4. Kapitel

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»Miss, nehmen Sie doch die restliche Pizza mit zu sich nach Hause!«

»Butch, ich..eh..«

»Machen Sie sich keine Sorgen, aufgewärmt schmeckt sie fast genau so gut«, deutet er mein Zögern falsch.

»Nein, nein, darum geht es nicht! Denn..also..ich..ehh..«

Eine kleine Sorgenfalte bildet sich zwischen seinen Augenbrauen.

»Was ist los, Miss ?«

Diese Frage lässt mich auflächeln.

Wie rührend von ihm, dass er sich Sorgen macht! Aber wie soll ich erklären, dass wir jedes Körnchen Essen nötig haben, der Scham mich aber zurückhält ? Wie soll ich einem Millionen schweren Mann erzählen, wie es ist, jeden einzelnen Tag um das Überleben zu kämpfen ? Wenn man Morgens aufwacht und nicht weiß, ob Tropfen eiskaltes Wasser aus dem Wasserhahn kommen ? Mit warmen ist sowie so nicht zu rechnen! Wie, wie soll ich ihm das erzählen und Essen annehmen, ohne die Unterschiede zwischen uns noch größer erscheinen zu lassen ? Ihm muss bewusst sein, dass Mama und ich kein Geld haben, das Offensichtliche lässt sich nicht verstecken. Aber sie ihm vor die Augen zu führen ? Das möchte ich nicht, wenigstens für einen Augenblick soll meine Welt in Ordnung erscheinen.

Also lächele ich bloß breiter. »Alles Gut, es ist nichts«

Auch er lächelt, aber ich bin mir nicht sicher, ob er mir glaubt. Denn aus seinen matten Augen kann ich keine Gefühlsregung herauslesen.

»Wenn das so ist, dann können Sie die Pizza mitnehmen. Denn sonst müsste ich sie wegschmeißen. Sie wollen aber nicht, dass Essen weggeschmissen wird, oder doch ?«

Mein Herz verkrampft. Und für einen kurzen Augenblick, heben sich auch meine Augenbrauen. »Nein, natürlich nicht!«

Als Antwort schiebt er mir die Pizzaschachtel in die Hände. 

Ich murmele ein Danke, während sich mein Blick auf den Asphalt senkt. Sekunden vergehen bis ich seine Anwesenheit dicht vor mir spüre. 

»Wenn Ihre pechschwarzen Wimpern, diese aparten Augen bedecken..«, seine Hand umschließt grob meinen Kinn und hebt ihn hoch, sodass ein sanftes Ziehen meinen Nacken durchfährt. Butchs Mimik ist gefasst, dabei vergesse ich gerade wie man atmet.

»Darf ich ?«, flüstert er. Ohne zu wissen, was er meint, nicke ich. Daraufhin legt er die andere Hand auf meinen Hinterkopf, vergräbt sie zwischen den Haaren und lächelt zufrieden. Und mit jedem Mal, dass er mit den Fingern hinab fährt, wird meine Gänsehaut intensiver, das Beben der Knien stärker. Doch plötzlich, rast auch das Herz- aber nicht aufgrund unserer Intimität, sondern wegen..

»B-Butch!« Sofort macht er einen Schritt nach Hinten, seine Augenbrauen zusammen. 

»Was ist los ? Stimmt was nicht ?«

»Hunde!«, rufe ich, Augen geweitet, Zeigefinger ausgestreckt. Er dreht sich um und sieht, wie drei Straßenhunde auf uns zu rennen. Rasch packt er meinen Handgelenk, zieht mich zu einer offenen Tür und schubst uns beide hinein. 

Als ich Sekunden später bemerke, dass wir in Sicherheit sind, atme ich erleichtert aus. »Multumiri Butch«, sage ich, während ich mich zu ihm umdrehe, »Sie haben uns gerettet!« 

»Stehe immer zum Diensten«, grinst er, »Und jetzt werden Sie sich einen Mobiltelefon aussuchen«

Ich pruste los. Was ein guter Witz! In diesen Laden mit den alten, überteurten Nokias sind wir doch bloß aus Versehen rein geraten.

»Miss, glauben Sie etwa, ich mache Witze ?«, seine Stirn liegt in Falten.

»Tun Sie das etwa nicht ?«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 30, 2022 ⏰

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