Kapitel 10| Rue

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Die rotbraune Wölfin starrte immer noch perplex zu dem kleinen Waschbären und atmete einmal tief ein und aus, bevor sie auf und ab ging und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.

Sinufita... Der Sinufita... Der geheime Heiler, den niemand jemals gesehen hat, nur die Welpenmütter und die Väter, sonst niemand. Er war... ein Waschbär?!

,,Das kann nicht stimmen", fuhr Rue ihn an und tappte etwas zurück.

,,Doch liebe Rue, ich bin Sinufita", meinte er ruhig und sah Rue weiter mit seinen Knopfaugen an.

Die rotbraune Wölfin sah ihn weiter an und schüttelte den Kopf. ,,Niemals"

Rue wandte sich um und rannte weg. Ihre Pfoten trugen sie schnell durch den nachtschwarzen Wald.

Sie hatte immer geglaubt, dass Sinufita ein starker, großer Wolf war. Einer von ihrer Art. Sie war geschockt, dass Sinufita ein Waschbär war. Eine Kreatur, die sie normalerweise essen würde, wenn sie könnte.

Doch anscheinend verbarg dieser Wald mehr Geheimnisse in sich, als sie hätte erahnen können.

Aber warum das Ganze? Warum musste Viana sterben? Warum weiß niemand, dass ein Waschbär bei der Geburt von Welpen hilft?

Fragen über Fragen, auf die Rue keine Antworten bekam, keine Antwort wusste.

Ihre Pfoten trugen sie immer schneller und weiter durch den Wald, bis sie die kalte Schlucht erreichte. Schlitternd kam sie zum Stehen und sah hinunter, wo das eiskalte Wasser des Akza'scha gegen die harten Felsen schlug und ihre Oberfläche glattschliff.

Rues Pelz prickelte beunruhigt, als sie hinab in die Schlucht sah und realisierte, wie weit sie vom Lager entfernt war. Sie war fast einen Kilometer entfernt vom Lager und ihre überanstrengten Muskeln wollten sie nach diesem Sprint kein Stück weitertragen.

Die rotbraune Wölfin spitzte die Ohren, als sie das Knacken eines Astes hinter sich vernahm und die lauten, schweren Schritte eines großen Tieres, die sich ihr näherten. Sie schluckte und wandte sich dann vorsichtig um und fuhr zusammen, als ein mächtiger Braunbär auf die Wölfin zu kam.

Den Kopf bedrohlich gesenkt, die Lefzen hochgezogen und die großen Pranken bereit nach Rue zu schlagen.

Vorsichtig tappte Rue weiter nach hinten, doch spürte sie bereits, dass sie nicht mehr viel Platz hatte, bis sie hinab in die Schlucht und in die reißenden Fluten des Akza'sha stürzen würde.

Da sah Rue den kleinen Sinufita hinter dem Braunbären auftauchen und seine kleinen Augen wurden groß, als er die junge Wölfin am Abgrund sah.

,,Azasel! Nein!", schrie Sinufita, doch zu spät. Der massige Bär hatte schon ausgeholt und seine Tatze prallte gegen Rues Körper und schleuderte sie von der Klippe hinab in den Fluss.

Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen starrte Rue hinauf zu Sinufita und Azasel, die über die Klippe hinab zu Rue schauten und dann sah sie nur noch schwarz.

Als Rue wieder aufwachte, befand sie sich auf eine wunderschönen, mit Blumen bewachsenen Lichtung, um sie herum wuchsen Sonnenblumen, Rosen, Narzissen, Stiefmütterchen, Tulpen und viele andere Blumen, die sie noch nie gesehen hatte.

Panisch sah sie sich um, als sie bemerkte, dass ihr dieser Ort nicht bekannt vorkam und weit und breit niemand zu sehen war.

,,Sinufita! Sonne! Orchidee!", rief sie die Namen derer, die sie zuletzt gesehen hatte, doch bekam sie keine Antwort.

Bin ich tot? Ist das, das Valaha? Wartet Lupix bereits auf mich?

,,Sei willkommen, Rue", bellte eine bekannte Stimme und Rue erkannte schemenhaft den sanften Körper ihrer Mutter, der sich auf die junge Wölfin zu bewegte.

Wolf Pack~ Fall Der Sterne Band 1Where stories live. Discover now