Ein Traum wird wahr

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Wärme hüllte mich ein und Helligkeit drang durch meine geschlossenen Lider. Missmutig wollte ich mich herumdrehen und die Decke einfach etwas höher ziehen, um meine Augen vor dem Licht zu schützen. Dabei jedoch fiel ich beinahe aus dem Bett und war von einem Moment auf den nächsten hellwach. Überrascht blinzelte ich und setzte mich auf, den Blick umher schweifen lassend. Wo zur Hölle war ich hier? Ich kannte dieses Zelt nicht und auch sonst kam mir absolut nichts bekannt vor. Ich rieb mir die Schläfe. War das hier eine Art Erste Hilfe-Zelt? Falls ja, war es ziemlich chaotisch eingerichtet und es fehlten mir eindeutig die Sanitäter. Für ein typisches Camping-Urlaub-Zelt war es jedenfalls viel zu groß. Verwirrt blickte ich mich in dem Zelt um. Hier standen allerlei Taschen und Zeug - anders konnte ich das gar nicht nennen. Boxen und Kisten, ein großer Koffer und zwei vollgepackte Reisetaschen. In einer Ecke stand sogar ein kleiner Hocker vor einem Tischchen, auf dem ein Laptop neben einem Notizbuch stand.

Prüfend blickte ich an mir herab. Sommerschlafanzug, soweit unauffällig und ich fühlte mich auch nicht krank oder verletzt, also strich ich die Theorie mit dem Erste Hilfe-Zelt direkt wieder. Wo ich mich nun aber tatsächlich befand, war mir ein Rätsel. Was war das für ein komisches Zelt und wieso war es hier drin so verdammt heiß? Ich fuhr mir durchs Haar und entschied, dass die auf dem kleinen Hocker neben dem Bett liegende Kleidung wohl für mich gedacht war und zog mich erst einmal um. Ich fand zu meiner Erleichterung sogar eine Bürste. Nicht die optimalste Morgenroutine, aber immerhin ein Anfang. Um alles weitere könnte ich mir Sorgen machen, wenn ich wusste, wo ich war und - fast genauso wichtig - wie ich hierher gekommen war. Dass sich ohne mein Zutun einer meiner größten Wünsche wie von Zauberhand erfüllt hatte, ahnte ich in diesem Moment noch nicht. Diese Erkenntnis traf mich erst, als ich das Zelt verließ.

Wüste. Noch mehr Wüste. Sand und noch mehr Sand. Wären nicht die berühmten Pyramiden von Gizeh am Horizont zu sehen gewesen, ich hätte ernsthaft daran gezweifelt, wo ich war. So jedoch konnte kein Zweifel bestehen. Auch wenn ich mir absolut nicht erklären konnte, wie und wieso dieser Traum wahr geworden war, es erfüllte mich mit Euphorie. So sehr, dass mir sogar ein quietschiger Freudenlaut herausrutschte, der wohl nicht unbedingt zu meiner Würde beigetragen hätte, hätte ihn jemand gehört. Ich traute meinen Augen kaum, aber... ich war ohne jeden Zweifel in Ägypten! Diese Erkenntnis nahm mich so sehr ein, dass ich zunächst gar nicht bemerkte, dass ich nicht alleine war. Ich hatte nur Augen für die weite Wüste, die sich vor mir ausbreitete und die Silhouetten der Pyramiden. Hatte ich je etwas Schöneres gesehen?

"Guten Morgen, Daelis", riss mich eine Frauenstimme aus meinen Gedanken und lenkte meine Aufmerksamkeit auf zwei Fremde, die mich jedoch zu kennen schienen, zumindest, wenn ich die Mienen der beiden richtig deutete. Mir waren gleichermaßen die Frau, die aus einem asiatischen Land zu stammen schien, als auch der Mann, der aussah, als könnte er Ägypter sein, absolut fremd. Beide hatte ich noch nie gesehen und entsprechend irritiert starrte ich beide an, als sie mich heranwinkten. "Ich versteh echt nicht, wie du dich jeden Morgen aufs Neue über die Pyramiden freuen kannst", plauderte der Mann mit dem dunklen Teint auf mich ein, als würden wir uns gut kennen. Er nippte an seinem Kaffee. "Du bist heut ganz schön spät. Naomi ist schon losgefahren, um Vorräte zu holen. Normalerweise bist du doch eine Frühaufsteherin. Alles in Ordnung?" Ich nickte nur verdattert, noch immer etwas unsicher, was hier überhaupt los war. "Gib ihr einen Moment", lachte die Frau, die ihm gelassen auf die Schulter schlug. Wie in aller Welt war ich nach Ägypten gekommen? Nicht, dass ich nicht hier sein wollte, denn das wollte ich unbedingt, doch Sinn machte das alles für mich noch überhaupt nicht. Ich sollte nicht hier sein.

Zum Glück schienen meine Kollegen es auf auf morgendliche Müdigkeit zu schieben, dass ich sie erst ansah, als sie mich erneut ansprachen. "Frühstücke am besten erst einmal. Ich weiß, das ist nicht so dein Ding, doch du wirkst heute etwas neben dir, Liebes." Beschwichtigend rieb sie mir die Schulter, als ich mich zu ihr und dem Mann an den Tisch setzte. Ich hatte nicht den blassessten Schimmer, wer die Asiatin war und wieso wir offenbar zusammen an einer Ausgrabung in Ägypten teilnahmen, doch auch sie behandelte mich so vertraut wie eine Freundin und drückte mir jetzt sogar noch eine Tasse in die Hand, die zu meiner Erleichterung keinen Kaffee sondern kalten Kakao enthielt. Dankbar nickte ich ihr zu und nahm einen Schluck.

Together through timeless justice (Pausiert)Where stories live. Discover now