Kapitel 1

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Man sollte meinen das es für ein Mädchen eine willkommene, bequeme Abwechslung ist in einem Oversize Pullover, einer Baggy und einer Snapback herumzulaufen. Tja Kiara, falsch gedacht!. Verhöhnt mich mein Unterbewusstsein während ich versuche mit dieser verdammten Baggy dem Kioskbesitzer zu entkommen dem ich gerade die Kasse leer gemacht habe. „Hey! Bleib stehen!" schreit er mir hinterher als er vor Erschöpfung zu Boden sinkt, und wie jedes mal, frage ich mich warum Menschen das tun. Als würde es ihm nutzen wenn er mir hinterher schreit das ich stehen bleiben soll, kein Räuber würde auch nur darüber nachdenken stehen zu bleiben. Menschen tun einen Haufen merkwürdiger Sachen wenn sie nicht ganz bei sich sind und ihre Fähigkeit logisch zu denken für einen Moment aussetzt. Ob ich Mitleid mit dem Mann habe? Kein Stück.

Es ist nicht meine Art auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen, auf mich wurde auch nie Rücksicht genommen, und wenn wir alle einen Moment in uns gehen und ehrlich zu uns selbst sind hat diese Welt schon längst an Menschlichkeit verloren. Das einzige indem der Mensch stets gut war, ist die ignorante Vernichtung seiner eigenen Art. Kriege werden geführt, Menschen werden grundlos ermordet, und warum? Wegen Macht und Geld. Unser System ist einfach: Einige Volltrottel die gut darin sind Menschen zu manipulieren setzen sich zusammen, verfassen Gesetze die ihnen Vertrauen schenken sollen und sperren jeden weg der sich nicht an diese hält. Wir Menschen machen den ganzen Mist mit, weil wir schon längst unfähig sind selbständig zu denken und zu handeln, wir selbst merken dies aber nicht weil wir alle an den Fäden des Puppenspielers hängen, dem Staat. Niemand will sich dagegen auflehnen weil wir Angst vor Massenpaniken, gesetzliche Konsequenzen und vor allem um uns selbst haben, jeder Mensch auf dieser Welt ist egoistisch und wenn es hart auf hart kommt wird sich niemand für dich einsetzen.

Mein Name ist Kiara Krylowa und ich bin kein schlechter Mensch, ich versuche nur zu überleben. Seit dem Tot meiner Eltern und meiner kleinen Schwester bin ich für mich selbst verantwortlich und muss auf eigenen Beinen stehen, naja was heisst müssen...ich könnte auch zurück in das Heim gehen in das ich gesteckt wurde, aber da herrscht die reinste Diktatur und ich bin kein Mensch der sich sagen lässt was er zu tun und was er zu lassen hat, das war ich noch nie. Kurz vor dem Unfall meiner Eltern sind wir von Hamburg nach Berlin gezogen also habe ich noch nicht all zu viele Freunde bei denen ich unterkommen könnte, außerdem ist das hier mein Kampf ich will da niemanden mit rein ziehen, mal abgesehen davon nervt mich die Anwesenheit von Menschen irgendwie, ich bin lieber alleine.

Wegen meiner nahezu perfekten Tarnung ist auf den wenigen Kameras, auf die ich nicht direkt beim reinkommen geschoßen habe, die mich beim ausrauben gefilmt haben nur ein Typ mit sehr weiten Klamotten zu sehen, die Polizei kann also meine Figur nicht einschätzen und mein Gesicht ist erst recht auf keinem der Überwachungsvideos zu erkennen da ich immer sehr vorsichtig vorgehe.

Als ich den Typen abgehängt habe tragen mich meine Beine wie von selbst noch ein paar Meilen vom Tatort weg durch einen Wald. Diese Adrenalinschübe nach jedem Raubzug überwältigen mich jedes mal aufs Neue. Gerade als ich merke das meine Beine nachgeben entdecke ich die Straße und nehme meine letzte Kraft zusammen um aus diesem verfluchten Wald raus zu kommen, ich lasse mich auf den Bürgersteig fallen und ringe verzweifelt nach Luft. Um keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen schleppe ich mich an die Rückseite eines nicht weit entfernten Gebäudes, hocke mich hin und ziehe meine Knie an meine Brust um mich etwas zu wärmen. Gerade als ich meine Arme um meine Knie schlingen will durchfährt mich wieder der vertraute Schmerz in meinem linken Oberarm, der Wichser hat mich wirklich getroffen!   Ich ziehe den Ärmel meines Pullovers hoch und entdecke eine erschreckend tiefe Stichwunde.

Ich bin wie in Trance als ich das Blut meinen Arm herunterlaufen sehe, was ist nur aus mir geworden? Ich bin ein totales Wrack. Mein Arm schmerzt höllisch und meine Beine müssten mittlerweile auch völlig zerschrammt und mit Blauen flecken bedeckt sein, aber meine körperlichen Schmerzen sind nichts gegen meine seelischen. Das Bild meines Vaters taucht vor meinem inneren Augen auf wie er den Kopf schüttelt und mich dabei mit dieser unerträglichen Entäuschung in seinen Augen ansieht, das war die schlimmste Strafe die sich ein Mensch nur vorstellen kann. Leider musste ich diesen Blick sehr oft ertragen, ich bin nie eine Vorzeigetochter gewesen wie meine Eltern und vor allem mein Vater es sich so sehr gewünscht haben.

In love with a CRIMINAL! (Tom Kaulitz)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt