I Do Care // YoonMin OneShot

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Die Probleme schlichen sich langsam und beinahe unbemerkt ein. Doch als Jimin mich an diesem einen Abend anrief, war das Maß voll.

Ich saß an meinem Laptop und hörte mir den angefangenen Track erneut an, irgendwas gefiel mir noch nicht daran, als mein Handy klingelte. Genervt rollte ich mit den Augen und wollte es gerade ausschalten, als ich Jimins Namen auf dem Display sah. Ein Blick auf den Bildschirm verriet mir, dass es bereits zehn nach eins war.

"Ja, was gibt's?"

Zunächst hörte ich nur ein zitterndes einatmen und ein unterdrücktes Schluchzen.

"Jimin?" Die Gleichgültigkeit in meiner Stimme wackelte, aber wenn Sooyeon in der Nähe war, musste ich mich zusammen reißen.

"Yoongi, hast du noch den Ersatzschlüssel für meine Wohnung?"

Er versuchte wirklich, das Schluchzen vor mir zu verbergen. Ohne weiter darüber nachzudenken klappte ich meinen Laptop zu und zog mir im Flur meine Turnschuhe an, während ich fragte, ob er allein war.

"Ja, sie ist gerade weg. Ich weiß nicht, wann sie wieder kommt."

Seine Stimme klang tonlos, er redete, als würde ihn das nichts angehen.

"Versuch ruhig zu bleiben, ich bin in zehn Minuten bei dir."

Ich legte auf und kramte in einer Schublade des Schuhschranks, bis ich die kleine Tüte fand, in der ich damals Jimins Schlüssel aufbewahrt hatte. Er war so stolz gewesen, als er allein dort einziehen durfte, aber er wollte, dass ich ihn jederzeit besuchen konnte.

Ich steckte das Tütchen in meine Jackentasche und schnappte mir noch meinen eigenen Schlüssel, bevor ich die Wohnung verließ.

Ich musste zwei Stationen mit der Bahn fahren, doch glücklicher Weise erwischte ich gerade noch die nächste und konnte nach fünf Minuten wieder aussteigen. Den Weg zu meinem besten Freund würde ich auch noch im Halbschlaf finden, so oft hatte ich ihn früher besucht.

Ich beeilte mich, den Weg hinter mich zu bringen und rannte die letzten hundert Meter, bevor ich vor der großen Eingangstür stand. Ich klingelte und wartete mit klopfendem Herzen auf das Summen, damit ich die Tür aufstoßen konnte. Dann rannte ich die Treppen nach oben und kam schwer atmend in der vierten Etage an.

Nervös schloss ich die Tür auf und fragte mich, was mich erwarten würde. Doch der kleine Flur war dunkel. Irritiert tastete ich nach dem Lichtschalter. Im Licht wirkte alles irgendwie verlassen.

Die Fotos, die immer auf der Kommode gestanden hatten, waren verschwunden, am Haken hing nur eine Jacke und die Schale, in der Jimin seine Schlüssel eigentlich aufbewahrte, war leer.

Leise rief ich nach ihm und überlegte, ob ich vielleicht etwas falsch verstanden hatte.

Ich ging etwas weiter hinein, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, und sah in der Küche nach. Auch hier wirkte alles anders, als ich es in Erinnerung hatte. So lang war es doch noch gar nicht her, dass ich ihn besucht hatte.

"Jimin?", versuchte ich es erneut.

Ich lauschte angestrengt und hörte tatsächlich ein leises Schniefen. Ich ging am Wohnzimmer vorbei und stand schließlich vor Jimins Schlafzimmer. Zögerlich trat ich rein und machte auch hier das Licht an. Das Geräusch war verstummt.

Ich sagte nochmal seinen Namen und wartete, bis tatsächlich ein Schluchzen erklang und sein Blondschopf hinter dem Bett auftauchte. Mein Herz schmerzte, als er mich mit großen Augen ansah, er war völlig aufgelöst.

"Yoongi", hauchte er und brach in Tränen aus. Sofort ging ich auf ihn zu und vor ihm in die Knie, er krallte sich an mir fest und ich legte meine Arme um ihn. Sein Zittern machte mir Angst, ich hatte ihn noch nie so fertig erlebt.

I Do Care // YoonMin OneShotWhere stories live. Discover now