sehnsucht

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Es regnet.

Aus weiter Ferne dringt das Gedudel des Radios zu mir.

Ich liege auf dem rauen Teppich, ich starre an die weiße Zimmerdecke, das grelle Licht der Lampe starrt zurück. Ich glaube, es blendet mich, es ist mir egal. Ich bin nicht hier.

Meine Sicht verschwimmt. Habe ich die Augen geschlossen oder verschleiern mir meine Gedanken den Blick? Ich öffne meine Augen.

Helles Sonnenlicht blendet mich, kitzelt meine Haut, wärmt meinen ganzen Körper. Das weiche Gras unter mir. Am klaren blauen Himmel zieht eine einsame Wolke vorbei. Ich folge ihr mit meinem Blick, der schließlich an den blühenden Farben eines Baumes hängen bleibt. Das Laub ist rostrot und strohgelb und braun, aber kein fades Braun, nein. Ein Braun, das riecht, wie der Waldboden nach Regen und sich anfühlt wie eine innige Umarmung.

Mein Blick wandert weiter, ziellos, bis sie ihn schließlich einfängt. Sie strahlt mich an, meine Mundwinkel heben sich zu einem warmen Lächeln. Ich blicke ihre an, so weich und schmal und zart, ich will ihre Lippen berühren, sanft über sie streichen. Doch egal wie weit ich meine Finger strecke, niemals spüre ich sie. Niemals wieder fühle ich sie. Ich atme schwer. Ich erahne ihre weiche Hand an meiner Wange, ihre Berührung hinterlässt kalte, fast schmerzhafte Stellen auf meiner Haut. Ich kann nicht genug kriegen von ihren Liebkosungen, doch fühlen sie sich nicht...richtig an. Sie fährt sanft durch meine Haare, bloß so kurz, ihre Finger entfliehen mir, gleich ihrer Nähe, zurück bleibt nur eine stumpfe, trübe Leere, doch in ihren Augen leuchtet die Sonne, ich weiß nicht mehr, welche Farbe sie haben, ich konnte mich in ihnen verlieren, nun verliere ich mich bloß in ihrer Erinnerung. Ich weiß nicht mehr, welche Farbe sie haben.

Das Bunt der Blätter verblasst allmählich, einzig und allein die Farbe dieser Erinnerung bleibt frisch und kräftig, doch auch dieses Gefühl entgleitet mir allmählich, es wird schwächer, nur meine Hand kribbelt noch, immer stärker, es tut jetzt fast weh, sie ist eingeschlafen. Ein letztes Mal hallt ihre Stimme aus weiter Ferne, mein Herz fleht nach ihrer Nähe. Ich lasse mich fallen, stürze in das dunkle Meer der Sehnsucht. Das kühle Wasser umschließt meinen Körper, ich sinke. Ich bekämpfe den Drang, aufzutauchen und Luft zu holen, mein Brustkorb zerreißt fast, mein Herz schwer, ich atme tief ein und lasse das Wasser in meine Lungen strömen, wenigstens etwas, was diese Leere erfüllt, ich kann nicht mehr kämpfen, ich lasse mich sinken, immer tiefer, tiefer, und doch komme ich nie unten an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 04, 2020 ⏰

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