//1// Ein neuer Fall

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Mit einem lauten Knall beförderte Sherlock Holmes eine weitere Kugel seiner Pistole in Mrs. Hudsons einst so makellose, viktorianische Tapete. 

»Langweilig«, rief er immer wieder aus und brachte so seinen Mitbewohner John Watson einmal mehr auf die Palme. Eigentlich hätte der ehemalige Militärarzt sich schon daran gewöhnt haben müssen, doch Sherlock war zu dieser Zeit so unglaublich unruhig, dass auch John begann nervös zu werden. 

Es war dringend an der Zeit für einen neuen Fall, doch die Verbrecher Londons waren im Moment unnormal ruhig. Doch während John felsenfest daran glaubte es wäre die Ruhe vor dem Sturm, schwieg Sherlock über seine Vermutungen wie an so manchen Tagen.

Versunken in seinen Gedankenpalast, sprach Sherlock manchmal Tagelang nicht mit John. Er sass nur da. Ass und Trank nichts. Und es trieb den Watson in den Wahnsinn. 

John vermisste die alten Zeiten, als die beiden noch beinahe jeden Tag umgekommen waren. Auch wenn er es natürlich niemals zugegeben hätte, denn nach aussenhin tat er immer so als wäre er froh, dass es vorüber war.

So kam es, dass beide wie von der Tarantel gestochen aufsprangen, als das Telefon zu klingeln begann. » Lestrade... Was gibt es diesmal? Mord an einer alten Nonne, scheinbarer Suizid oder mehr das Werk eines Serienkillers?«, fragte der weltweit einzige Consulting Detektiv, welcher sich nun vollkommen in seinem Element befand. 

Sherlock nickte mehrmals, begann bis über beide Ohren zu grinsen und rief seinem Mitbewohner zu: » Kommen Sie John, wir werden diesem Mörder gemeinsam ordentlich den Hintern versohlen. Worauf warten Sie noch?« 

 Auch auf Johns Gesicht schlich sich ein unverkennbares Lächeln. Er schnappte sich seine Jacke und folgte seinem besten Freund mit schnellen Schritten nach draussen, wo schon ein Taxi auf die beiden wartete. John hatte aufgehört sich zu fragen wie es sein konnte, dass immer zur richtigen Zeit ein Taxi bei ihnen Vorfuhr. Mittlerweile fand er sich damit ab und war im Stillen sogar froh darüber.

Alles schien sich wie immer abzuspielen, bis zu diesem Moment jedenfalls.

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