Der ganz normale Dating-Wahnsinn

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Samstagmorgen. In der Wohnung Isabelle Huster stand Isabelle verzweifelt vor ihrem Kleiderschrank.

„Das gibt es doch nicht!", rief sie, kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Ich habe einfach nichts zum Anziehen."

Das stimmt. Nur zehn Hosen, zwanzig Tops und dazugehörige Pullover, Blusen und Jäckchen, in so ziemlich allen Farben, die es gab. Und die Klamotten waren auch schon mindestens einen Monat alt waren!

An diesem Abend wollte Isabelle mit Jonas ins Kino gehen. Es war das erste Mal, dass sie zusammen ausgingen. Also musste sie etwas ganz Besonderes anziehen. Und wie so oft war es einfach zum Jubeln, dass ihr Kleiderschrank nichts hergab. Da passte dieses Kleid nicht zu der Frisur, die Bluse nicht zur Hose, diese nicht zu ihrem Tanga und der Rock nicht zum BH. Doch die entscheidende Frage war: was konnte sie von diesem Abend erwarten? Würde Jonas sie einfach nur als gute Freundin behandeln, sich ihr annähern, aber sich nicht weiter trauen? Würde er gleich rangehen oder es ganz romantisch und langsam angehen?

Diese Ungewissheit war ein zusätzliches Problem, denn zu jedem dieser Vorgehensweisen hatte Isabelle drei verschiedene Outfits parat. Woher sollte sie wissen, was auf sie zukam? Sie konnte ja schlecht das Cocktailkleid anziehen, wenn er nur Freundschaft wollte, aber ein zu lässiger Look würde ihn vielleicht verunsichern und er würde sich gar nichts mehr trauen. Und schludrig kam schon mal gar nicht in Betracht, so lief sie seit ihrer Kindheit nicht mehr herum, was würden denn die anderen denken?

Was sie brauchte, war ein Outfit, das aussagte, dass sie für alles offen war. Aber finde so etwas mal in einem Schrank, von dem man sowieso ausging, dass das Richtige nicht dabei ist. Was also tun? Isabelle rannte in den Flur, ergriff das Telefon und wählte schneller, als dass das normale menschliche Auge dem hätte folgen können.

„Katja? Ich brauche deinen Rat."

Und so wurde erst einmal zwei Stunden mit der besten Freundin telefoniert.

„Wie wäre es denn mit dem schwarzen Rock, den wir letzten Monat zusammen gekauft haben?"

„Und womit?"

„Gute Frage. Mit der blauen Buse vielleicht?"

„Welche denn? Ich habe fünf."

„Na, die, die du auf Julias Geburtstag getragen hast. Darin sahst du richtig gut aus."

„Bist du irre? Die ist doch schon voll out. So was Altes kann ich doch schlecht tragen."

Dann wurde mit noch einer Freundin telefoniert.

„Du hattest doch mal so ein umwerfendes Kleid. Dieses gelbe."

„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Das habe ich getragen, als ich noch mit Peter zusammen war. Das kann ich doch unmöglich anziehen. Außerdem habe ich es gar nicht mehr."

Daraufhin folgte ein Telefonat mit einer weiteren Freundin.

„Wie wäre es denn mit der braunen Hose und der schwarzen Jacke?"

„Die hatte ich doch von Julia geliehen."

„Na, und? Frag sie doch noch mal."

„Kann ich nicht lieber das grüne Kleid von dir haben?"

„Das ist doch viel zu lang für dich..."

Während dieser Telefonate wurde massenhaft Schokolade in sich hineingestopft und man konnte davon ausgehen, dass diese vier Frauen ab morgen wieder einmal eine vier wöchige Diät beginnen würden, deren Erfolg jedoch nur mäßig wäre, sodass man sich vor lauter Frust noch mehr Süßes in den Hals stopfen würde.

Der ganz normale Dating-WahnsinnWhere stories live. Discover now