Kapitel 1

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Ich sitze hier in einem dunklen Raum. Um mich herum ist nichts außer Schwärze und Finsternis. Und diese Stille. Die Ruhe in diesem Raum ist so erdrückend, dass man meinen könnte, taub zu sein. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, wie ich hierher gekommen bin. Fangen wir doch ganz am Anfang an. Mein Name ist Alex und ich lebe in München. Oder besser gesagt: lebte. Denn vor zwei Jahren bin ich in ein Dorf in Unterfranken gezogen, weil die Miete in der Stadt zu hoch war. Nicht, dass das etwas schlechtes ist. Es ist sehr schön dort, aber irgendetwas hat nicht gestimmt. Am Anfang habe ich nichts bemerkt, aber nach und nach ist es mir aufgefallen. Zum ersten Mal, als ich auf der Suche nach einem Job die Straßen durchsucht habe. Ich habe erst mit 19 das Abitur gemacht und bin deshalb noch nicht in der Arbeitswelt. Als ich so auf der Straße entlang ging, sah ich plötzlich die schönste Frau, die mir je begegnet ist. Ich ging sofort auf sie zu. „Hallo", begrüßte ich sie höflich und sie grüßte zurück. Ein kurzer Moment peinlichen Schweigens folgte. „Äh... Wie heißt du denn?", fragte ich dann und kam mir vor wie ein Trottel. Sie grinste. „Ich heiße Sofie. Wie heißt du?" „Mein Name ist Alex." Ein kurzer Moment des Schweigens folgte. „Wie alt bist du denn?", fragte ich dann. „Ich bin 21." Meine Miene helle sich auf. Genau richtig! Sie lachte. Es war ein so wunderschönes Lachen, so hell und klar, dass sie mir gleich noch mehr gefiel. „Dann musst du auch um die 20 sein." „Ich bin genau 20.“ „Ich könnte dir einen Job anbieten. Ich arbeite in der Bücherei und wir brauchen noch jemanden, der uns unterstützt." Ich lächelte. Obwohl das nicht die Arbeit war, die ich erhofft hatte, war ich froh, etwas gefunden zu haben. „Ja, gerne. Wann soll ich denn anfangen?" „Du kannst gleich mitkommen. Ich zeige dir den Weg."

Sie übernahm die Führung und ich ging hinterher. Kurze Zeit später kamen wir an ein großes Gebäude. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ein so prunkvolles Gebäude jemals sehen würde. Die großen Fenster waren mit prunkvoll verzierten Rahmen umgeben und auch das Eingangstor war so schön wie bei einer alten Kirche. Staunend stand ich davor und war einfach nur überwältigt. Aber dann bemerkte ich etwas. Von dem Gebäude ging eine Kraft aus, die ich nicht beschreiben konnte. Es war, als spürte man das Gewicht der Geheimnisse, die sich dort drinnen versteckten und darauf warteten, entdeckt zu werden. Plötzlich wurde die ganze Arbeit um einiges interessanter. Meine Begleitung war bereits im Gebäude und ich eilte ihr hinterher. Sie brachte mich zu einem älteren Mann, der mürrisch dreinschaute und mich nur mit einem kurzen Nicken begrüßte. „Hallo. Mein Name ist Alex und ich bin vor kurzem in die Stadt gezogen. Ich wollte fragen, ob ich bei Ihnen einen Job finde", eröffnete ich das Gespräch. Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Nach einem kurzen Moment antwortete er. „Ja. Wir suchen jemanden, der sich um die Bücher kümmert. Sie richtig einsortiert und pflegt. Trauen Sie sich das zu?" Ich nickte. In der Schule hatte ich drei Jahre lang in der Bibliothek geholfen und konnte schon einiges an Erfahrung sammeln. Als ich ihm das sagte, hellte sich seine Mine etwas auf. „Sehr gut. Fachkräfte sind äußerst selten in diesem Gewerbe. Du kannst sofort anfangen. Hier hast du einen Plan, wo sich welche Abteilung befindet. Die Bücherei ist groß." Er reichte mir einen zusammengefalteten Zettel. Ich nickte. „Danke. Ich werde mein Bestes geben." Mein Chef nickte zufrieden und ging weg. Sofie winkte mich zu sich. „Komm, ich zeig dir alles. Hier kannst du viel lesen. Wir haben nicht oft Besuch." Sie nahm meine Hand und zog mich durch das Gebäude.

Am Ende meines ersten Arbeitstages hatte ich die ganze Bücherei genau im Kopf. In den ersten Stunden musste ich viele Bücher umräumen, da mein Vorgänger nicht sehr ordentlich gewesen war. Auch entdeckte ich etliche Bücher mit Eselsohren. Das machte mich wirklich wütend, da man Bücher mit Respekt behandeln sollte und durchaus ein Stück Papier oder ähnliches als Markierung benutzen kann. Als ich dann am Abend nach Hause ging, fiel mir auf, dass mir jemand folgte. Es war nur ein Gefühl, aber als ich mich umdrehte, sah ich niemanden. Doch ich war mir sicher, dass mich jemand verfolgte. Ich betrat meine Wohnung und schaute aus dem Fenster. Und tatsächlich sah ich einen Mann mit kurzen schwarzen Haaren, der mich mit forschendem Blick ansah und dann weiterging. Ich ging zur Haustüre, schloss sie ab und verriegelte auch alle Fenster. Erst dann fühlte ich mich sicher und konnte beruhigt zu Abend essen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass mir nur noch wenige Wochen bleiben würden.

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⏰ Last updated: May 25, 2021 ⏰

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Die Schwärze der Schatten Where stories live. Discover now