Kapitel 03 || Rooftop

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"Hab ich dir jemals erzählt, Tommy..." setze der Blonde schwach an, als er die Anwesenheit von seinem Freund bemerkte.
Es schien, als hätte er schon damit gerechnet, dass dieser ihm folgen würde.
Auch das Mädchen war neugierig auf das komische Verhalten von ihm geworden und so versteckte sie sich hinter ein paar alten Gartenmöbeln auf der Dachetage und lauschte. "...wie ich mir mein Bein gebrochen habe?" Thomas schaute den blonden Jungen weiter fragend an. Wohl war er auch schwer besorgt.

Bis jetzt hatte sein Freund sich nicht zu ihm umgedreht. Als würde er mit der toten Stadt, den alten zerstörten Gebäuden reden, schaute er in die Ferne.
Ohne auf eine Antwort zu warten erzählte dieser auch weiter.
"Ich kam genau so wie du, wie wir alle, eines Tages mit der Box nach oben. Keine Erinnerungen, pure Angst... Du weißt ja wie sich das anfühlt. Es vergingen Tage und Wochen, aber für mich änderte sich nichts. Ich hatte seit Anfang an dieses ständige Gefühl, leer zu sein. Als hätte man mir jegliche Emotionen ausgesogen, meine Existenz aus der Außenwelt gelöscht und mich dort eingesperrt. Irgendwo, zwischen den riesigen Betonmauern." sein Blick wanderte nach oben und blieb an den massiven Schutzmauern der W.C.K.D Stadt hängen.

"Ständig fragte ich mich, womit ich das verdient habe. Wieso wurde mir das angetan? Hatte ich es wirklich verdient? Etwas solch schreckliches getan? War das hier eine Art Bestrafung? Habe ich Familie und Freunde, die mich vermissen? Oder mich hassen? Was, wenn ich ein schrecklicher Mensch gewesen bin, Tommy?"
Vielleicht lag es nur an dem schlechten Licht, was seine Augen glasig erscheinen lies, doch das Mädchen hätte schwören können, Tränen in diesen schimmern zu sehen. 

Thomas blieb noch immer still. Er saß mit wenigen Metern Abstand hinter seinem blonden Freund und betrachtete diesen sorgenerfüllt.

"Ich konnte nicht mit diesen Gedanken schlafen. Ich konnte nicht essen, trinken oder arbeiten. Ständig wurde ich von meinem schweren Gewissen zu Boden gezogen. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus."

Der Blick, mit dem Thomas seinen Freund nun musterte, war nur mehr erschrocken, doch voller Mitgefühl. Voller Trauer. Er und das Mädchen verstanden wohl dasselbe. 

"Eines Morgens", setzte sein Freund nun wieder mit brüchiger Stimme an, "stand ich früher auf. Früher als die anderen Läufer kam ich bei den Toren an, als diese sich grade erst öffneten. Bevor ich hinein ging, schaute ich mich noch einmal um. Keiner sollte mich sehen. Dann lief ich los. Ahnungslos suchte ich einfach die höchste Wand, die in Sicht war, und kletterte die Ranken nach oben. Diese gingen leider, oder wohl zum Glück, nur bis zur Mitte der Mauer. Dort oben, presste ich mich mit dem Rücken gegen die Wand." Mittlerweile redete er so leise, dass das Mädchen sich gefährlich nah ran schleichen musste, um etwas von dem Folgenden hören zu können. 

''Ein letztes mal lies ich mir diese schrecklichen Gedanken durch den Kopf gehen, spürte diesen inneren Schmerz, diese Leere. Es hätte das Letzte sein sollen, was ich fühle oder denke. – Ich sprang." Thomas wandte zum ersten Mal den Blick von seinem Freund ab, dem Boden entgegen.

Der blonde Junge fuhr fort und ganz leicht hörte man einen belustigten Unterton, als er den nächsten Satz aussprach: ''Doch entweder hasst mein Schicksal mich, oder ich habe einen mächtigen Schutzengel, denn es war nicht vorbei.''

Das erste mal, seit er mit seiner Erzählung begonnen hatte, widmete der Blonde Thomas einen Blick.
"Ich überlebte.'' 

Das Mädchen hörte Thomas deutlich schlucken, so nah war sie an den beiden.
"Newt –'', wisperte er, doch dieser lies ihn nicht aussprechen. 
Newt. So hieß der Blonde wohl, das war dem Mädchen klar.
"Dann, wieso auch immer er ausgerechnet dort vorbeikam, fand mich Minho. Ich weiß nicht mehr viel, ich war nur halb bei Bewusstsein, kein Wunder, doch an sein Gefluche kann ich mich noch genau erinnern."
Die beiden Jungen behielten Augenkontakt. "Er schleppte mich zurück auf die Lichtung, wo ich halbwegs wieder zusammengeflickt wurde, bis ich einschlief.
Dieser Strunk rettete mir das Leben, Tommy. Und verdammt noch Mal!", Newts  Augen glitzerten wieder, "Ich bin ihm was schuldig! Wir werden ihn befreien, ich werde alles dafür tun!"

"Wir  werden alles dafür tun, Newt.", kam nun auch Thomas endlich zu Wort. "Wir werden Minho holen und gemeinsam den sicheren Hafen erreichen. Das haben wir alle verdient."

Der sichere Hafen... Nicht selten hatte das Mädchen die Sagen um dieses vermeintliche Paradies gehört. Diese Worte hörten sich für sie verlockend an. Ein Leben im sicheren Hafen.

Newt hingegen aber schien von der eigentlich aufmunternden Rede seines Freundes eher bedrücktDies war auch Thomas nicht entgangen und auch er schaute ihn fragend an. "Newt?"

Ein bitteres Lächeln huschte über die Lippen des blonden Jungen.
"Das hier kann ich wohl nicht länger verstecken."
Er krempelte den rechten Ärmel seiner Lederjacke hoch und es war, wie als wäre Thomas vom Blitz getroffen. Laut hörte das Mädchen ihn Luft ausstoßen, als hätte er diese die ganze Zeit angehalten. Dabei geriet er, von dem Schock überwältigt, ins Schwanken, wobei sein Blick nicht von dem Unterarm seines Freundes wich, welcher mit schwarzen und blauen Adern überzogen war.
Sie meinte sogar fast, seinen schneller werdenden Herzschlag zu hören.

Dieser Anblick lies selbst das Mädchen scharf nach Luft schnappen, was eventuell etwas zu laut gewesen war...

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Jaa, es war jetzt ein ganzes Kapitel in dem fast nur Newt redet, aber ich fande einfach, diese Erzählung verdient mehr Aufmerksamkeit. 

Btw das Kapitel basiert auf einer deleted Scene. 

Sein Suizidversuch hatte mich damals selbst heftig aus der Bahn geworfen. Das der ruhige, fürsorgliche und optimistische Newt auch so depressive Gedanken hatte war echt... heavy. 

Das, was ich an Gedanken oben aufgelistet habe, ist übrigens frei erfunden, heißt, es steht in keinem der Bücher oder der Art. Ich glaube einfach, dass diese von seinem Charakter her passen könnten. Ich meine, wenn man einfach so, ohne Erinnerungen, in ein riesiges Labyrinth gesteckt wird, fragt man sich doch schon, ob man selber daran schuld ist? 

ICH jedenfalls würde nicht sofort auf die Idee kommen, dass die Welt außenrum am Untergehen und von Zombie artigen Viechern besetzt ist, und dass irgendwelche verrückten Wissenschaftler meinen, so ein Heilmittel gegen ein Virus zu finden welches die Menschen in diese Cranks verwandelt und AAAHH. DER KLONK DER HIER ABGEHT IST ECHT VERRÜCKT. 

Achso, und ja, ich dachte ich steigere die Spannung zumindest ein wenig mit dem kLiFfHäNgEr.

Tschü Tschü – Nasti

Without Words || Maze Runner: Death CureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt