Prolog

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"Tantchen!", jauchzte das kleine Mädchen erfreut, "ich kann fliegen!"

Sie trieb ihr Pony immer weiter an und raste über die Wiesen der Koppel.

"Los Hummel, schneller, schneller!", jubelte das Mädchen lachend.

"Nicht so schnell, Ruby!", rief eine Frau, die sich an die Zauntür lehnte.

Das Mädchen jagte schon den ganzen Tag mit ihrem Pferd über die Koppel. Ab und zu sprangen die beiden über einen Baumstumpf oder einen Maulwurfshügel.

Doch dann ging es schon weiter, die Wiesen entlang. Nichts konnte sie aufhalten, sie waren frei wie der Himmel und seine Wolken.

Doch irgendwann ist jeder einmal schlapp und die beiden kamen an das Gatter geritten und tranken das Quellwasser des Baches. Frisch und kühl - genau das richtige an so einem Tag.

"So, Mäuschen, Hummel ist jetzt erschöpft, sie braucht auch einmal eine Pause. Wir kommen morgen wieder", sagte die Frau.

"Nein! Hummel und ich reiten weiter!", rief das kleine, 9 - jährige Mädchen und stieg wieder auf, "Los Hummel!"

"Ruby, noch 5 Minuten!", rief ihr die Frau hinterher, doch sie hörte es nicht mehr.

Hummel, das kleine Pony, kämpfte sich währenddessen mühsam vorwärts. Es war erschöpft und müde. Die kleinen Pony-Beine zitterten und allmählich ließ die Kraft nach. Das Pferd sank zusammen und fiel auf die Seite. Das Mädchen glitt aus dem Sattel und machte widerwillig Bekanntschaft mit dem harten Boden. Sie rollte den Abhang hinab und stoppte in einem Haufen Blätter.

Doch weder ihr blutender Arm, noch die Schmerzen vielen ihr in diesem Moment auf. Ihr Blick lag auf dem Pferd, was oben im nassen Gras lag und vielleicht für immer schlief.

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