EINS

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"Ich kann es nicht glauben, dass du mich in dieses Kleid reinstecken konntest." Ich zupfe an meinem schwarzen Minikleid oder wie ich es auch nenne: Lätzchen. "Tja, damit musst du jetzt wohl leben." Ausgerechnet heute muss Brooke mich in einer dieser Clubs mitschleppen, an der noch mindestens 50 weitere an der Schlange anstehen. Agh, diese verdammt hohen Schuhe bringen mich noch um! "Mecker nicht, du siehst umwerfend heiß aus.", sagt Sam, der sich an Brooke schmiegt. Die beiden sind schon mehr als fünf Monate zusammen.

Endlich sind wir an der Reihe. "Karten bitte!" Der Türsteher, der ungefähr doppelt so breit ist wie ich sieht uns erwartungsvoll an. Ich blicke auf meine Clutch hinab und suche meine verflixte Eintrittskarte und natürlich müssen mir dabei meine glatten Haare ins Gesicht fallen. Ich werfe sie um die Schulter und überreiche sie ihm. Von innen dröhnt schon ohrenbetäubende Musik. Brooke schiebt mich von hinten an, dabei habe ich garnicht bemerkt, dass ich stehen geblieben bin. Die Wände und der Fußboden vibrieren unter den wummernden Bässen und der gesamte Raum wird von zuckenden und flackernden Lichtern in allen Farben erhellt.

Brooke nimmt mich an der Hand und führt mich zur Bar. "Drei Jägermeister, bitte!", ruft sie. Der Barkeeper nimmt die Bestellung entgegen, holt drei Shotgläser und schenkt den Likör ein. Brooke lächelt mich mit ihren perlweißen Zähnen an und überreicht mir ein Glas. "Runter damit!", sagt sie. Sie setzt das Glas an ihre Lippen an und wirft ihren Kopf in den Nacken während ich das Glas weiterhin in meiner Hand betrachte. Schon wenn ich daran rieche, wird mir übel. "Kate! Trinken!", befiehlt sie mir während sie das Shotglas auf den Tresen knallt. Ich hebe es an und schlucke die Flüssigkeit in einem Zug hinunter. "Du solltest dein Gesicht gerade sehn.", Sam und Brooke grinsen mich an, wobei ich ihnen meine Zunge entgegenstrecke. Kaum habe ich mein Glas auf den Tresen abgestellt zerrt mich Brooke wieder an der Hand zur Tanzfläche. Ich folge ihr, sorgsam auf jeden Schritt bedacht. "Ohgott, Brooke, bitte nicht!" "Mecker nicht herum und hab mal ein bisschen Spaß!"

Wir drängen uns durch aneinanderreibende, schwitzende Körper als sie plötzlich stehen bleibt und beginnt ihren wohlgeformten Hintern zu schwingen. Der düster beleuchtete Nachtclub ist schwarz gestrichen und mit dunkelrotem Mobiliar ausgestattet. In der Mitte steht eine riesige O-förmige Bar, während alle Ecken mit kleinen Tischen und Stühlen geräumt sind. "Ich setze mich dort hin.", ruft Sam uns zu und deutet dabei auf einen der schwarz lackierten Tische. Der DJ der am Ende des Klubs seinen eigenen Pult hat genießt offenbar das Auflegen verschiedener Genres. Offenbar haben sich viele Studenten aufgemacht, um sich an diesem Samstagabend zu amüsieren. Der Dresscode ist eher lässig, aber zum ersten Mal fühle ich mich definitiv overdressed.

Brooke fällt mir um den Hals und ich atme ihr nach Vanille riechendes Parfum ein. Ich beginne ebenfalls meine Hüften im Takt zu schwingen. Der Rhythmus ist hypnotisch. Ich schließe die Augen und lasse mich von ihm mitreißen. Als ich sie wieder öffne, beginnt sich die Tanzfläche langsam zu füllen, aber ich und meine beste Freundin lassen uns davon nicht stören. Hitze beginnt in mir aufzusteigen und meine Kehle trocknet aus. Ich war noch nie mit sovielen Leuten auf so engen Raum zusammen. "Brooke, ich muss etwas trinken ich bin gleich wieder hier.", sage ich ihr ins Ohr. Wieder dränge ich mich durch die nun größere Menschenmasse. Der Geruch von Alkohol und Schweiss liegt in der Luft. Ich muss einige Minuten an der Bar warten, bis ich an der Reihe bin. Inzwischen löse ich die an meinen Nacken klebenden Haare und werfe sie nach hinten.

Der junge Barkeeper kommt auf mich zugeschlendert. "Ein Leitungswasser bitte.", rufe ich ihm zu. Ich weiß, dass er sich ein Lachen verkneifen muss, als er sich wieder umdreht und das Glas mit Wasser und Eiswürfeln füllt. Ich schnappe mir das Glas, gehe um die Bar als ich bemerke, dass Brooke und Sam gemeinsam auf der mit rotem Stoff bezogener Bank sitzen und knutschen. Mein Gott können sie mal länger als 30 Minuten auseinander sein?!  Es würde mir nichts ausmachen, wenn sie sich ab und zu küssen, aber direkt in der Öffentlichkeit? Die Tröpfchen, die sich um das Glas gebildet haben, rinnen an meiner Hand hinab. Konzentriert davon, das Wasser an meiner Hand wegzuwischen stolpere ich plötzlich an einer Stufe, die ich wohl übersehen haben muss. Fuck! Mit meinen Unterarmen lande ich an einer Sitzecke. Rasch richte ich mich wieder auf die Knie. "Tut mir so Leid! Das war keine Absicht.", rufe ich besorgt und bemühe mich das ausgeschüttete Wasser von der Hose des Mannes herunterzuwischen. Was tue ich hier eigentlich? "Fuck, können Sie nicht aufpassen, wo Sie hinlatschen?" Die tiefe Stimme bereitet mir Schauer. Angsteinflößend. Gelächter ertönt von seinen Sitznachbarn. Ich blicke zu ihm auf und verliere mich in seinen grauen Augen.

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⏰ Last updated: Jan 02, 2019 ⏰

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