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"Du bist ebend jemand, der mehr über seine Probleme schweigt."

•••

Ju schaute mich lächelnd an. "Warum bist du gestern eigentlich dauernd weg gerannt?" Ich schwieg. Ich konnte ihm die Frage nicht beantworten. Eine Weile hielt diese Stille an. Und es war sehr traurig. Diese Stimmung. Diese ganze Geschichte. Wieso ist auch immer alles so kompliziert? Gedanken müssen ausgeschaltet werden. "Wie spät ist es überhaupt?" Fragte ich mit gerunzelter Stirn. Ju blickte auf sein Handy. "3:10Uhr." Entgegnete er trocken. "Ich hol meine Matratze." Sagte ich etwas geplätet. So enttäuscht hatte er noch nie geantwortet. Aber ich kann ihn verstehen. Ich sage ihm nach wie vor nicht die Wahrheit. Aber ich kann auch nicht. Das wäre zu viel. Ich will jetzt erstmal schlafen. Ich stand auf und ging in den Flur. "Warte! Du weisst doch garnicht wo die ist." Fuck. Stimmt ja, ich war ja hier noch nie. Ich habs versaut. Aber vielleicht merkt er es nicht. "Oh,.. äh. Ja." Sagte ich verwirrt. Ju ging gelassen zur Abstellkammer und zog die zusätzliche Matratze heraus. "Hier." Sagte er und drückte mir das große Stoffungetüm in die Hände. "Und wo soll ich schlafen?"-"Na, in meinem Zimmer." Sagte er trocken.

"Und wo ist das?"-"Du weisst wo es ist, Læy."

Ich atmete aus. Ich hasse meine Gedanken und Vorstellungen. "Und wo ist dein Zimmer?" Fragte ich lächelnd, in der Hoffnung dass sich meine Gedanken nicht in die Realität überschoben. "Da lang." sagte er grinsend und zeigte mit seinem Finger in die Richtung. Puh. Zum Glück. Ich stolperte durch den Flur, qwetschte die Matratze durch den Rahmen und liess sie auf den Boden, neben Ju's Bett, fallen. Ju folgte mir und stand nun vor mir. "Sag mir was los ist.!" bettelte er. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Morgen. Ich bin müde." sagte ich trocken, schnappte meine Sachen. "Bad?" fragte ich. Ich wusste natürlich wo es sich befand, aber zum Schein musste ich fragen. "Einmal um die Ecke und dann links." entgegnete er knapp. Ich ging also ins Bad und schloss die Tür ab. Tief durchatmen, nur noch eine Nacht lügen. Tränen rannten mir über's Gesicht. Ok, Læy reiß dich zusammen. Ich zog mich mit klebendem Gesicht um, band mir meine Haare zu einem Zopf zusammen und schminkte mich ab. Meine vielen Ohrringe kamen zum Vorschein. Ich sollte mir öfter einen Zopf machen. Ich schloss die Tür wieder auf und ging in Ju's Zimmer. Er hatte sich auch umgezogen und lang schon auf seinem Bett. Ich stopfte meine Klamotten in meinen Rucksack und drehte mich zu Ju um, lächelte ihn an und er schaute mich mit großen Augen an. Mir ging ein Licht auf! "Du.. du.. du siehst aus wie.."-"Wie Læy?" fragte ich und mir rollte wieder eine Träne die Wange hinunter. Er nickte. Ich schüttelte die Gefühle wieder ab. "Tja." sagte ich eiskalt und legte mich auf meine Matratze. Ju starrte mich von hinten mit einem verwirrten Blick an. "Machst du das Licht aus?" fragte ich schnippisch. Er seufzte augenrollend und betätigte den Schalter neben der Tür. Ich sollte öfter eiskalt sein, dann bin ich nicht so verletzlich. Um mich herum herschte kalte Schwärze, wie die Vergangheit die einen ganz langsam wieder einholt und einen dann verschluckt.

Das Sonnenlicht kitzelte meine Augenlider und ich schlug sie hektisch auf. Heute, schon wieder habe ich Panik vor einem Tag und schon wieder wegen der gleichen Person. Wo wir schon vom Teufel reden: ich drehte mich um und erblickte ein leeres Bett. Ju war schon aufgestanden. Nagut, dann werde ich das mal auch tun. Ich bequemte mich hoch und zog mir gemütliche Sachen an. Ok, ich schaffe das. Ich ging zur Tür und öffnete sie langsam. Insgeheim hoffte ich, dass ich gleich zusammen breche und sterbe. Aber man kann ja nicht alles haben. Ich ging in die Küche, aber dort war er auch nicht. Vielleicht ist er im Bad oder so. Ich setzte mich an den Esstisch und fumelte an meinen Fingernägeln herum. "Ah, sie ist wach." Ertönte Ju's Stimme ganz unerwartet. Er schnellte um die Ecke und setzte sich zu mir. "Willst du was essen?" Fragte er grinsend, sehr glücklich."Wie schaffst du das?" Er blickte mich verwirrt an. "Was?" Ich schaute ihm ins Gesicht. "Na du bist immer fröhlich. Immer. Egal was passiert ist. Wie?!" Er lachte. "Du solltest aufhören das Leben so pessimistisch anzugehen." Entgegnete er kichernd. "Dein Ernst?!" Ich schaute ihn ungläubig an. "Du sagst mir ich soll nicht pessimistisch sein?!" Ju nickte lächelnd. Er machte mich so wütend. "Hör zu. Ich erzähle dir jetzt was, was ich dir schon lange hätte sagen sollen. Ich habe gefühlt mein ganzes Leben damit verbracht Typen zuzusehen, wie sie irgend eine Scheiße fabrizieren und es ins Internet stellen. Die ganze Zeit. Ich habe jeden Tag Videos geschaut, in der Hoffnung das ich irgendwann meinen Idolen mal begegnen würde. Habe gehofft das ich mit ihnen befreundet sein kann. Habe gedacht das sie genauso sind wie in ihren Videos." Ju unterbrach mich. "Aber das sind wir doch."-"Nein, ganz und garnicht. Mein Ex ist Youtuber und er war das größte Arschloch der Welt. Weisst du, es war mal ein Mädchen, dieses Mädel hat gehofft das sie ihre Helden mal sieht, sie bei eurer Longboardtour trifft. Hat sie auch. Sie hat sich mit ihnen angefreundet, mit ihrem absoluten Lieblingsyoutuber besonders gut. Die beiden sind zusammen gekommen. Ich habe mein ganzes Leben praktisch nur für dieses Arschloch verschwendet. Ich hab mich absolut gut mit ihm verstanden. Wir sind zusammen zum Videoday gegangen, habe meinen eigenen Kanal erstellt weil er mich dazu überredet hat. Es war alles so toll. Ich hatte mich so gefreut, mit ihm die Welt zu sehen. Es war absolut perfekt. Und dann kam diese eine Frau, die meinte sie müsse mir drohen. Die meinte sie müsse ihn um ihren Finger wickeln und mit ihm rumknutschen." Ju's Gesichtsausdruck veränderte sie sichtlich. Er schluckte. "Und dann bin ich weggerannt. Und er wollte mich überzeugen, mir sagen dass alles gut wird. Hat mir gesagt das es ihm Leid tut und mir versichert das wir das hinkriegen. Hat mich gefragt ob ich zu ihm die Stadt ziehen will, weg von meiner Welt. Wollte mich rausreißen. Ich bin abgehauen. Nach Hause gefahren und habe mich nicht mehr gemeldet. Habe aber immer auf einen Anruf von ihm gewartet. Er hat sich nie gemeldet. Ich mich auch nicht. Ich hab mich verändert, einen Gamingkanal erstellt. Habe neue Freunde gefunden. Aber ich habe immer weiter gehofft, gehofft dass er sich meldet. Hat er nie. Und mein ganzes Leben ist ein Haufen voller Erinnerungen die mich kaputt machen. Meine beste Freundin hat mich überredet hier her zu fahren. Da ich ja meinen achso tollen Playbutton bekomme. Und dann sind wir ins Youtuberhaus 'eingezogen'. Habe bei Simon übernachtet. Musste allen erklären wer ich bin, weil ich mich ja soo verändert hatte und keiner hat mich akzeptiert. Ich hab gelernt das Freunde fürn Arsch sind. Beste Freunde sind eventuell noch für einen da, aber der Rest. Den kannst du vergessen. Und dann? Dann hab ich meinen Ex getroffen. Den den ich nie treffen wollte weil er mein Leben praktisch zerstört hat. Leider war das mit dem hassen aber nicht so leicht, wenn man jemanden noch liebt. Und als ich ihn da so glücklich gesehen habe, auf der Bühne, zwischen seinen Fans. Und er hat sich ganz plötzlich für mich interessiert, aber er wusste nicht wer ich bin. Er weiss es immer noch nicht. Oder doch? Ist ja auch egal. Mein Leben ist ein Desaster. Erst wird es zerstört und umgeworfen und dann muss man sich verstellen und sich verstecken. Also ganz ehrlich. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe allen Grund eine Pessimistin zu sein. Ju." Sagte ich sehr wütend und ausseratem. Ju schaute mich verletzt und schuldbewusst an, aber sagte nichts. "Pff.." ich schüttelte ungläubig lachend mit dem Kopf. Ich stürmte aus den Raum und lief in Ju's Schlafzimmer. Er rannte mir hinterher. Und rief das Wort was er besser nicht sagen sollte, denn es bereitete mir Schmerzen wenn er es sagte und.. "Læy! Warte." Ich lief bei Versuch aus dem Zimmer heraus, gegen ihn. "Schön das du's gecheckt hast. Ist schon lange überfällig, nicht?" Sagte ich, schaute ihn leblos an und verlor eine Träne. Ich ging an ihm vorbei doch er hielt mich fest. "Warte. Es tut mir leid." Endschuldigte er sich unter Tränen. "Ach.. so wie es dir vor einem Jahr Leid tat. Wenn ja dann, meld dich bloß nicht bei mir, damit du es wieder genauso bereuen kannst wie damals." Sagte ich und lief. Ich rannte in Richtung YoutuberHaus. Alles was ich ebend gesagt habe, war wirklich wahr. Mein Leben ist ein einziges Chaos und wenn man Noten dafür verteilen würde, dann würde ich eine 1 in Schlechte Erinnerungen bekommen. Und ja, Dramatik vorhanden. Ich hoffe er meldet sich nicht. In den letzten 2 Jahren habe ich Happy End's hassen gelernt.

Tut mir leid, dass das Kapitel 31 erst so spät kommt aber ich hatte zwischen durch eine Schreibblockade. Aber es ist da. Ich hoffe es es gefällt euch. Es trieft nur so vor Dramatik. Und ich liebe Dramatik.
Haut raus.
Eure Tabea.

Und am Ende sind alle Zitate doch wahr.( Julien Bam FF)Where stories live. Discover now