Spiegelbild

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Spiegelbild




Du schaust in den Spiegel und betrachtest dich von oben bis unten genau. Kritisch beäugst du dich in diesen. Du weisst genau, dass du ein schönes Mädchen bist. Und doch ...

Du hast die Stimme in dir die dir sagt, dass du nicht hübsch bist und zu dick bist. Überall siehst du das Fett an dir. Dir fällt nicht auf, dass du wunderbare Kurven hast an den genau richtigen Stellen.

In der Schule sagen dir alle, dass du zu fett seist und doch einmal abnehmen musst. Dicke Kuh, sagst du zu dir selbst auch immer und immer wieder, wenn du dich im Spiegel betrachtest.

Diesen Anblick vermeidest du sonst immer. Du kannst dich selbst nicht ertragen und hasst dein Anblick. Das dir so manche Junge hinterher schaut bemerkst du auch nicht. Die anderen Mädchen sind eifersüchtig und auch das verstehst du nicht.

Du blickst in den Spiegel und siehst ein hässliches und dickes Mädchen. Du ekelst dich vor dir selber und hasst dich auch selbst. Die innere Stimme kommt auch jetzt wieder zum Vorschein und redet dir das auch noch mehr ein. Du kannst sie nicht abstellen. Egal was du auch versuchst. Sie bleibt

«Du bist dick.» «Du bist hässlich» «Du hast eine zu grosse Nase» «Du hast keine Brüste» «Dich wird nie jemand mögen.»

Am liebsten würdest du schreien und sagen, dass das nicht stimmt. Sie alle lügen, vor allen diese Stimme in dir. Aber du kannst es nicht und du glaubst, dass was sie sagen. Was sie alle sagen.

Deine Eltern haben es bisher noch nicht bemerkt, dass du immer dünner und dünner wirst. Sie sehen dich nicht und wollen wohl auch nicht sehen, wie es dir geht. Gegen die Tränen versuchst du anzukämpfen, aber auch das schaffst du nicht. Sie laufen dir ungehindert über das Gesicht.

Sie fallen lautlos zu Boden ohne gesehen zu werden. Mit der Zeit hast du aufgehört zu essen. Inzwischen bestehst du nur noch aus Haut und Knochen. Und doch hast du die Stimme in dir, dass an der Hüfte noch fett ist und auch die Beine sind zu dick.

Du findest dich nicht hübsch. Immer mehr und mehr hasst du dich selbst. Vor allen dann, wenn du Hunger verspürst und doch was isst. Du möchtest nichts essen.

Im Spiegel siehst du noch immer, dass du hässlich bist. Die Wahrheit verstehst du nicht und willst die Wahrheit auch nicht sehen. Das Mädchen was du einmal warst bist du schon lange nicht mehr.

Jeder macht sich Sorgen um dich, aber du weigerst dich Hilfe anzunehmen. Sie alle irren sich und du musst einfach noch mehr und noch mehr abnehmen. Das sagst du jeden. Deswegen isst du auch nicht und weigerst dich.

Niemand kann dir da helfen. Niemand!

Zumindest hast du das zu dieser Zeit gedacht. Den Blick deines besten Freundes hast du nie gesehen. Du hast ihn auch nie zugehört. Wenn du das getan hättest, wäre es nicht so weit gekommen.

Öffne deine Augen und erkenne endlich die Wahrheit. Erkenne die Wahrheit und du wirst endlich merken, dass du die ganze Zeit falsch warst. Die Stimme dich immer und immer wieder angelogen hat. Genauso wie alle anderen. Ausser einer.

Ein einziger hat erkannt, wie sehr du leidest innerlich. Er hat die Wahrheit schon lange begriffen und verstanden. Nie hat er sich dir aufgedrängt und dir was einzureden versucht. Er war einfach immer da.

Auch jetzt noch, wo du nur noch aus Haut und Knochen bestehst. Du hast ihn bereits an der Haustür gehört. Die Treppen knarzen leise, wo er diese hoch geht. An deiner Tür klopft er kurz an und tritt ohne weiter abzuwarten herein.

Im Spiegel siehst du ihn. Keiner spricht ein Wort und ihr starrt einander einfach an ohne etwas zu sagen. Stillschweigend kommt er näher zu dir und du spürst wie dein Herz schneller anfängt zu schlagen.

Du möchtest was sagen, aber bringst kein Wort heraus.

«Wir müssen reden.», spricht er dich an ohne Begrüssung. Seine Stimme ist ernst und in dir steigt angst auf. Angst, dass er auch dich verlassen wird und du alleine bist.

Wieder entsteht ein Schweigen. Dein Blick hast du zu Boden gerichtet. Du kannst es nicht ertragen in seine Augen zu sehen. Schaffst es nicht den Blick zu heben und in die Augen ihn zu sehen. Du willst nicht hören, was er zu sagen hat.

«Heb deinen Kopf und schau mir in die Augen.»

Du weigerst dich und dein Blick bleibt weiterhin gesenkt. Doch dieses Mal ist es anders. Du kannst das nicht greifen und doch war es anders als sonst. Er hebt seine Hand und kurz zuckst du dabei zusammen. Zärtlich legt er diese unter dein Kinn und zwingt dich dazu, dass du doch ihn anschauen musst.

Schwer schluckst du und das Herz schlägt immer schneller. In seinen Blick kannst du nichts von dem Hass erkennen, was du erwartet hast. Auch keine Abneigung oder Ekel. Was du in seinen Augen zu erkennen glaubst, stockt dir der Atem. Er lächelt dich an.

«Ich liebe dich. Das hätte ich dir viel früher schon sagen müssen, aber ich hatte Angst. Angst ich könnte dich verlieren und abschrecken damit.» Er machte eine Pause und immer noch hast du kein Wort hervorgebracht. Das schien ihn nichts auszumachen, denn er fuhr einfach fort.

«So wie das ist, kann es nicht weiter gehen. Ich will dich nicht verlieren.»

Ein Kuss unterschrieb die Worte. Du hast nichts dagegen. Endlich hast du es verstanden und begriffen.

Du bist schön und bist geliebt ...

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⏰ Last updated: Nov 03, 2018 ⏰

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