Alles wie sonst?

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„Scott“ Hä? „Scott“ Verwirrt drehe ich mich um mich selbst. „Scott! Verdammte Scheiße! Wach endlich auf du Spast!“ Hä? Warum aufwachen? Matheus steht immer noch neben mir. Alles ist toll. Sie haben sich vertragen. Jus und Max sind wieder zusammen. „Scott!“ Warum ruft mich jemand? Warum soll ich aufwachen? Ich bin doch wach. Oder? Oder?! Ich werde panisch. Ist das hier etwa nicht wahr? Nur ein beschissener Traum? Sind Matheus und ich nicht zusammen? Und Max? Existiert er nicht? Ich schaue sie an. „Scott! Aufwachen“, sagt Matheus. „Du musst aufwachen. Schule!“, sagen jetzt alle im Chor. Ich will nicht. Ich will nicht, dass es endet. Auch wenn es nur ein Traum ist, er gefällt mir. Ich werde gerüttelt. „Nein!“, schreie ich. Alles verschwindet. Das Café, Max, Jus und Matheus. Sogar die ganzen Spasten im Hintergrund sind weg. Alles wird von tiefer Schwärze eingenommen. Ein Licht. Ein Gesicht. Ich blinzle. Ich liege in meinem Bett und Mama ist über mich gebeugt. Sie schaut mich besorgt an. „Scott? Alles in Ordnung?“, fragt sie mich. Es war alles wirklich nur ein beschissener Traum? Ein beschissener Traum, der mich so unendlich glücklich gemacht hat? Und jetzt soll es vorbei sein? Jetzt ist alles wie vorher? Der Schmerz kommt zurück. Matheus und ich sind immer noch verkracht. Aber ich will das nicht. Es tut zu doll weh. Ich Pussy! Es soll so sein, wie im Traum. Warum hat sie mich geweckt? Ich war so glücklich. Ich war wieder mit meinem Schatz, mit meinem Ein und Alles zusammen. Und jetzt? Alles kaputt. „Ich hasse dich!“, schreie ich wütend. Mama schaut mich verwirrt  und verletzt an. „Was?“, fragt sie mit Tränen in den Augen. „Verschwinde!“, schreie ich. Traurig geht sie aus meinem Zimmer. „Die Schule fängt in zehn Minuten an“, sagt sie noch leise, bevor sie die Tür schließt. Ich pfeif drauf. Ich schwänze heute. Dann fliege ich ebend. Solange ich Matheus nicht sehen muss. Matheus… Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Tränen laufen über meine Wangen. Mein Herz fühlt sich an, als würden tausend Messer hinein gerammt werden. Allesamt geführt von Matheus. Meiner großen Liebe. Es tut weh. Ich kuschel mich in mein Bett und vergrabe mein Gesicht in mein Kopfkissen. „Matheus“, schluchze ich. Ich will ihn wieder bei mir haben. Ich will ihn in meinen Armen halten. Ein nasser Fleck bildet sich auf dem Kissen. Aber er ist nicht schwul. Aber was wäre, wenn doch? Wir würden zusammen sein. Uns daten. An einem Sommertag, würde Matheus mir unter freiem Sternenhimmel, an einem See, mit Mondschein einen Heiratsantrag machen. Er würde sich vor mich knien, meine Hand nehmen und mir tief in die Augen schauen. Er würde mir eine süße und ergreifende Rede halten, und mir sagen, wie sehr er mich liebt. Und dann würde er mich fragen, ob ich ihn heiraten will. Ich würde ihm um den Hals fallen und „Ja!“, schreien. Wir würden ein Haus bauen und Kinder bekommen, oder adoptieren. Mal sehen. Aber seien wir mal ehrlich. Das wird nie passieren. Matheus ist nicht schwul. Und er liebt mich nicht. Er wird mich nie lieben. Und das verletzt mich. Es macht mich traurig und lässt mich verzweifeln. Was er jetzt wohl macht? Denkt er an mich? Eher nicht. Er wird jetzt alles in der Schule rumerzählen. Alle werden mich auslachen. Hinter meinem Rücken tuscheln und kichern. Mich verspotten, verarschen und schlimmeres. Sie würden auf der Straße mit ihren Fingern auf mich zeigen und sagen „Hey? Ist das nicht die Schwuchtel, die dachte, dass Matheus ihn liebt?“. Man würde antworten: „Hey! Du hast recht. Das ist das erbärmliche Schwein! Und weißt du was? Es hat versucht sich umzubringen, doch seine Hure von Mutter hat ihn gerettet.“ „Wie dumm ist der denn? Kann sich nicht mal umbringen, diese Hure. Seine Schlampenmutter hätte ihn sterben lassen sollen. Wäre eine Schwuchtel weniger auf der Welt.“ Aber das wäre ja nicht mal das Schlimmste. Das Schlimmste wäre, wenn Matheus mich auslachen würde. „Dass du ernsthaft geglaubt hast, dass ich dich liebe. Wie dumm bist du eigentlich?“, fragt er. Alle lachen. „Du bist so dumm“, sagen alle im Chor. „Scott der dumme Schwule", schreien sie alle und lachen. „Schwuchtel. Schwuchtel. Schwuchtel“, schreien sie im Singsang. 

Ich wache schreiend und weinend auf. Ich höre näher kommende Schritte. Meine Tür wird aufgerissen und meine Mutter kommt auf mich zu. „Was ist los Hase?“, fragt sie besorgt. Ich kuschel mich an sie und schluchze. Wir verharren in der Position, bis Mama etwas sagt. „Du hast Besuch Hase“, sagt sie. Ich schaue auf. Ich sehe keinen. Aber dann kommt eine Person ins Zimmer, die ich jetzt nicht sehen will. „Ich lass euch dann mal alleine“, sagt Mama und verschwindet. „Bleib hier“, flehe ich leise. Doch sie hört mich nicht und verlässt mein Zimmer. Abschätzig schaue ich ihn an. „Was willst du?“, frage ich. „Na mit meinem besten Freund reden. Du warst heute nicht in der Schule“, sagt er. Bester Freund. Ha! Das ich nicht lache! Wir waren beste Freunde. Bis er mich verprügelt hat. Richtig. Jus! „Verpiss dich!“, sage ich wütend. „So redest du mit mir? Deinem besten Freund?“, fragt er und schaut gespielt traurig. „Du bist nicht mein Freund“, zische ich wütend. Jus schaut mich gespielt verletzt an. Dann grinst er. „Ich wollte dir auch bloß was sagen“, sagt er und kommt auf mich zu. Er packt mich am Kragen und schleudert mich gegen die Wand. Ich keuche vor Schmerz auf und falle zu Boden. Jus zerrt mich auf und drückt mich gegen sie. „Wenn du Matheus weiter belästigst, dann werde ich dich nicht nur verprügeln du Schwuchtel! Sie nur, wie schwach du geworden bist. Kannst dich nicht mal wehren. Wie eine Memme heulst du hier rum und trauerst über eine Liebe, die nie da war. Er hat dich immer nur benutzt. Ich meine, was sollte er von DIR wollen? Du bist schwach, hässlich, dumm und einfach nur fett. Ein Walross ist da ja ein Fliegengewicht. Keiner würde dich wollen! Begreif das endlich. Lass deine ekligen Finger von Matheus und dir passiert nichts“,  sagt er. Er ist so ein Spast! Aber ich nicke gehorsam. „Hast du mich verstanden?“, fragt er drohend. Ich nicke wieder. „Ob du mich verstanden hast? Rede du Schwuchtel!“, sagt er und schlägt mich. „Hurensohn“, nuschel ich. „Wie bitte?“, fragt er wütend. „Du hast schon gehört, du homophober Hurensohn! Sich an Schwächere zu vergreifen ist feige! Und sich gegen Schwule zu stellen, sie zu verachten und zu verprügeln ist asozial! Du bist nicht besser als ich. Kein Stück. Und ich bin nicht schwul! Nur Matheussexuell. Ich habe kein Interesse an anderen. Nur an ihm. Er ist der Erste, der sich gegen mich stellte. Er ist nett, süß und seine Lippen einfach…“ Ich werde durch einen Schlag ins Gesicht unterbrochen. Autsch. „Halt deine verfickte Fresse! Ich will das nicht hören. Es ist eklig!“, schreit er und schlägt mir in den Bauch. Jus lässt mich los und ich sinke zu Boden. „W-Was ist daran eklig?“, frage ich schwach. „Das alles! Einen Schwanz von einem Jungen in den Mund zu nehmen oder anderes, ist abartig!“, sagt er und schaut mich angeekelt an. „Es ist das Selbe, wie bei einem Mädchen.“ „Nein ist es nicht!“, schreit Jus hysterisch. „Es ist eklig, abartig. Ich muss würgen, wenn ich nur daran denke“, sagt er und würgt. „Ich werde alle Schwuchteln auslöschen. Ich werde sie diskriminieren und zerstören“, sagt er und lacht. Der Typ ist krank! „Bei dir fange ich an“, sagt er und tritt mir in den Bauch. Ich keuche auf. Der nächste Treffer ist in meinem Besten Stück. Heilige Mutter Maria! Das tut weh! Ich stöhne vor Schmerz auf. Warum bekommt meine Mutter nichts mit? Wo ist sie? Ist es nicht dumm, dass er mich in meinem Haus verprügelt und kein Schwein das mitbekommt? Jus tritt mir in Gesicht. Ich schreie auf. Plötzlich wird die Tür aufgerissen. Jus dreht sich erschrocken um und erstarrt. „Was machst du denn hier?“, fragt er verwirrt. Der andere antwortet nicht, sondern stürzt zu mir. Ich muss furchtbar aussehen, denn sein Gesicht verzieht sich. Ich war davor schon nicht so hübsch. Jetzt muss ich aussehen, wie ein Stück Scheiße! Vielen Dank Jus! Er hebt seine Hand und will mein Gesicht nehmen, doch ich weiche zurück. Ich will von dem Spasten nicht angefasst werden. „Lass mich!“, schreie und rücke noch mehr zurück, als er näher kommt. Er ist genauso. „Was hast du getan?“, fragt er an Jus gewandt. „Das was ihn zusteht“, sagt Jus und grinst mich schelmisch an. „Du Hurensohn!“, schreit er und geht auf Jus zu und schlägt ihn mitten, mit der Faust versteht sich, ins Gesicht. Tut bestimmt schön weh. Ich habe die Muskeln und sein Sixpack noch nicht vergessen. Wie könnte ich auch? „Matheus, was machst du?“, fragt Jus empört. „Ich gebe dir das, was dir zusteht“, sagt er und schlägt ihm auf die Nase. Ja gibt’s ihm Baby. Matheus schlägt nochmal zu. Ich sitze nur daneben. Warum macht er das? Wegen mir? Nein. Vermutlich ist er nur gegen Gewalt. Ja natürlich Scott. Er ist gegen Gewalt und schlägt wie ein Boxer (Natürlich der Hund xD Scherz) um sich. Sehr schlau. Wirklich! „Hältst du etwas zu dem schwulen Spasten?“, fragt Jus wütend. „Ja“, sagt Matheus knapp und setzt sich neben mich. Heuchler! Ich schaue weg, doch er dreht mein Gesicht zu sich. Mein Gesicht ist voller Blut. Danke nochmal Jus! „Warum? Du bist nicht schwul“, sagt Jus verständnislos. Ja warum? Weil er für die Gerechtigkeit ist? Weil er Mitleid hat? Ja! Das ist es. Der Kackspast hat nur Mitleid mit mir, weil ich so schwach, hässlich und erbärmlich bin. Nicht, weil er selber schwul ist. Oder, das hört sich verrückt an, in mich Schwuchtel verliebt ist. Ha Ha! Ich lach mich tot! Ich schaue Matheus erwartend in die Augen, da er noch nicht geantwortet hat. „Nein. Ich bin nicht schwul. Ich habe keinerlei Interesse an Männern“, sagt er. Sage ich doch! Ich drehe mein Gesicht zur Seite.  „Ich hatte auch noch nie einen Freund“, beichtet er. Oh! Er hat mich also von Strich, bis Faden belogen! Penner! Spast! Pussy! Hurensohn! Fick dich! Mir treten Tränen in die Augen. „Aber…“, fängt er an. Ach. Es gibt ein aber? Und zwar? Aber es hat mir Spaß gemacht, dich so zu verarschen und ich würde es gerne weiter machen. Gib mir noch eine Chance und ich mache es besser. Versprochen? Spast! Er dreht mein Gesicht zu sich. „Aber ich liebe Scott. Und nur ihn. Egal, was ich sagte. Ich tue es nicht aus Mitleid. Ich verarsche dich auch nicht. Ich liebe dich wirklich“, sagt er. Ja Hust! Wenn du mich liebst, bin ich die Zahnfee. Ich fliege jeden Abend zu Kindern, in meinem Rosa Tütü mit meinen glitzernden Flügeln und lege ihnen einen Hunderter unter ihr Kissen. Aber was ist, wenn doch? Wenn er es ernst meint? „Wirklich“, sagt er. Ich schaue ihn misstrauisch an. Er schaut mich entschlossen an. „Du meinst das ernst?“, frage ich nochmal nach. „Ja. Das tue ich“, sagt er ernst. „Wirklich?“, frage ich nochmal. Ich kann es nicht glauben. „Scott! Wenn du mich noch einmal fragst, dann passiert was. Ich meine es ernst. Wirklich. Ich liebe dich über alles. Wirklich. Wirklich. Wirklich“, sagt er und kommt bei jedem ´Wirklich' immer näher. Sein Gesicht ist jetzt ganz nah an meinem. „Ist das eklig! Ich muss gleich kotzen“, meldet sich Jus zu Wort. Ich hatte vollkommen vergessen, dass der Spast noch hier ist. Matheus steht wütend auf und zerrt Jus aus meinem Zimmer. Jus protestiert schimpfend. Ich laufe ihm nach. Er zerrt Jus die Treppe runter und schmeißt ihn aus dem Haus. Ist das nicht eigentlich meine Aufgabe? Bin ich schon so pussyhaft geworden? Kann ich nicht mal mehr den Müll aus meinem Haus beseitigen? Brauche ich dazu ernsthaft einen Babysitter? Matheus schmeißt die Tür zu und kommt auf mich zu. Er nimmt meine Hände in seine und verschränkt sie miteinander. „Ich liebe dich“, sagt er und legt seine Stirn an meine. „Wirklich?“, frage ich nochmal nach und schaue in seine Meeresblauen Augen. Matheus lächelt. „Wirklich“, sagt er, legt eine Hand an meine Wange und küsst mich. Meine Augen flattern zu und ich lasse meine Hände um seinen Nacken gleiten. Er schlingt seine um meine Hüfte und zieht mich näher zu sich. Ich spiele mit seinen Haaren im Nacken, was ihn förmlich zum Schnurren bringt. Ich lächle in den Kuss hinein. Er wird immer leidenschaftlicher. Ich ziehe an seinen Haaren, was ihn zum stöhnen bringt und sein Mund öffnet sich leicht. Diese Gelegenheit nutze ich aus und dringe mit meiner Zunge in seinen Mund. Der Kuss wird immer heißer.  Matheus drückt sich gegen mich. Ich spüre seine Erregung an meinem Bein. „Ich… Kann… Nicht“, sage ich unter Küssen. „Das ist ok“, sagt Matheus und lächelt mich liebevoll an. Schweigen. „Wo ist Mama?“, frage ich, um das Schweigen zu unterbrechen.  „Sie ist gerade einkaufen gegangen, als ich kam. Sie hat mich rein gelassen und hat meint, du seist oben“, erzählt Matheus. Ich nicke. Einkaufen bei meiner Mutter kann lange dauern. Ich muss mich noch bei ihr für meine Worte entschuldigen. Vielleicht kocht sie wieder mit mir. Das freut sie immer. „Komm“, sagt Matheus und reißt mich aus meinen Gedanken. „Wohin?“, frage ich verwirrt. „In dein Zimmer“, sagt er, nimmt meine Hand und führt mich nach oben.  Dort legt er sich auf mein Bett und klopft neben sich. „Was hast du vor?“, frage ich ihn misstrauisch. „Ich habe dich jetzt so lange nicht mehr geknuddelt. Das muss ich jetzt nachholen“, sagt er, schaut mich mit großen flehenden Augen an und klopft wieder neben sich. Also manchmal ist er ja richtig süß. Ich nicke und lege mich vorsichtig neben ihn. Sofort schlingt er seine Arme um mich und drück mich an seine Brust. Ich atme seinen Geruch ein und kuschel mich an ihn. „Ich habe dich vermisst“, nuschel ich leise an seine Brust. „Ich dich auch“, sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Dass mein Gesicht voller Blut ist, interessiert ihn wohl reichlich wenig. Vielleicht wird es ja doch noch was mit unserer Hochzeit unter freiem Himmel. Vielleicht werde ich es aber auch bereuen, ihm verziehen zu haben. Vielleicht bekommen wir Kinder. Vielleicht verarscht er mich aber auch mal wieder. Wer weiß, was die Zukunft uns bringt?

HassliebeWhere stories live. Discover now