Part 9

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Sanft streiche ich mit den Fingern über das seidige, schwarze Material meiner Maske. Ein leichtes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Immer wenn ich diese Maske trage, bin ich jemand anderes. Ich bin wie ein anderer Mensch. Viel selbstbewusster, viel freier.

Noch dazu öffne ich meine Haare und lasse sie meine Schultern herabfallen. Im Studio ist es strengstens verboten, die Haare anders als im Ballerina Dutt zu tragen und genau deswegen genieße ich es, dass ich hier tun und lassen kann, was auch immer ich will.

Zurück bei meiner Tasche hole ich noch meine Musikbox heraus, stelle sie auf und lasse sie sich automatisch mit meinem Handy verbinden, während ich mir die älteren Spitzenschuhe überziehe, die eigentlich nur für draußen gedacht sind und trotzdem komischerweise im Studio bei mir in der Taschen lagen.

Ich bin einfach wegen Lance und diesem Fremdknutscher völlig aus dem Wind!

Wegen der angenehmen Temperaturen wäge ich kurz ab, die Stulpen wegzulassen, ziehe sie dann aber, dem Schutzes halber, doch über.
Man kann beim tanzen nie aufgewärmt genug sein und Stulpen helfen dabei, die Beine schneller warm zu bekommen.

An der Box stelle ich eine meiner Liebingsplaylisten ein und beginne mich aufzuwärmen.

***

Erst eine halbe Stunde später beschließe ich, dass ich jetzt warm genug bin, um ins Zentrum zu gehen und das zu tun, für das ich eigentlich hierher gekommen bin.

Gefühlvoll folge ich dem Beat und stemme mich auf die Spitze, wobei ich weiß, dass es so wirkt, als wäre es das einfachste in der Welt. Mein Fuß drückt sich durch und ich muss an meine ersten Jahre denken, in denen ich immer das Gefühl hatte, dabei nach vorne umzukippen.

Ein Lächeln schleicht dabei über meine Lippen, während ich weiter Pirouetten aneinander setze. Hier unten fühle ich mich immer so extrem frei, dass es mir den Atem raubt. In der Akademie zu tanzen, ist eine Ehre und wunderschön, aber man darf den Druck, der dadurch auf einem lastet, nicht unterschätzen.

Weil ich so in Gedanken bin, knicke ich plötzlich weg und strauchele, da ich die leichte Stufe natürlich mal wieder nicht bemerkt habe. Stöhnend fluche ich auf.

„Verdammte Scheiße!"

Schon beginnt mein Knöchel zu pochen, weshalb ich sofort mit einer leichten Massage anfange, um einer eventuellen Schwellung vorzubeugen.
Während ich noch die Zähne zusammenbeiße, ebbt dieser aber glücklicherweise auch schon wieder ab. Erleichtert lasse ich die angestaute Luft heraus. Ein Sturz wäre fatal gewesen.

„Sah eklig aus", meldete sich plötzlich eine Stimme aus dem Nichts und ich schrecke zusammen. Alarmiert hebe ich meinen Kopf und scanne den Park.

Da steht er.

An eine der Graffiti Wand gelehnt und die Hände in den Hosentaschen vergraben, beobachtet er jeden meiner Handgriffe. Sobald ihm auffällt, dass ich ihn unverhohlen anstarre, stößt er sich davon ab und schlendert auf mich zu.

Seine Stimme jagt einen Schauer über meinen Rücken, sobald er wieder anfängt zu sprechen, denn ich kenne sie.

„Bist du okay?"

Es ist die Stimme vom Dach! Fuck. Das hier... das hier ist der Fremdküsser! Aber was macht DER denn hier? Hat er mich schon erkannt?

Panik rauscht durch meine Adern.

„Hast du mich gehört? Warum redest du nicht?" Er klingt so... neckend. So wie auf dem Dach...

Er muss mich erkannt haben!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 21, 2021 ⏰

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