Emotionen

1.6K 74 5
                                    

Unwiderstehlich war sein Geruch, gar betäubend. Ich sog ihn gierig ein und schloss für einen Moment meine Augen. Klein Lola war zufriedener als je zuvor. Ich musste stark dagegen ankämpfen, mich nicht umgehend zu ihm zu wenden. Immerhin hatte er gerade noch ein anderes Mädchen geküsst. An diesen Gedanken hielt ich mich fest. Auch wenn die Ameisen meinen Körper in diesem Moment zum vibrieren brachten. Er wollte mich nicht meinetwegen. Er wollte mich nur in seinem Rudel. Caleb konnte mir gestohlen bleiben. Mein Kampfgeist war erwacht.
Ich fühlte mich unglaublich gestärkt. Grinsend öffnete ich meine Augen und wandte mich zu ihm um.

„Caleb. Wieder auf Beutezug?", fragte ich sarkastisch, grinste noch immer breit und nahm einen Schluck aus meinem Glas.

Erst war sein Blick erstaunt, wie so oft, wenn ich ihm die Stirn bot. Doch umgehend schlug sein Erstaunen in das wundervolle Lächeln um, welches seine Grübchen erscheinen ließ.
Reiß dich zusammen Lola! Ermahnte ich mich selbst. Wobei klein Lola sich bereits vor ihm räkelte. Er war mir viel zu nah, jedoch hatte ich keine Ausweichmöglichkeit. Ich stand mit dem Rücken an die Bar gepresst. So sehr, das es bereits schmerzte.

„Nun ja, so ist das Animalische leben nun mal. Der stärkere gewinnt. Hier ist der beste Platz um Zuwachs zu gewinnen", gab er neckend von sich. Während sein Blick nicht zur Ruhe kam. Ich konnte ihn auf meinem gesamten Körper spüren. Wie er unaufhaltsam über mich hinweg flog.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Dieser Mistkerl war so gerissen. Warum reagierte ich so stark auf ihn. Ich sträubte mich mit aller Kraft und versuchte so gleichgültig wie nur möglich zu reagieren.

„Dann solltest du weiter ziehen, hier gibt es nichts zu holen für dich", gab ich mit gebrochener Stimme zurück. Was erneuten Ärger in mir aufsteigen ließ.

Er schloss den letzten Abstand zwischen uns und grinste mir Frech entgegen.
„Ich denke schon. Immerhin bist du wieder gekommen. Du kannst die unnahbare spielen, doch lange wirst du das nicht durchhalten Lola Anderson.", hauchte er mit seiner rauen Stimme.

Bei der Erwähnung meines Namens lief mir ein Schauer über meinen Rücken. Die Ameisen stoben aufgeregt auseinander und irrten in mir umher. Das kribbeln war so stark, dass ich zu torkeln drohte. Ich griff rücklings nach der Bar und krallte mich fest. Aus Angst meine Beine würden nachgeben. Klein Lola hingegen machte Freudensprünge. Dieses kleine Biest war besessen von ihm. Das durcheinander meiner Gedanken formte sich zu einem Wollknäuel. Wenn ich nicht bald einen Weg fand, würde er recht behalten. Ich wusste nicht was ich wollte. War es der Wolf in mir, der ihn wollte oder war ich es selbst? War es nur der Ruf? Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung. In seinen Augen Blitze es, sie funkelten wie Sterne.

„Was ist los Lola? Hat es dir nun endlich die Sprache verschlagen?", flüsterte er siegessicher.

Als ich sicher war, dass meine Beine nicht nachgeben würden ließ ich die Bar los und straffte meinen Rücken. Er entfachte die Wut in mir. Sein selbstgefälliges Grinsen, würde ihm noch vergehen.

„Versuch nur weiter dein Glück. Du wirst dir deine Zähne an mir ausbeißen. Ich bin wie Granit", gab ich mit gefestigter Stimme zurück und war gerade unglaublich stolz darüber. Ich leerte mein Glas so schnell ich konnte. Denn ich musste aus seinen Fängen heraus.
Mit angehaltener Luft presste ich mich an seinem muskulösen Körper vorbei und blickte nicht zurück. Ich lief einfach in den Raum hinein. Ich wollte soviel Platz zwischen uns Gewinnen wie nur möglich war. Erst als ich die Wand gegenüber der Bar erreicht hatte, atmete ich aus. Mein Herz schlug wild in einem unnatürlichen Takt. Als ich mich umwandte stand er noch immer an der Bar und grinste vor sich hin. Selbstgefälliger Arsch! Dachte ich mir und lies mich erleichtert auf eines der vielen Sofas plumpsen.

„Hey geht es dir gut? Du bist so blass", ertönte eine glockenhelle Stimme neben mir. Es war das Mädchen, welches Caleb zuvor geküsst hatte.

Klein Lola war unglaublich erzürnt. Sie wollte ihr an die Gurgel. Und wenn ich ehrlich war, wollte ein kleiner Teil meiner selbst genau das selbe. War ja klar, dass er sie geküsst hatte. Das Mädchen war unglaublich attraktiv. Ihre blauen Augen strahlten mir entgegen. Ihre blonden langen Haare glänzten kraftvoll im Schein des schwummrigen Lichtes. Sie sah aus wie ein Model. Da konnte ich nicht mithalten.
Warum interessierte es mich überhaupt? Meine Gefühlswelt eskalierte. Und genau das durfte nicht geschehen.

„Alles in Ordnung", nuschelte ich und wandte meinen Blick von ihr ab. Ich ertrug es nicht ihr in die Augen zusehen. Sie konnte nichts dafür. Caleb's Charme hatte sie ebenso eingefangen, wie er es auch bei mir versuchte.

„Dann bin ich ja beruhigt. Ich bin Emma. Meine Eltern und ich sind neu hier. Es ist eine schöne Gegend. Ich wollte neue Bekanntschaften machen, ehe ich die Schule besuche", plapperte sie drauf los.

Sah ich so kontaktfreudig aus? Ich?! Wut kroch allmählich in mir hervor. Klein Lola war außer sich. Sie brachte mich ständig aus der Fassung. Wenn so mein Leben ab jetzt aussah, dann prost Mahlzeit.

„Hör mal Emma, ich bin definitiv die falsche Person, okay?! Ich möchte dich nicht verletzen, aber ich bin eine Einzelkämpferin und du tust gut daran, mich in Ruhe zu lassen. Hast du das verstanden?", feuerte ich ihr zu schroff entgegen. Wobei sie entsetzt ihre blauen Augen aufriss und umgehend ihren blick zu Boden senkte. Klein Lola wuchs hoch über uns hinaus und blickte siegesbewusst auf uns hinab.

„Natürlich, tut mir sehr Leid", stotterte das hübsche Mädchen immer noch mit gesenktem Blick. Sie sah plötzlich so klein und verletzlich aus. Ihr Selbstbewusstsein war komplett verschwunden. Sie stand auf und ließ mich alleine zurück.

Was war da gerade geschehen? Ich fühlte mich unglaublich gestärkt. Hatte ich sie wirklich so verletzt? War ich zu schroff? Auch Olivia hatte so ähnlich reagiert. Mir wurde das hier alles zu viel. Genervt stand ich auf und ging Richtung Ausgang, wo Logan ein weiteres Mal auf mich wartete. Ich hatte ihn schon wieder sitzen gelassen.

„Du willst schon gehen?", fragte er und lächelte mich an. Was auch bedeutete, dass er mir mein erneutes ignorieren seinerseits verziehen hatte.

„Ich, ja. Ich muss hier weg.", versuchte ich mich zu erklären.

„Darf ich dich begleiten? Sollen wir zusammen laufen? Keine Sorge, ich werde heute nicht um deine Gunst kämpfen", lächelte er, als er meine Besorgnis sah.

„Dann sehr gerne", flüsterte ich aufgeregt und wir verließen das Moon. Ich musste stark dagegen ankämpfen, mich nicht noch einmal nach Caleb umzudrehen.

Ich hatte sie beinahe. Doch Lola ist stark. Zu stark für so sein zierliches Persönchen. Ich konnte spüren wie sie gegen meine Anziehung ankämpfte. Warum hatte ich sie nicht eher bemerkt. Wäre dieser ganze Machtkampf nicht gewesen, wäre sie nun an meiner Seite. Mein eigen. Nicht nur der Wolf in mir war erregt, nein. Auch ich selbst. Sie war einfach so unglaublich schön. Sie war mein Kryptonite. Ihre rote unzähmbare Mähne und ihre smaragdgrünen Augen wollten mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Warum kämpfte sie so stark gegen mich an? Bereitete es ihr einfach Spaß oder wollte sie mich wirklich nicht? Oder war es gar nur der Wolf in ihr, welcher mir verfallen war? Fragen über fragen, die mich einfach nicht zur Ruhe kommen ließen.

Ich nahm mein Bier entgegen und wandte mich um. Emma saß nicht mehr auf dem Sofa. Sie war auch nicht bei meinem Rudel, nein. Sie stand alleine wie ein Häufchen elend bei den Boxen. Mein Beschützer Instinkt war geweckt. Schnellen Schrittes ging ich ihr besorgt entgegen, doch als sie mich bemerkte lief sie fort. Stutzig sah ich mich um und erblickte Olivia. Zornig setzte ich mich in Bewegung.

„Oliv was ist mit der neuen?! Habe ich dir nicht aufgetragen, sie in Euer Obhut zu schließen?!", schleuderte ich ihr wütend entgegen.

„Ich... ähh, Caleb das haben wir getan. Aber dann... ganz plötzlich war sie abgeneigt. Sie war nur kurz zur Toilette. Ich weiß wirklich nicht was geschehen ist", stotterte sie wie ein kleines Schulmädchen.

Umgehend suchte ich den Raum nach Logan ab, doch ich konnte ihn nicht finden. Zu meinem Leidwesen war auch meine Lola verschwunden. Was mich zorniger den je werden ließ. Sie war meine Königin und niemand sonst sollte sie haben. Ohne zu zögern lief ich los und ließ mein Rudel ungeschützten zurück. Lola war das einzige was nun zählte. Sie war irgendwo da draußen mit Logan. Das konnte ich nicht zulassen.
Kaum hatte ich die Dunkelheit der Nacht betreten, begrüßte ich den Wolf in mir. Ein schmerzerfüllter Ruf drang kraftvoll aus meinen Maul heraus und ich lief los, der betörenden Fährte entgegen.

Wolfsmond - Alpha in Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt