5

592 29 8
                                    

Leonie ging auf den Astronomieturm, von dort aus ging sie in das Büro des Schulleiters, denn sie wusste mittlerweile, dass sie da das Fläschchen öffnen konnte.

Da gab es ein Becken, wurde ihr gesagt, da kannst du das Fläschchen einfüllen und dann musst du hineintauchen.

Sie tat wie ihr gesagt wurde und was sie sah, war mehr als nur traurig und grausam.

Sie sah Snapes schlimmste Erfahrungen, wie Lily nach Gryffindor kam und sich von ihm abwandte, wie sie mit James zusammenkam, wie Dumbledore sie nicht beschützt hatte, doch das schlimmste kam erst noch. Sie sah wie Voldemord Lily und James tötete und wie Snape hereinkam, zusammensackte und schrie, dass ihr die Ohren schmerzten, weinte, wimmerte und sie in den Armen hielt. So viel Leid hatte Leonie noch nie betrachten müssen. Wie er da saß, Lily im Arm und vor Leid schrie, brach ihr das Herz. Sie tauchte wieder aus der Erinnerung auf.

"Du hast es also gesehen." Snape stand hinter ihr und schien seit längerer Zeit schon auf sie zu warten. 

"Professor-"

"Du hättest das nicht sehen sollen."

"Es tut mir leid, es brach mir das Herz Sie so leiden zu sehen.", versuchte sie ihm ihr Beileid irgenwie zu signalisieren.

Nach sehr langem Blickkontakt und verdrücken der Tränen, brach er zusammen und fing zu weinen an, er versuchte sich auf eine Bank zu setzen aber er weinte immer weiter.

"Severus- darf ich Sie so nennen?", fragte Leo ruhig, sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen hatte und den Kampf auch verloren hatte. Ihr rannan die Tränen nur so über die Wange.

"Du kannst mich ruhig duzen.", versuchte er so solide wie möglich zu sagen.

Sie setzte sich gegenüber von ihm hin und zögerte ein wenig, legte ihm aber schließlich doch ihre Hand auf die Schulter.

"Severus? Du vermisst sie nicht wahr? Jede Stunde, jeden Tag, oder?", fragte sie ihn.

Er nickte. Dann streckte er seine Arme aus zog Leonie an sich und umarmte sie, er hatte einen festen Griff und Leo legte ihre Arme auch um ihn. Es war schon sehr komisch, weil es über eine normale Lehrer-Schüler-Beziehung hinausging, aber sie merkte wie gut ihm das tat. Mittlerweile standen sie und saßen nicht mehr. Er umarmte sie noch fester, aber sie konnte immer noch atmen.

Er weinte sehr stark in ihre Schulter, Leonie konnte die Nässe durch ihren Umhang spüren. Er ließ von ihr ab und ging frustriert und verwirrt im Raum herum.

"Es tut mir leid ich hätte das nicht tun sollen. Ich hätte das nicht tun sollen, es tut mir so leid", wiederholte Snape sich.

"Soll ich heute Nacht bei dir bleiben?", unterbrach sie sein murmeln.

"Verdammt ich bin dein Lehrer! Ich darf sowas garnicht!", rief er voller Wut auf sich selbst und fuhr sich durch die schulterlangen, pechschwarzen Haare.

"Aber Severus-"

"Nein! Nein! Nein! Bitte geh jetzt. Vergiss das alles hier. Vergiss das bitte. Was hab ich nur gemacht? Alles von mir einer Schülerin anvertraut! Das darf ich als Schutzbefohlener garnicht! Und dann die Schülerin auch noch gerne haben! Scheiße! Ich riskiere hier meinen Job! ", sprach er abwechselnd zu ihr und zu sich selbst. Er schlug auf einen Tisch. Sie zuckte zusammen.

Sie ging noch einmal zu ihm und umarmte ihn.

Dann ging sie schweren Herzens. Sie konnte die ganze Nacht nicht schlafen weil sie immer darüber nachdenken musste. Sie wollte ihm nur helfen. Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte sie ihn verletzt? Lag es an ihr?

Schließlich kam ihr der Traum wieder in den Sinn. Sie beschloss zu ihm zu gehen und ihm davon zu erzählen.

Sie tapste nur mit ihrem langen Schlafshirt in die Kerker hinunter. Jeder Lehrer hatte ein eigenes Zimmer, wo er schlafen und arbeiten konnte.

Als sie in sein Klassenzimmer eintrat fiel ihr eine kleine Treppe auf, als sie oben war, öffnete sie die massive Tür.

Der Raum war riesig, ein großer Kamin, daneben die beiden Sofas. Dann war da noch ein riesiges Doppelbett, der Schrank und ein Schreibtisch. Da war alles sehr normal, wie sie es von einem Mann wie ihm erwartet hätte.

Er hatte keine sonderlichen Modestils oder so etwas, er mochte es eher einfach.

"Severus? Ich weiß, ich dürfte gar nicht hiersein, aber ich muss dir etwas sagen", flüsterte sie, während sie sich auf die Bettkante setzte.

Severus drehte sich um und wachte langsam auf. Er war sichtlich überrascht über ihre Anwesenheit.

"Leo? Was machst du denn hier?"

"Ich hatte einen Traum."

"Aha, und wegen einem Traum störst du mich jetzt auch noch bei Nacht."

"Er war von dir."

Ein Windstoß kam durch das offene Fenster und ließ sie zusammenzucken.

Severus war zu faul aufzustehen,  und er dachte sich nichts dabei, ihr ein Stück Decke anzubieten. Sie kroch dankbar darunter. Es war schön warm und sie fühlte, dass er es genoss mit ihr Zeit zu verbringen.

Sie schmiegte sich näher an ihn heran und schilderte ihm ihren Traum. Auch er gestand von ihr geträumt zu haben und erzählte ihr alles.

Sie beide schliefen Arm in Arm ein. Am nächsten Tag drehte sie sich um und fasste auf eine leere Bettseite...

Ihre erste Liebe - SnapeWhere stories live. Discover now