Der Tausch

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Pov. Sven

„Du hast so ein Glück", murrte ich in mein Telefon. Es war kurz nach dem Training und ich war auf den Heimweg, während ich mit meinem Zwilling Lars telefonierte.

„Du kannst dir den Leno jeden Tag angucken und ich sitze hier in Dortmund zwischen einem Haufen kindischer Idioten", meckerte ich ihn weiter voll.

„Jetzt mach mal halblang", unterbrach er mich, „Hast du dir deine Mannschaftskameraden schon mal angeguckt? Da sind schon echt scharfe Kerle dabei."

„Ja, aber eben kein Bernd Leno", seufzte ich.

„Aber ein Roman Bürki zum Beispiel", erwiderte er.

„Roman? Wir sind nur gut befreundet, außerdem ist der überhaupt nicht mein Typ!", erklärte ich, „Aber deiner anscheinend, Brüderchen!"

Ich konnte förmlich spüren wie meine andere Hälfte am Telefon rot wurde und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ach komm schon Lars! Was ist da schon dabei?", zog ich ihn lachend auf.

„Halt deinen Mund, Sven!", presste er vom anderen Ende mürrisch hervor.

„Schon irgendwie ironisch", seufzte ich und wechselte damit plötzlich das Thema.

„Was meinst du?", fragte er nun weniger eingeschnappt.

„Na ja, du sitzt in Leverkusen, bei einem Typen, den ich total heiß finde und du findest einen Dortmunder nicht abstoßend, den ich jeden Tag vor meiner Nase habe. Eigentlich müssten wir es ausnutzen, dass wir uns so ähnlich sind", grinste ich.

„Red keinen Stuss", sprach mal wieder die Vernunft aus meinem Bruder. Der Ältere war schon immer der Bravere von uns beiden gewesen und was Dinge wie Dating anging war ich ihm immer schon einen Schritt voraus gewesen.

„Komm schon, das wäre bestimmt lustig", versuchte ich ihn zu überzeugen, „Außerdem wärst du dann deinem Roman einen Schritt näher."

„Das würde sowas von auffliegen und selbst wenn nicht würde das sowas von schief gehen, da Bernd denken würde du wärst Lars und Roman mich für Sven halten würde", hatte er erneut etwas einzuwenden.

„Wir könnten sie einweihen?", schlug ich vor.

„Und was sagen wir ihnen dann", brummte Lars immer noch nicht sehr begeistert, „Hey, die nächsten Wochen wirst du dich mit meinem Bruder rumschlagen dürfen, während ich für ihn in Dortmund bin. Er findet dich nämlich rattenscharf und würde dich gerne besser kennen lernen?"

„Nein", verdrehte ich die Augen. Dass der Wahlleverkusener immer gleich so übertreiben musste.

„Wir sagen ihnen ganz einfach, dass wir einfach mal die Teamkollegen unseres Bruders kennen lernen wollten?", überlegte ich mir einen plausiblen Grund, während ich in die Einfahrt meines Hauses einfuhr.

„Das würden die uns doch niemals abkaufen. Die würden denken wir wollen uns gegenseitig ausspionieren", gab der Ältere seine Bedenken preis.

„Ach Quatsch", murrte ich langsam genervt, „Das würde überhaupt keinen Sinn machen. Außerdem könnten wir auch einfach den jeweils anderen Fragen, wenn wir etwas über das Training wissen wollen würden."

Kurz war es still am anderen Ende und diese Zeit nutze ich, um meine Tasche aus dem Kofferraum zu holen und in das Haus zu gehen, wo ich sofort meine durchgeschwitzten Trainingsklamotten in die Waschmaschine packte.

Dann vernahm ich endlich die Stimme meines Bruders.

„Vielleicht hast du Recht und ich sollte mal was wagen", seufzte er, klang aber nicht gerade überzeugt.

Switch - Ein Zwilling kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt