ii, entfernung

145 38 8
                                    

»Was denkst du«, fragte June in einer lauwarmen Julinacht, als sie einen Grund suchte, Elias anzusprechen, »wie weit ist es vom Dach zum Mond?«

Die Ziegel unter ihren Händen waren warm, im Garten flogen kleine Glühwürmchen über das ungemähte Gras.

Elias hatte die Lider geschlossen, die für sie die Farbe des Sonnenaufgangs trugen und zog an einer Zigarette.

»Ich weiß nicht«, erwiderte er, »Jedenfalls sehr weit. Aber nicht unüberbrückbar.«

Dann drehte Elias den Kopf. Seine Locken fielen ihm in die Stirn, dunkel und fließend wie Waldhonig.

»Vielleicht finden wir es irgendwann heraus.«

June musterte ihn und wendete schließlich den Blick ab, ließ ihn über die Dächer streifen, die nach und nach im Grauschwarz der Nacht verschwanden und über die Fenster in den Häusern, in denen Lichter brannten und aus denen leise Musik spielte, die ihr gefallen hätte, hätte Elias sie darauf aufmerksam gemacht.

Doch das tat er nicht. Und so antwortete sie nur:

»Vielleicht.«

vom dach zum mondDonde viven las historias. Descúbrelo ahora