Ein Name

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Bis zuletzt hatte ich noch gedacht, mich irgendwie darum drücken zu können, bei den Aufnahmeprüfungen mitzuwirken und eine Weile hatte es für mich auch so ausgesehen, als gelinge mir das. Niemand bat mich, bei den Vorbereitungen der Schauplätze mitzuhelfen, die, wie ich später erfuhr, jedoch alle durch Fachfirmen hergerichtet worden waren. Gebäudebau war eben nicht unbedingt so ein Heldending. Dafür zog man mich jedoch zurate, als es um die schriftlichen Prüfungen ging. Den Teil für Geschichte verfasste nämlich ich und bis zum Abgabeschluss der Aufgaben und Lösungen haderte ich noch mit mir, ob die Aufgaben nicht womöglich zu einfach waren. Sicherheitshalber hatte ich Nemuri und Hizashi, wie ich Midnight und Present Mic nennen durfte, zwar gebeten, die Aufgaben probeweise zu beantworten, damit ich eine grobe Idee hatte, wie schwer sie für jemanden waren, der sich nicht für Geschichte interessierte, doch viel klüger war ich danach auch nicht gewesen. Beide hatten nicht schlecht abgeschnitten, doch einiges nicht gewusst. Allerdings waren die beiden auch Lehrer, hatten diesen Stoff vermutlich schon gelernt und teils selbst unterrichtet. Mehrere Male tauschte ich die Fragen aus und blieb am Ende doch bei der ursprünglichen Version. Vielleicht machte ich mich auch einfach zu verrückt. Im Ganzen sollten die Prüfungen Wissen abfragen, dass die Schüler bereits haben sollten, auch wenn wohl jeder von uns wusste, wie idealisiert diese Vorstellung war. Beschwert hatte sich zumindest niemand, nachdem ich meine Aufgaben bei Nezu abgegeben hatte. Das hieß dann wohl, sie waren so in Ordnung.

So richtig wohl fühlte ich mich allerdings nicht damit, die praktische Prüfung benoten zu sollen. Bei der Eröffnungsrede hatte ich, wie bei den schriftlichen Prüfungen zuvor auch, nur dekorativ im Publikum gesessen und mit halbem Ohr zugehört. Meine Neugier hatte eher den wahnsinnig vielen Teilnehmern gegolten, unter denen ich immerhin zwei bekannte Gesichter hatte ausmachen können. Bakugo und Tokoyami. Sie waren der letzte Hinweis gewesen, den ich noch gebraucht hatte, um anzuerkennen, dass ich mich tatsächlich in der Geschichte des Mangas Boku no Hero Academia befand, auch wenn man wohl hätte meinen können, dass ich diesen Fakt schon eher verinnerlichen hätte müssen. Zahlreiche eindeutige Zeichen hatte es immerhin schon gegeben, sah man mal von der ganzen Welt ab, die für mich als Normalo schon ein ziemlicher Kulturschock war angesichts all der Quirks, deren Auswirkungen man eben auch im Alltag immer wieder mal zu sehen bekam. Prinzipiell störte es mich nicht einmal, keinen zu habe - mir hatte ja niemand etwas weggenommen. Zuhause hatte ich auch keine besondere Fähigkeit gehabt. Dennoch waren mir die neugierigen Blicke der Schüler kurz nach meiner Ankunft nicht entgangen. Natürlich hatten sie sich gefragt, ob ich auch ein Profi-Held war und über welche Fähigkeiten ich verfügte. Die Antworten darauf mussten ziemlich ernüchternd für einige gewesen sein.

Wenigstens die Lehrer hatten mich nie etwas in dieser Hinsicht spüren lassen, auch wenn eine fiese Stimme in meinem Kopf flüsterte, dass sie es vielleicht nur besser versteckten, obwohl ich eigentlich fand, mit den meisten einen ganz guten Draht aufgebaut zu haben. Besonders zu Midnight, mit der ich so manche Stunde im Lehrerzimmer verschwatzt hatte. Dank ihr wusste in inzwischen auch so manch pikantes Detail aus den Leben meiner Kollegen. So leise, wie ich konnte, schob ich mich vor einer streng dreinblickenden Frau im Look einer Geisha vorbei zu Nemuri. Die saß in voller Domina-Montur in der zweiten Reihe und klopfte einladend auf den Plastikstuhl neben sich, als sie mich bemerkte. Dankbar lächelte ich ihr zu. Es tat gut, zu wissen, dass ich eine Freundin gefunden hatte. Ich hatte sie wirklich ins Herz geschlossen und ohne sie, wäre es mir bestimmt schwerer gefallen, mich hier einzuleben. Nemuri hatte immer ein offenes Ohr für jede noch so dumme Frage gehabt und mir von sich aus schon so viel rund um alle Leute an der U.A. berichtet, dass ich bald schon das Gefühl hatte, Leute zu kennen, mit denen ich keine zwei Sätze gewechselt hatte. Ungewöhnliche Persönlichkeiten waren hier auf jeden Fall an der Tagesordnung. Ob man nun Nemuri beobachtete, die am hellichten Tag in Lack und Leder die Peitsche schwang oder Aizawa, der zu meiner Erleichterung zumindest heute nicht im Schlafsack erschienen war. Zwei Mal schon hatte ich ihn darin in den Fluren erwischt und mich beim ersten Mal beinahe zu Tode erschreckt. Beim zweiten Mal hatte ich immerhin die Geistesgegenwart besessen, ihn zu fragen, ob er hoffte, eines Tages als Schmetterling aus seinem Kokon zu kriechen.

Together through timeless justice (Pausiert)Onde histórias criam vida. Descubra agora