Julien Bam || You're the Love of my Life

EINS // Kristallaugen

,,Ju?", scheinheilig blinzelte Rob, und kratzte sich am Hinterkopf. Verwirrt sah der Ältere mit den silbergrauen Haaren vom Laptop auf, und forderte seinen besten Freund damit zum Sprechen auf. 

,,Kann ich nach Hause? Ähm... ich hab da noch Besuch heute...", druckste Rob herum, und Marius, der Dritte im Raum, grinste breit. ,,Naw, muss da jemand sein Date nachholen?" Tatsächlich traf das zu. Nach Simons Prank an TeamBro, in dem er nicht nur in Dauerschleife einen kurzen, sehr schiefen Song angemacht hatte, sondern auch alle Türen entfernt hatte in der Wohnung, musste der 23 jährige sein Date absagen. 

Belustigt nickte Julien und grinste Rob süffisant an, ehe er meinte: ,,Klar, wir kommen auch allein klar, und sonst kommt Jimmy gleich mit Falco, die zwei können zur Not helfen. Jetzt hau' ab, ich will dir mit meiner Arbeit nicht im Weg stehen." 

Dankbar nickte Rob, schnappte seine Sachen, und verließ wenig später fluchtartig das denkmalgeschützte Haus, in dem der erfolgreiche YouTuber Julien Bam mit seiner Crew seit kurzer Zeit lebte. Marius wirbelte auf seinem Schreibtischstuhl zu Julien herum, und grinste frech. ,,Und wir gehen feiern, das Video mach ich später och zuende, Jimmy hat abgesagt!" Und bevor er irgendwie protestieren konnte, hatte Marius schon hinter Rob her aus der Tür gezogen, und sie waren auf dem Weg zu irgendeinem Club. 

Draußen war es stockdunkel, und nur vereinzelte Laternen oder vorbeifahrende Autos spendeten Licht. Leichter Regen prasselte auf Juliens Gesicht, die Tropfen waren so fein und kühl, dass sie eine leichte Gänsehaut auf seiner viel tättoowirten Haut hinterließen. 

Nach einiger Zeit entschieden sich Marius und Julien für einen der belebten Clubs, der nicht zu voll war, aber zugleich auch nicht sonderlich spärlich besucht war, und verloren sich schnell in der Menge. Zwischendurch meinte Julien zwar, die braunen, wilden Haare seines Kumpels im lilanen und blauen Licht aufblitzen zu sehen, doch das kümmerte ihn nicht, der Abend sollte ja nicht so enden, dass sie wie Kletten aneinanderklebten. 

Ausgelassen feierte der 29 jährige, und ja, zwischendurch gab er auch mal mit seinen Breakdance-Skills an, bis Julien sich außer Atem aber zufrieden zur Bar schlängelte, wo Marius saß, und mit einem Mädchen flirtete. Amüsiert setzte er sich einige Barhocker weiter, und beobachtete die tanzenden Männer und Frauen, unter denen einige sicherlich noch nicht alt genug waren... egal. 

Eine junge Frau, vielleicht 20, nahm in der Nähe platz. Sie hatte lange, blonde Haare, die lässig über ihre schmalen Schultern fielen, war ziemlich dünn und wirkte trotz des lässigen Outfits in Form eines schwarzen, bauchfreien Shirts und einer zerrissenen, hellen Hotpants sowie schwarzen Nikes, zerbrechlich. Sie sah ziemlich hübsch und freundlich aus, und als sich ihre Blicke kreuzten, vergaß Julien beinahe zu atmen; er sah in hellblaue, funkelnde Augen, die Diamanten ähnlich waren. Kurzerhand stand Julien auf, rückte seine silberne Freizeitjacke mit den Patches zurecht, fuhr sich durch die wuscheligen Haare, und trat zu der jungen Schönheit. 

,,Keine Lust zu tanzen?", begann er, eher unkreativ, ein Gespräch und erntete ein klares, amüsiertes Lachen. War sein Kennlernversuch so schlecht? ,,Ich war gerade", klärte sie ihn auf, ,,Aber diese Frage ist so Standard! Alle Jungs sprechen Mädchen so an, wenn es nicht gerade ums Bett geht... ich bin Nike." 

,,Julien", entgegnete Ju, dessen Mundwinkel sich nach der Verunsicherung durch Nikes Lachen wieder gehoben hatten. 

Kurz darauf befanden sich die zwei in einem Gespräch vertieft bei einem Spaziergang durch die Stadt wieder. Es war schon zwei Uhr, als Nike ankündigte, heim zu gehen, da sie ziemlich müde war mit der Zeit. Mit einem Schlag wurde Julien schüchtern, und verlegen: ,,Willst du mir vielleicht deine Nummer geben? Dann könnten wir mal schreiben... wenn du Lust hast." 

Das Mädchen faszinierte Julien auf eine seltsame Art und Weise. Er war nicht verliebt, auch wenn sie sein Typ war, und die Chemie zwischen ihnen irgendwie passte, aber aus ihnen könnten bestimmt sehr gute Freunde werden...