Kapitel 37 - Keine Nonne mehr

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(A/N Ignoriert bitte die Uhrzeit, bei dem von mir erstellten Chatverlauf. Sie hat nichts mit der wirklichen Uhrzeit in der Story zu tun, ich wollte euch lediglich Anschauungsmaterial geben haha)



Die Weihnachtsfeiertage verliefen ereignislos. Ich hatte mir vorgenommen, nicht so viel zu essen. Leider war dieser Plan nicht ganz aufgegangen. Das hieß dann wohl: Ein bisschen mehr Sport die nächsten Tage. Gestern war ich joggen gewesen, hatte es aber nicht länger als zehn Minuten durchgehalten. Wie ich laufen hasste! Doch Silvester nahte, vielleicht sollte ich mir für das neue Jahr vornehmen, sportlicher zu werden. Kyle hatte angeboten, mit mir gemeinsam laufen zu gehen, aber die Demütigung wollte ich mir ersparen. Er hatte mich in den unmöglichsten Zuständen gesehen, aber verschwitzt und nach Luft hechelnd, wollte ich vermeiden. Whatsapp unterbrach meinen Gedankenfluss.

Kyle:
Du + Ich + Jogginghosen + Sofa + Pizza + Game of Thrones + Sex?

Ein breites Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Blödmann.

Kaylee:
Klingt verlockend, aber ich bin mit den Mädels verabredet. :b

Da ich Jacke und Schuhe bereits anhatte, band ich mir nur noch meinen Schal um. Wieder bekam ich eine Nachricht.

Kyle:
:(((( Heute Abend?

Kaylee:
Geht leider auch nicht, ich übernachte bei Ruth. Morgen!!!! ♥

Ich ließ mein Handy in meiner Tasche verschwinden und verließ das Haus. Vor unserer Einfahrt parkte bereits Carries Wagen.
Lächelnd ging ich darauf zu und öffnete die Beifahrertür. Ich stieg ein, schloss sie wieder und drückte Carrie einen Kuss auf die Wange.
"Endlich wieder shoppen! Ich hab kaum noch Klamotten im Schrank!", stöhnte diese und startete den Motor.
"Hat Lynn es dir schon erzählt?", fragte sie dann.
"Was meinst du?"
"Wenn sie es nicht erzählt hat, werde ich es auch nicht sagen. Es hat mit deinem Bruder zu tun."
"Ist es zufällig was Intimes?"
"Ja."
"Ja, davon weiß ich schon."
"Und wie findest du das?"
"Ich war erst ein wenig schockiert. Ich meine schon allein dass es Lynn ist, ist merkwürdig, aber dann noch mit meinem Bruder. Aber mittlerweile geht es. Ich hab mich schon dran gewöhnt, dass die beiden zusammen sind." Ich wollte Carrie unbedingt erzählen, dass auch ich es getan hatte, aber ich hielt den Mund. Ich wollte es lieber erzählen, wenn Lynn und Ruth auch dabei waren. Dann musste ich es nicht ständig wiederholen.
Wir redeten über die banalsten Dinge, bis wir in der Innenstadt ankamen und Carrie einen Parkplatz suchte. Nach langem hin und her fahren fand sie eine Parklücke und ließ ihren Wagen dort stehen. Wir machten uns auf den Weg zum American Apparel, wo wir uns mit den anderen beiden verabredet hatten. Lynn war bereits da, nur Ruth ließ auf sich warten. Sie kam mit zehn minütiger Verspätung an.
"Bevor wir shoppen, brauch ich erstmal einen Kaffee!", begrüßte sie uns und ging schon in Richtung Starbucks. Wir folgten ihr. Drinnen suchten wir uns einen Tisch am Fenster, besetzten diesen mit unseren Jacken und holten uns dann Kaffee. Die Schlange war zum Glück nicht so lang, sodass wir schnell rankamen. Mit unseren Bechern gingen wir wieder zum Tisch.
"Gott, Jordan ging mir heute morgen so auf die Nerven. Langsam wird er richtig besitzergreifend.", meckerte Ruth.
"Aber das ist doch süß.", meinte Carrie.
"Es ist nicht so süß, wenn er mich nach jedem Telefonat fragt, mit wem ich geredet habe und mit wem ich gerade schreibe."
"Komm, gib es zu. Du findest es auch süß. Das zeigt dir, dass er dich liebt."
Ruth räusperte sich und trat Carrie unterm Tisch.
"Ich weiß auch so, dass er mich liebt.", wir lachten. Das war typisch für Ruth aber wir verstanden sie. Nachdem sie damals so verletzt worden war, freute sie sich darüber, dass Jordan so eifersüchtig war. Auch, wenn sie es nicht zugeben wollte.
"Leute, ich muss euch was sagen.", meinte ich schließlich. Ich war schon den ganzen Tag ganz aufgeregt.
"Was denn?", neugierig sahen sie mich an.
"Kyle und ich, wir haben..."
"Schlussgemacht?", fragten sie alle gleichzeitig.
"Nein.", antwortete ich gereizt, "Wir haben es getan.", sagte ich jetzt mit fester Stimme. Es fühlte sich gut an, das sagen zu können.
"Oh mein Gott. Kaylee Parker ist keine Nonne mehr.", brachte Ruth mit geweiteten Augen nach einem Moment des Schweigens hervor.
"Das freut mich riesig für dich, Kaylee!", meinte Lynn nun.
"Wie war es? Erzähl uns alle Einzelheiten!", das kam von Carrie. Erwartungsvoll sahen die drei mich an.
"Leute, das gehört mir."
"Komm schon! Wenigstens ein bisschen!"
Ich seufzte.
"Es war an Heiligabend. Er war bei mir und wir haben eine Serie geguckt und dann sind Mason und Dad schlafen gegangen. Kyle und ich haben uns geküsst, ganz zärtlich und er hat mich ganz langsam und vorsichtig ausgezogen, hat immer darauf geachtet, dass ich einverstanden bin. Dann habe ich ihn ausgezogen, ich war ein wenig ungeschickt, muss ich zugeben. Aber das hat ihm nichts ausgemacht, er hat mir geholfen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe und er hat mir gesagt, dass er mich auch liebt und dann ist es passiert." Ich ließ absichtlich die Details raus. Das gehörte mir, nur mir und ich wollte es für mich haben.
"Ach Gott, wie süß.", meinte Carrie verträumt.
"Habt ihr vorher darüber geredet, dass ihr miteinander schlafen wollt, oder kam das einfach so?", wollte Ruth wissen.
"Wir haben vorher darüber geredet."
"Und hat es dir gefallen?"
"Es war... einfach perfekt."
"Und, habt ihr es in der Zwischenzeit wiederholt?", Ruth wackelte mit den Augenbrauen.
"Ruth!", sagte ich und lief rot an.
"Ja, habt ihr!", sie steckte mir die Zunge raus, "Oh man, vor nem halben Jahr wart ihr alle noch Nonnen und jetzt... Ich bin stolz auf euch.", fuhr sie fort und legte sich gespielt gespielt gerührt eine Hand aufs Herz. Wir lachten bloß. Nun fing Carrie damit an, dass wir heiße Unterwäsche kaufen gehen sollten uns Ruth war begeistert von der Idee. Ich zuckte bloß mit den Schultern, während Lynn ein wenig rot wurde und murmelte, dass das nicht unbedingt nötig sei. Ich musste ein wenig Lächeln. Lynn war zwar keine Jungfrau mehr, ihre etwas verklemmte Art hatte sie jedoch nicht abgelegt.
Wir schlürften unsere Kaffeebecher leer und zogen unsere Jacken dann wieder an. Wir traten hinaus in die Kälte, auf dem Weg zu einem Unterwäscheladen. Je näher wir kamen, desto mehr konnte ich Lynn verstehen. Eigentlich war ich auch nicht besonders scharf darauf, darein zu gehen und mir von irgendeiner Verkäuferin 'heiße Wäsche' andrehen zu lassen. Kyle mochte mich auch in meinen normalen BHs. Ich versuchte mich mir in einem Dessous vorzustellen. Kyle würde mich auslachen.
"Guten Tag, was kann ich für Sie tun?", eine kleine ältere Dame kam auf uns zu, als wir den Laden betraten.
"Also ich hätte gerne einen schönen BH und einen Slip,", fing Ruth an, "Das ist für meinen Freund.", fuhr sie fort, um klarzumachen, wie die Wäsche aussehen sollte.
"Da finden wir bestimmt etwas Schönes. Was ist mit Ihnen? Soll ich Ihnen meine Kollegin schicken?", wendete die Verkäuferin sich nun an uns.
"Ich seh mich nur um.", murmelte ich und Lynn schloss sich mir an, während Carrie sich von der anderen Verkäuferin bedienen ließ. Oh man, vor einem halben Jahr wären weder Carrie und Lynn noch ich in so einen Laden gegangen.
Ich ging zu einem Regal und sah mir die BHs an, als eine wohlbekannte Stimme ertönte:
"Na, willst du ihm eine Freude machen? Rot mag er nicht, aber das kannst du natürlich nicht wissen."
Ich spürte förmlich, wie mir alle Farbe aus dem Gesicht wich.
"Hallo, Layla."
"Ach ja und Push-Up mag er auch nicht, er findet es natürlich schöner. Obwohl du vielleicht wirklich ein wenig pushen solltest. Viel hat Gott dir ja nicht mitgegeben.", sie lächelte zuckersüß.
"Danke, aber ich brauch deinen Ratschlag nicht."
"Na? Bist du jetzt zufrieden? Du hast ihn doch noch gekriegt. Und? Findest du auch, dass er gut im Bett ist? Er ist unglaublich, oder?"
"Layla, ich will mich nicht mit dir unterhalten." Die Situation war verdammt unangenehm. Sie war sauer und das konnte ich auch verstehen, aber ihre blöden Kommentare konnte sie sich sparen.
"Ich muss sagen, das war echt nicht blöd von dir. So tun, als wäre er dir egal und dann im richtigen Moment zuschnappen. Applaus Kaylee Parker, als ich dich das erste mal gesehen habe, dachte ich nicht, dass du so ein Miststück bist."
"Layla, es reicht."
"Ist doch wahr. Du hast ihn dir echt mit allen Mitteln gekrallt. Du hattest ja nicht mal Hemmungen, diesen armen Hunter eiskalt zu benutzen, um an Kyle heranzukommen."
"Kannst du mal aufhören Kaylee zuzupissen? Er hat sich nun mal füt sie entschieden und damit musst du leben. Benimm dich doch nicht wie ein kleines Kind." Layla und ich sahen zur Seite. Dort stand Lynn, die unauffällig näher gekommen war.
"Was mischt du dich denn da ein?", gaffte Layla Lynn an.
"Kaylee hat Fehler gemacht, die sie einsieht und bereut, also lass sie doch einfach in Ruhe."
Layla schnaufte verächtlich und funkelte uns beide wütend an.
"Du wirst es noch bereuen, dich jemals mit mir angelegt zu haben.", zischte sie mich schließlich an, warf die Haare in den Nacken und verließ dann mit wackelnden Hüften den Laden.
"Die ist ja blind vor Wut.", murmelte Lynn. Ich nickte bloß. Irgendwie tat Layla mir leid. Von Kyle verlassen zu werden, war das schlimmste Gefühl auf dieser Welt.
"Und? Habt ihr was gefunden?", ertönte Carries Stimme. Sie hatte bereits etwas gekauft und eine Tüte in der Hand. Wir schüttelten bloß den Kopf. Carrie verdrehte die Augen.
"Ich helfe euch.", sie kam auf uns zu und drückte mir ihre Tüte in die Hand. Dann begann sie, zwischen den BHs herumzuwühlen.
"So. Roséfarbene Spitze für dich,", sie drückte mir einen BH und einen dazupassende Tanga in die Hand, "und schwarz mit Schleifchen für dich.", sie gab Lynn einen schwarzen BH mit einer süßen kleinen Schleife zwischen den Körbchen. Damit schickte sie uns in die Umkleide. Eigentlich hatte ich nicht vor, mir Unterwäsche zu kaufen, vorallem nicht zu dem Preis, aber als ich sie anhatte und mich ein paarmal drehte, konnte ich einfach nicht anders. Alles saß perfekt und ich fühlte mich wirklich wohl.
"Kaylee? Kann ich gucken?", kam Carries Stimme von draußen.
"Jep." Carrie zog den Vorhang ein Stück auf und beäugte mich von oben bis unten.
"Okay, das musst du kaufen. Das sieht einfach mega gut aus!" Ich lächelte. Am Ende hatte jeder außer Lynn etwas gekauft. Dafür hatte Ruth sich sogar mehrere Teile zugelegt. Wir schlenderten durch die Stadt und gingen noch in normale Läden, wie H&M. Dort kaufte ich mir eine schwarze zerissene Skinnyjeans und einen weißen kuschligen Wollpullover. Ein wenig später kauften wir uns beim Bäcker etwas zu Essen, gingen doch ein paar Schmuckläden und saßen ein paar Stunden später erschöpft auf einer Bank im Einkaufszentrum.
"Wollen wir langsam zu mir?", fragte Ruth. Wir nickten. Es war schon um fünf. Lynn, Carrie und ich schlenderten zu Carries Auto, während Ruth zu ihrem ging. Lynn wohnte in Stadtnähe und war vorhin deswegen zu Fuß gekommen. Langsam fuhren wir los in Richtung Ruths Wohngegend.

Kiss Me Softly (abgeschlossen)Where stories live. Discover now