Apartment 666

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Apartment 666

Meine Mutter hatte mir einmal gesagt, ich soll immer stark bleiben, nicht weinen, egal was mir bevorsteht, denn Schwäche, so sagte sie, bringt andere dazu dich schlechter zu behandeln. Auch wenn du innerlich nicht mehr kannst, dich jemand ärgert und du am liebsten sofort weinen würdest, weine nicht. Dann hören sie niemals auf. Zeig ihnen, dass du das alles durchstehst und viel mehr drauf hast, als sie dachten. Lass dir deine Ängstlichkeit nicht anmerken und du wirst den Spieß irgendwann mal umdrehen und sie werden Angst vor dir haben.

Ich dachte gerade an diesen Moment, als wir vor dieser Tür standen. Ich hatte keine Ahnung, was sich hinter ihr verbirgt und Angst davor, was es denn sein könnte. Irgendwie konnte ich Logen nicht einschätzen. Auf der einen Seite war er lieb und hilfsbereit und auf der anderen Seite fruchtete ich mich von ihm. Es ist nicht so, dass das so eine Angst ist, dass ich am liebsten weglaufen würde, sondern eher eine Angst die aus Neugierde besteht. So einen Jungen hatte ich noch nie gesehen, denn eigentlich hatte ich auch nie angst vor Jungs. Ich schaute ihm noch mal in seine grauen Augen, bevor er das Licht anmachte.

Waren wir in einem weiteren Wohnbereich? Ja, so müsste es sein. Hier waren weitere Türen, die ab Nr. 600 anfingen. Das müsste wahrscheinlich der Bereich der Lehrkraft sein, die mussten doch auch irgendwo schlafen, doch gingen die nicht nach der Arbeit nach Hause? Anders als in den anderen Wohnbereichen, sieht der Boden, die Tapeten, die Türen viel teurer aus. Ich konnte mir keine weitere Erklärung für die Ort hier einfallen lassen, als das hier Lehrer lebten. Wir standen noch immer vor der Tür, offenbar wartete Logen darauf, dass ich den ersten Schritt in diesen lagen Flur machte. Lang war der Flur wirklich. Ich erkannte nur ungefähr 10 Türen, rechts und links, danach war alles dunkel. Ungefähr 100 Meter müssten wir gehen bis wir ins Dunkle tappen. Was sich wohl dahinter verbirgt?

Ich schaute Logen noch einmal an, sein Blick ruhte auf meinem Gesicht. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht und in seinem Blick fand ich nur Freundlichkeit. In diesem Moment wusste ich, dass er mir nichts tun würde und vertraute ihm vollkommen. Ohne meinen Blick abzuwenden machte ich ein Schritt in den Flur. Schlagartig legte Logen seine Hand auf meinen Rücken und führte mich durch hindurch. Es überraschte mich nicht, dass er so reagierte, ich hatte sogar gehofft, dass er so regieren würde. An der Stelle, wo seine Hand war, breitete sich eine Gänsehaut aus.

Bewegungsmelder, erfasste ich. Als wir kurz vor dem dunklen waren, machte sich das Licht an. Wir gingen eine ganze Weile, mittlerweile war ich schon bei 547 Schritten, als wir stehen blieben. Vor uns war eine Tür mit der Zahl 666. Oh nein, schauerte ich. Panik brachte sich in mir aus. 666, das war ein Symbol für Satan, für den Satanismus. Sofort wurde mir klar, was er mir mit "Ich bin der Teufel höchst persönlich" und "Ich bin ein Monster" meinte. Er..er betete Satan an. Ich wich einen Schritt zurück, ich zögerte, zeigte Angst, zeigte Schwäche. Ich dachte wieder an die Worte von meiner Mutter. Bleib immer stark bleiben, weine nicht, egal was dir bevorsteht, denn Schwäche, bringt andere dazu dich schlechter zu behandeln. Logen schaute mich an. Diesmal war sein Blick voller Neugierde und Verwirrung, dann stellte er sich noch gerader hin und schaute mich mit ausdrucksloser Mine an, ohne etwas zu sagen. Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein. Er war wirklich Satananbeter. Meine Haare stellten sich am ganzen Körper auf, ich konnte meine Angst, darüber, was gleich mit mir geschieht riechen. Ich kenne mich nicht so gut mit den Satanismus aus, weswegen ich noch mehr angst bekam. Vielleicht zerstückelt er mich ja und Opfert mich dann Satan. Sofort checkte ich meine Fluchtchancen. Die einzige Möglichkeit war, wegzurennen, doch er war größer und auch schneller, also stellte ich mich der Gefahr. Lass dir deine Ängstlichkeit nicht anmerken und du wirst den Spieß irgendwann mal umdrehen und sie werden Angst vor dir haben, ging mir durch den Kopf. Nun stellte ich mich auch gerade hin, versuchte meine Mine ausdruckslos zu machen, doch ich merkte, wie ich mit den Tränen kämpfte.

Logen schaut mich noch immer an, noch immer in der gleichen Stellung, wie eine Katze, die ihr Opfer im Auge behielt und nur darauf wartete, dass das Opfer sich rührte, um anzugreifen. Nach einigen Schweigeminuten ergriff ich dann das Wort. Ich versuchte so selbstbewusst wie möglich zu klingen. Vergeblich, meine Stimme zitterte.

"Was zum Teufel ist hier los? Bist du ein Satananbeter? Was hast du mit mir vor? Lass mich gehen", wollte ich sagen. Obwohl ich das mit dem Teufel lieber weglassen sollte. Stattdessen brachte ich nur: "Logen", heraus. "Amelia", erwiderte er. Leicht machte er es mir nun auch wieder nicht. Wieder versuchte ich nach irgendwelchen Worten zu fassen. "Logen, was hat das zu bedeuten", fragte ich mich einer Pipsstimme. Ich könnte mich selbst dafür umbringen. "Was meinst du Amelia?" Ich zog meine Augenbrauen zusammen, er runzelte die Stirn. "Ich bin nicht dumm Logen, ich weiß, dass die Zahl 666 ein Symbol für Satan ist." Jetzt zog er auch die Augenbrauen zusammen, und sein Blick wurde kalt. Dann lachte er. Es war seltsam, dass er immer zu den unlustigsten Situation lachte. "Sag mir die Wahrheit Logen, bist du ein Satanabeter?" Meine Stimme klang erst und laut. Gut so. "Nein Amelia, ich bin kein Satanist." Eine Welle von Erleichterung verbreitete sich in meinem Körper, die Todesangst verschwand, doch sicher war ich mir nicht. "Was hat es dann mit dieser Zahl auf sich?" Er drehte sich zur Tür um, zeigte mit einem Finger drauf und fragte unwissend: "Die?" Ja klar meine ich die, du Dummkopf. Er lächelte wieder, während er erklärte: " Ja, ich hab mir dieses Zimmer wegen der Zahl ausgesucht und so ganz falsch lagst du auch nicht. Die Zahl hat mehrere Bedeutungen und eine davon hat mich inspiriert. Ich befasse mich ein wenig mit der Numerologie und kann deswegen die Bedeutung der Zahl leicht erkennen. 6 + 6 + 6 = 18 , 1 + 8 = 9. Und die Zahl neun ist eine heilige Zahl. Neun ist die Zahl der Ich-Rune, der Rune der magischen Macht und Kraft .Die neun symbolisiert also die Vollendung des Ich's. Und das, was sich dahinter versteckt", er zeigte auf die Tür;" ist meine persönliche Vollendung, meines Ich's. Und ich werde es dir zeigen und hoffen, dass du genauso empfindest."

Solange wir schweigenWhere stories live. Discover now