Kapitel 24

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Ich wachte auf und noch immer war dieser vertraute Geruch in meinem Zimmer. Loki war also noch da. Ich ging davon aus, dass er eingeschlafen war, schaute aber nicht nach. Müde wälzte ich mich auf dem Bett hin und her, wobei ich die Decke mit den Füßen an das Bettende strampelte. Das erste Mal seit ein paar Tagen fühlte ich mich wieder richtig ausgeschlafen. Die Sonne knallte auf die Fensterscheibe, weshalb ich mich aufsetzt und meinen Pullover auszog. Es war viel zu warm im Zimmer geworden. Ich rieb mir einer Hand über mein Gesicht, dann sah ich den Gott an, der immer noch in der selben Position auf dem Boden saß. Seine Augen waren geöffnet. Kurz setzte mein Herz einen Schlag aus, dann fiel mir ein, dass er mich schon mit deutlich weniger als einem BH und einer kurzen Shorts gesehen hatte. Dennoch brannte sich sein Blick auf meinen Körper. Das erste Mal, seit er eingetreten war verschwand der sorgenvolle Ausdruck auf seinem Gesicht und ein Schatten legte sich über seine Augen, in ihren erkannte ich pure Lust. Umso dankbarer war ich, dass er sich zurückhielt. So weit war ich sicher noch nicht, auch wenn ich nach dieser Nacht wieder deutlich mehr "Vertrauen" bei ihm hatte.
„Warst du etwa die ganze Nacht wach?“, fragte ich verwundert. Er nickte kurz, dann räusperte er sich, was mir ein Schmunzeln entlockte. Ich erhob mich und ging zu dem Kleiderschrank. Dort suchte ich mir ein langes Shirt. Während ich es überzog bohrte sich weiterhin Lokis Blick in meine Haut. Als ich ihn mahnend ansah, stand er schnell auf und rückte sein Gewand zurecht. „Willst du mit mir nach unten kommen?“, fragte er. Ich zögerte ich war schon ewig nicht mehr unten gewesen und ja, natürlich vermisste ich es mit den anderen zusammen zu sein, aber das Gefühl von dem Knoten in meiner Brust vermisste ich nicht. Doch die anderen wussten, was gerade bei mir los war und würden mir nicht zu nahe kommen. Oder? „Von mir aus.“, sagte ich unschlüssig. Loki nickte abermals und ging voraus. Auf dem Weg die Treppe hinunter zum Wohnbereich drehte er sich immer wieder zu mir um, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war. Meine Hände zitterten leicht und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen, aber ansonsten ging es mir gut. Es waren nicht alle im Wohnbereich. Nur Natasha, Bucky und Steve. Natasha kochte irgendetwas, Bucky und Steve unterhielten sich. Alles in allem war es ziemlich friedlich hier. Ruhe machte sich in mir breit.
„Alles gut?“, fragte Loki vorsichtig. „Es ist okay. Ich komm schon klar.“, entgegnete ich. Die anderen sahen kurz zu mir, ließen mich aber in Ruhe. Loki und ich gingen zum Tresen hinter dem Herd, an dem Natasha kochte. Mit etwas Abstand zwischen uns lehnten wir uns daran und ich versuchte zu erahnen, was Natasha kochte. „Nennt sich mexikanischer Feuertopf. Enthält viele scharfe Gewürze.“, erklärte sie ohne den Kopf zu heben. „Wo sind die anderen?“ Sie deutete auf die Treppe nach unten. „Tony, Sam und Bruce sind unten. Die anderen sind auf ihren Zimmern. Ich hol sie gleich zum Essen runter.“, antwortete sie und holte Teller aus einer Schublade. Dann häufte sie des Essen darauf und verteilte die Teller auf dem Tisch. „Hey, antanzen!“, rief sie laut und sofort ertönten Schritte. Alle kamen zusammen. Automatisch trat ich einen Schritt zurück. Ich wusste, dass Loki dort noch stand, aber das beunruhigte mich nicht so sehr wie die Menschen, die nun alle von vorn auf mich zukamen. „Skadi, wie schön dich zu sehen.“, sagte Stark grinsend. Ich versuchte es zu erwidern. „Was gibt es?“, fragte Thor, während sein Blick nur auf mir ruhte. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Natasha den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, doch in diesem Moment ging die Aufzugtür auf und ein dunkel häutiger Mann mit einer Augenklappe trat heraus. Hinter ihm ein paar Leute deren Gesichter allesamt mit einer Maske verdeckt waren. Ein Schock durchfuhr meinen Körper, ich machte erneut einen Schritt zurück und griff nach Lokis Hand. Ich dachte gar nicht darüber nach, aber die Berührung löste ein seltsam gutes Gefühl in mir aus. Sicherheit. Bei ihm konnte mir nichts geschehen. Sein Kopf drehte sich zu mir, jedoch konnte ich nur geradeaus schauen, wo die Fremden standen. Mein Griff um die Hand des Asen verstärkte sich. Er drückte sie kurz. „Diese Leute sind von SHIELD, sie wollen den Avengers helfen. Sie werden niemandem etwas tun.“, flüsterte er mir zu.
Steve ging auf den Mann mit der Augenklappe zu und gab ihm die Hand. „Fury, was verschafft uns die Ehre?“, fragte er den Mann. Fury sah zu Loki und zu mir. „Euer unverantwortliches Verhalten. Wie ich sehe haben die Avengers außerirdischen Besuch.“, sagte er. Thor trat hervor. „Dieses Thema hatten wir schon mal, Asgard ist keine Gefahr für Sie und Midgard.“, sagte er bestimmt. „Ach? Wenn ich mich recht erinnere hat Ihr Bruder versucht diese Stadt anzugreifen.“ Ich sah hoch zu Loki, der seine Maske trug. Emotionslos und voller Desinteresse sah er Fury an. „Ich habe nicht versucht die Stadt anzugreifen. Ich habe sie angegriffen.“ Meine Mundwinkel zuckten kurz, was sofort das Interesse des Mannes auf mich lenkte. „Und wen haben wir hier? Eine Asgardianerin. Wie schön, dass Sie bereits einen Fernseh Auftritt hatten. Wie lautet Ihr Name.“ Nervosität stieg in mir hoch und ich Biss mit fest auf die Unterlippe, um mich davon abzulenken. Psychischer Schmerz gegen physischen. Das könnte interessant werden. „Skadi.“, presste ich hervor. „Ihr voller Name. Wir haben hier einmal Odinson, Laufeyson und wen noch?“, fragte er weiter. Ganz sicher würde ich ihm nichts weiter sagen. Niemand brauchte zu wissen, was mein Nachname war. „Was geht Sie das an?“ Er verzog das Gesicht und kam einen Schritt auf mich zu. Ängstlich drückte ich mich näher an Loki, der schnell seinen Arm um mich legte. „Sie sind auf meinem Territorium, hier stehe ich über Ihnen also werden Sie mir auf meine Frage antworten.“, sagte er eindringlich. Loki räusperte sich. „Genau genommen stand und steht göttliches über menschlichem.“, sagte er. Furys tödlicher Blick fokussierte weiterhin nur mich. „Und was für eine Göttin sind Sie?“ Ich hob mein Kinn und schaute ihm schließlich doch in die Augen. Loki hatte recht, ich war stärker als dieser Mensch. „Göttin der Weisheit und des Krieges.“, antwortete ich mit fester Stimme. „Aha. Und was-...?“ „Das reicht jetzt!“ Tony funkte dazwischen. „Was willst du Fury. Dieses Gebäude ist meines und keins von SHIELD.“ Fury wendete sich von mir ab und stand schnell wieder in der Mitte des Raumes. „Ihr wart  unaufmerksam. Unsere Raumstation meldet merkwürdige Energiefelder und schwere Erschütterungen im Umkreis von ungefähr dreitausend Kilometern.“, erklärte er. „Und wir waren unaufmerksam, weil wir keine eigene Raumstation haben?“, fragte Natasha. Fury verdrehte die Augen...das Auge. „Etwas ist auf dem Weg hierher und wir können es nicht mehr aufhalten. Also wird es Zeit, dass wir zusammenarbeiten.“ Thanos war auf dem Weg nach Midgard. Er würde bald hier sein. „Wir wissen, wer auf dem Weg hierher ist. Wir haben schon länger - nennen wir es - Kontakt.“, warf Bucky ein. Kontakt. Nicht das richtige Wort für das Geschehene. „Wie darf ich das verstehen?“
Ich sah zu Loki und er schüttelte den Kopf. Er wusste natürlich, dass ich sagen wollte, was geschehen war, aber er "verbot" es mir. Vielleicht war das die richtige Entscheidung. „Thanos kommt hier her. Es ist sein Ziel das Universum zu zerstören, um es dann neu aufzubauen.“, erklärte Steve. Fury sah nicht überzeugt aus. „Und wer oder was sind ihre Quellen?“, hakte er nach. Erneut bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass Loki den Kopf schüttelte. „Jarvis.“, log Stark. Das Misstrauen in Furys Augen wurde noch größer. „Ihre künstliche Intelligenz?“ Clint trat vor. „Ich weiß, dass Sie gern über alles informiert sind, aber ich würde sagen, uns fehlt die Zeit für gute Nacht Geschichten.“, sagte er. Die andern schmunzelten. Fury sah noch immer misstrauisch drein, nickte dann aber. „Wir müssen uns vorbereiten. Stark, Rogers und Romanoff, Sie werden mit mir alles planen. Danach können Sie es dem Rest gerne berichten.“, erklärte er. Tony nickte und führte die genannten nach unten. Der Rest von uns blieb mehr oder weniger überrascht zurück.
Hatte er gerade die Avengers in Untergruppen geteilt? Anscheinend schon, denn die andern sahen ziemlich frustriert und verblüfft drein. Allein Loki und ich blieben neutral. Schließlich hatten wir nie viel mit den Avengers zu tun. Loki versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was mich schmunzeln ließ. „Du solltest schlafen gehen.“, schlug ich vor. Er zögerte, während er sich prüfend im Raum umsah. „Ist schon in Ordnung. Ich werde duschen gehen.“, fügte ich hinzu und er nickte. „Wenn du meinst.“ Ich konnte hören, dass er überhaupt nicht überzeugt war. Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln, dann ging ich zurück auf mein Zimmer.

Loki Laufeyson - GoddessWhere stories live. Discover now