Mein Leben

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Hallo Ju und alle die das hier lesen.

Das ist meine Geschichte.

Seit meiner Geburt an habe ich eine Stoffwechselerkrankung. Mein Körper verbrennt zu viele Kalorien als nötig. Egal was und wie viel ich esse, ich bleibe untergewichtig. Und da ich sehr groß bin sehe ich auch extrem dünn aus.

Ab der 3. Klasse Volkschule wurde ich deswegen gehänselt. Sie nannten mich „Knochengerüst“ und „abnormal“. Dies hörte auch bis Ende der Volkschule nicht auf.

Als ich in die Hauptschule kam, freute ich mich, denn ich dachte alle wären jetzt etwas reifer und würden meine Krankheit verstehen. Doch falsch gedacht. Sie fingen an mich zu mobben und als ihnen meine Figur alleine nicht mehr reichte, fingen sie an mich wegen meiner Nase zu hänseln. Sie meinten ich hätte eine krumme Hexennase. Mir war dies bis dahin noch nie aufgefallen doch seit diesem Tag an, konnte und kann ich nicht mehr in den Spiegel schauen ohne mich für mein Spiegelbild zu hassen.

Ab der 7 Klasse fing das Mobbing erst so richtig an. Ich wurde als Hexe beschimpft und mir wurde jeden Tag in der Schule gesagt, dass wegen mir die Hexenverbrennung und der Scheiterhaufen wieder verwendet werden sollte. Ich solle sterben, sagten sie mir.

Am Anfang mobbte mich nur meine Klasse, doch ab diesem Zeitpunkte machten auch andere Klassen mit, bis meine ganze Schule damit anfing.

In dieser Zeit fing ich auch mit YouTube an und stellte Covers und eigene Songs auf meinen Kanal. Musik war und ist das einzige, in dem ich mich halbwegs talentiert fand.

Und ich fühlte mich frei. Für einen kurzen Momant hatte ich das Gefühl glücklich oder besser gesagt zufrieden zu sein. Aber auch das positive Feedback dort konnte mich nicht ganz aus meinem tiefen Loch holen.

Das Mobbing ging weiter.

Ab der 8 Klasse war es sogar schon so weit, dass ich von fremden Leuten auf der Straße in meinem Ort beleidigt und beschimpft wurde. Irgendwann fingen sie an mich gegen die Spinde zu stoßen oder mich vor den Lehrern zu beleidigen. Auch im Unterricht, doch die Lehrer ignorierten es gekonnt. Es sei ja nur Spaß, sagten sie.

Doch dieser „Spaß“ hat mir viel genommen. Ich wurde depressiv, fand mich zu dünn und zu hässlich. Hatte Angst davor raus zu gehen, Angst vor den musternden Blicken der Leute und hasste es wenn mich jemand anschaute, da ich immer das Gefühl hatte ich sei zu hässlich für diese Welt. Ab diesem Zeitpunkt bekam ich Depressionen.

Schon traurig wenn man mit 14 Jahren in der Klasse sitzt und überlegt wie man sich den am besten umbringen könnte.

Ich fing auch an mich zu ritzen. Es befreite mich von dem ganzen seelischen Schmerz und zu diesem Zeitpunkte verstand ich nicht wie sehr mich das zerstörte.

Nach 5 Monaten fanden meine Eltern heraus, dass ich mich ritzte und schickten mich zu einer Jugendpsychologin.

Ich schaffte es damit aufzuhören, obwohl es mich viel Kraft kostete, da das Mobbing nicht enden wollte. Doch diese Stimmen in meinem Kopf blieben. Sie sagten mir immer wie hässlich und wertlos ich doch sei, und ich glaubte ihnen jedes einzelnes Wort.

Und das bis heute.

Erst als ich die 8 Klasse beendet hatte, empfand ich so etwas wie einen kleinen Funken Hoffnung.

Hoffnung von vorne Anzufangen.

Ich ging nun auf das Borg. (Bundesoberstufenrealgymnasium)

Große Ängste überhäuften mich. Die Angst nicht gut genug zu sein. Das alles wieder von vorne anfangen würde. Doch dies passierte zum Glück nicht. Zumindest nicht ganz.

Meine Ängste wurden plötzlich wieder stärker. Diese Angst nicht gut genug zu sein. Und meine Noten verschlechterten sich. Ich wusste, dass ich einen Rückschlag erlitt, doch konnte ich mir nicht helfen. Die dunklen Gedanken kamen zurück und schlichen sich leise in mein Unterbewusstsein. Sie kontrollierten mich und mein Handeln. Jede verdammte Nacht weinte ich mich in den Schlaf. Und dies dauerte lange.

Ich schlief nicht mehr, da ich Angst davor hatte diesen Stimmen und Gedanken in meinen Träumen vollkommend ausgeliefert zu sein. Tags über setzte ich mir eine Maske auf, lächelte und tat als wäre ich das glückliche Mädchen mit der Leidenschaft zur Musik.

Doch abends kam mein wahres ich zum Vorschein. Das zerbrochene, armselige Mädchen, welches sich bis 2 Uhr morgens in den Schlaf weinte, nur um um 6 Uhr wieder aufzustehen und ein Lächeln aufzusetzen.

Und ich schauspielerte wohl gut, denn keiner erkannte, wie es mir wirklich ging.

Durch den Schlafmangel bekam ich keinen Hunger mehr und aß nur zu Mittag oder auch mal Garnichts. Dadurch nahm ich extrem ab. Ich hatte 48 Kilo und war 1,74m groß. Das heißt: extrem untergewichtig. Doch was sollte ich schon tun? Mir war der Hunger vergangen.

Und so sah mein Tagesablauf aus:

·         Aufstehen

·         Schule

·         Mittagessen

·         Lernen

·         In den Schlaf weinen

3 Monate lang ging das schon so. Meinen Eltern erzählte ich einfach, dass ich nicht wüsste warum ich nicht schlafe, esse, ec. Und sie glaubten es. Meine Schauspielkünste waren anscheinend gut genug für jeden in meinem Umfeld.

Doch mein wahres Ich, welches tief hinter der fröhlichen Maske verborgen lag, zerbrach jeden verdammten Tag ein Stückchen mehr.

Und nun will ich euch etwas fragen: Hättet ihr gedacht, dass dieses Mädchen, welches das hier gerade schreibt erst 15 Jahre alt ist?

Das ein Mädchen mit 15 schon so gebrochen sein kann, obwohl es ein Dach über den Kopf und etwas zu Essen hat?

Wenn ich nicht dieses Mädchen wäre, würde ich es auch nicht glauben.

Viele wollen nun wahrscheinlich wissen, warum ich noch hier bin oder? Warum ich mich nicht getraut habe, all das zu beenden? Ich dachte immer, ich sei nur zu feige um mich umzubringen. Doch in Wirklichkeit bin ich stark genung um nicht einfach aufzugeben, sonder um zu kämpfen.

Das was ich gelernt habe ist, dass gebrochene Menschen die Welt aus anderen Augen sehen. Jeder Tag ist eine Herausforderung.

Jedes Aufstehen ist eine Herausforderung.

Und jeder Atemzug ist eine Herausforderung.

Aber so ist das Leben. Für die einen ist es leichter, für die anderen schwerer. Aber im Prinzip geht es uns allen gleich.

Das ganze Leben ist eine Herausforderung, die es gilt zu bewältigen. Man kann scheitern, ja. Aber man muss einfach weitermachen und darf nicht die Hoffnung verlieren.

DAS ist die Herausforderung.

Und genau diese Herausforderung lässt mich am Leben.

Ich weiß, dass es Menschen da draußen gibt denen es genauso geht wie es mir ging und noch viel schlechter. Denau deswegen habe ich euch meine Geschichte erzählt. Um euch erstens zu zeigen, ihr seid nicht allein! Und zweitens, dass ihr sogar so eine große Herausforderung, wie das Leben, überwältigen könnt.

Es ist nicht wichtig ob ihr euer Leben alleine meistert oder mit Hilfe, denn an Hilfe ist nichts auszusetzen. Sie macht euch euer Leben vielleicht sogar leichter. Denn geteiltes Leid ist halbes Leid.

Und wenn ich nur einer einzigen Person mit meiner Geschichte geholfen habe, dann hat es sich für mich mehr als gelohnt.

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⏰ Last updated: Jan 19, 2015 ⏰

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