einem Herz"

"Wir sind doch alle Puppen aus Porzellan, nur noch ein bisschen blasser"

"Stop!", schrie Ardian aufgewühlt und neue Tränen verliessen sein Auge.

"Wie eine Hand, die keine adere zu fassen kriegt, weil diese Welt von dem, der sie erschuf verlassen ist"

Jetzt rannten auch Thaddeus heisse Tränen die Wange runter, als er Ardian schreien hörte.

"Hör auf!"

"Nabel ohne Schnur, wie Küsse ohne Lippen. Adern ohne Blut, Sternschnuppen ohne Wünsche"

"Deine Adern werden voller Blut sein und für was brauchst du Wünsche? Du bist ein Wunderwerk, Taddl. Das Leben ist kein Wunschkonzert, doch jedes Leben ist ein Wunderwerk"

"Falsch. Diese Welt ist Plastik. Alles Falsch, alles Fassade. Erst wenn die Schneekugel geplatzt ist, kann ich atmen, kann ich atmen.."

Seine Stimme brach ab und man hörte nur den weinenden Ardian.

"Schreie die keiner hört - Sätze die niemand sagt. Dinge, die keiner fühlt - Schätze, die niemand jagt. Töne, die keiner spielt - Wunder, die keiner sieht.."

Thaddeus nahm die Klinge und stand auf. Er stellte sich mit zitternden Knien vor die Türe und schloss sie langsam auf und trat ein paar Schritte zurück. Ardian, der auf der anderen Seite war sprang auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand ein dünner, zerbrechlicher, weinender, Taddl, dessen Augen rot und angeschwollen waren. Er war wie gelähmt. Thaddeus nahm die Klinge und hielt sie sich an das Handgelenk. Er schaute auf in Ardians Augen und sagte: 

"Züge ohne Schiene, Motten ohne Licht. Clowns ohne Schminke, ein Leben ohne dich"

Er schaute runter zu seinem Arm und zog langsam längs seinen Arm entlang. 

"NEIN!", rief Ardian, der aus seiner Starre erwacht ist, doch sich immer noch nicht bewegen konnte. 

Thaddeus schaute wie paralysiert auf seinen Arm uns sagte mit Tränen, die seine Wangen herunter glitten: 

"Du weisst doch, für immer ist zu lang und eine Ewigkeit zu kurz"

Er drehte sich um und lief auf die Badewanne zu. Ardian löste sich und wollte Thaddeus seine Klinge entreissen. Er schlang seine Arme um seinen Rücken und versuchte sie ihm zu entreissen. Thaddeus krümmte sich vor Schmerz und löste die Klinge, nur um sie noch einmal mit voller Wucht in seinen Arm zu rammen. Er schrie Schmerzerfüllt auf. Dies wiederholte er immer und immer wieder , auch bei seinem anderen Arm und ignorierte den weinenden Ardian auf seinem Rücken. Schlussendlich drehte er sich um und wiederholte sich.

"Für imm..mmer ist zu lang u-und eine Ewigkeit ist zu kurz" Er schniefte einmal auf. 

"D-doch bei dir bin ich mir sicher, Ich Liebe Dich, Für Immer"

Mit diesen Worten liess er sich in die Wanne voller Wasser hinter sich fallen. Ardian beugte sich zu ihm runter und flüsterte so gekränkt wie noch nie: "Ich liebe dich auch" Und drückte ihm anschliessend einen Kuss auf die Lippen, der erwidert wurde.


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1109 Wörter

>Genetikk - Plastik<

Plastik - Oneshot - //Tardy//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt