Kapitel 3

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Amaury ließ los und strahlte vor Freude. "Ale, hast du ihr verraten, dass ich es hasse, in die Kniekehlen getreten zu werden?" Fragte Noah mit knirschenden Zähnen. "Naja, Agilität hat mit den Beinen meist zu tun und da sie weiß das du-." Alejandra wurde diesmal von Noahs lautstarkem Fluchen unterbrochen. "Du widerliche Templerhexe, wenn ich dich kriege dann-" Alejandra schnaubte leise vor Empörung. "Du heulst ja schon rum, wenn ich dir auf die Zehen trete." Die Spanierin ließ den Briten einfach liegen und klopfte der jungen Auditore auf die Schulter. "Das hast du ausgezeichnet gemacht, Amaury." Die junge Auditore lachte und lehnte sich an die Wand. Der Brite, der inzwischen versuchte sich aufzurichten, murrte, "Immer diese Spanier...." Mit einem höhnischen Grinsen konterte Alejandra geschickt. "Immer diese Britischen Marokkaner." Daraufhin verfinsterte sich Noahs Gesicht stark. "Lass die Vergangenheit aus dem Spiel, Ramirez. Noch einmal und ich mach Tapas aus dir!"

Verwirrt starrte Amaury zwischen den zweien hin und her. "Ich habe genug." Murrte der Brite und lief mit geballten Fäusten aus dem Raum. Die Spanierin seufzte. "Sobald man von seiner Familie und seiner Marokkanischen Abstammung spricht, verändert sich sein Verhalten komplett." erklärte Alejandra ihrer Gesprächspartnerin. "Er ist immer so komisch..." Amaurys Gesichtszüge wurden weicher, "Sag das nicht. Wir sind doch alle irgendwie komisch, oder?" Die Spanierin verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken und schüttelte den Kopf, "Nein...bei ihm ist das anders...er verbirgt etwas...", murmelte sie in einem nachdenklichen Ton vor sich hin. "Etwas was wir nicht wissen sollen... Nun ja, vergiss was ich sagte. Da Noah nicht da ist, kann ich mit dir trainieren." Amaury zuckte mit den Schultern und gab nur ein kurzes "Na gut" von sich.

Daraufhin stellte sie sich wieder in die Mitte des Raumes und fragte, "Wie lautet dein Plan?" Alejandra lachte kurz auf und stellte ihr eine Gegenfrage. "Mit welchen Waffen kämpfst du normalerweise?" Die Italienerin überlegte kurz, "Meistens mit Messern und Dolchen" Die Spanierin fasste sich ans Kinn und drehte kleine Kreise im Raum, "Ich verstehe... da kann ich dir nicht helfen. Aber ich kann dir helfen, besser auszuweichen. Ich zeige dir ein paar Schritte, die ich beherrsche. Dazu müsstest du mich angreifen und versuchen mich zu treffen.". "Euh okay", murmelte Amaury und griff an. Diesmal wählte sie eine andere Taktik, weil sie wusste, dass sie niemals so einfach an ihre Hinterseite käme, so wie bei Noah. Also täuschte sie einen Schlag mit ihren rechten Arm an, stach aber gleichzeitig mit dem linken Arm mit ausgefahrener versteckten Klinge zu. Anders als Noah, war Alejandra sehr schnell. Sie hatte sich geduckt, war dabei gleichzeitig zur Seite mit purer Eleganz ausgewichen. Leise kichernd, stand sie unversehrt, zwei Schritte entfernt neben ihr.

"Na komm! Schnapp mich." Die Italienerin sah sie verdattert an. Dann grinste sie und versuchte nach ihr zu schnappen. Es glich eher einem Fangspiel als nach einem Kampf. Die Spanierin nutzte diesem Moment der Abwesenheit. Sie drehte und bewegte sich, wobei sie dies mit einer gewissen Eleganz tat. Mit voller Absicht aber, trat sie auf ihren Fuß. Der Schmerz sollte Amaury kurz ablenken, während Alejandra schon hinter ihr getänzelt war.

"Wär ich jetzt so grausam, könnt ich zustechen. Lass dich nicht ablenken." Flüsterte sie ins Ohr der jungen Auditore und ließ sie das kalte Metall der Klinge am Hals spüren. "Du bist mir auf den Fuß getreten!", meckerte Amaury, die den Ernst der Lage noch nicht realisiert hatte. "Training ist keine Spielphase. Du musst mit hinterhältigen Machenschaften rechnen. Sieh nur in welcher Lage du dich befindest. Du hast dich ablenken lassen. Hättest gedacht, wir spielen fangen. Doch nun stehe ich hinter dir und könnte dich längst töten. Verstehst du jetzt, was Noah so verärgert? Agilität ist tödlich. Nicht die reine Kraft, Mija."

Alejandra trat daraufhin zurück und sah sie mit reumütigem Blick an. "Für den Schmerz in deinen Zehen tut es mir leid." "Schon okay." Antwortete Amaury sofort, schenkte ihr ein sanftes Lächeln, was alles entschädigte. "Noah hingegen wäre zu so einer Art von Training nie in der Lage...er hätte nicht das Hirn, darauf zu kommen." Murmelte Alejandra vertieft, nahm die Kapuze ab und blickte mit ihren unterschiedlich farbigen Augen, in die der Auditore. "Ich will, dass du immer vorbereitet bist, dass etwas passieren kann und du stets Dinge hinterfragst. Das hält dich da draußen am Leben, Mija."

Amaury nickte daraufhin und gab ihr ein Lächeln. "Ich glaube, dass reicht fürs erste. Lass uns zurück zum Kamin gehen. Die Wärme hilft uns, zu entspannen." Sagte die Spanierin und deutete zur Tür. "Na gut", erwiderte die Auditore und trat erneut durch die riesige Tür, schlich durch die langen, engen Flure des Anwesens, zurück ins Wohnzimmer. Die Flammen knisterten nur noch leise, versiegten langsam, weshalb sie wieder etwas Holz dazu legte. Alejandra war ihr natürlich gefolgt und setzte sich vor dem Kamin.

"Die Flammen erinnern mich an die Spanische Abendsonne, als ich jeden Abend aus dem Fenster blickte. Ich werde vieles nie vermissen, doch diesen Moment der Ruhe, das Gefühl das erste mal Freiheit zu erleben. Es ist unglaublich gewesen." Amaury nickte zustimmend. "Ich glaube, Ich verstehe dich. Ich vermisse vor allem die Menschen in Florenz und die Wärme dort.", dabei lächelte sie, während sie total in den Vorstellungen, wieder in Florenz zu sein, versank.

"Ich glaube Florenz und Madrid unterscheiden sich kaum." Lachte die Ramirez. "Keine Ahnung. Ich war noch nie in Madrid." Amaury lachte dabei leicht unwissend. "Es ist genauso sonnig und schön wie in Florenz. Ein kleines Stück zuhause." Schwärmte Alejandra weiter. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf die Lippen der Italienerin. "Dann will ich gerne mal nach Madrid. Wie bist du eigentlich hier her gekommen?", fragte sie ihre Gesprächspartnerin.

I won't back downWhere stories live. Discover now