Reason One: Felling the sun against your face

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"Komm schon, Silas. Lass uns endlich gehen.", meldete Noah sich zu Wort, der bis vor kurzem noch stumm den Wellen des Meeres gelauscht hatte.

Ein letztes Mal blinzelte ich dem roten Abendhimmel entgegen, bevor meine Hand, die davor meine Augen vor den Sonnenstrahlen bewahrte, Richtung Boden sankt. Zügig schloss ich zu meinem besten Freund auf, der natürlich keine Sekunde seiner Zeit verschwändet hatte und einfach ohne mich weiter gelaufen ist.

Kurz strafte ich den größeren mit einem vorwurfsvollen Bick, während ich mir durch die Haare fuhr, um eine meiner schwarzen Strähnen aus meinem Sichtfeld zu verbannen.

Auf den ersten Blick wirkt Noah zwar wie ein relativ kühler Mensch, doch eigentlich ist dem nicht so. Stattdessen ist der braunhaarige lediglich ruhiger und verantwortungsbewusster als manch andere in unserem Alter, so verhält er sich schon seitdem ich denken kann. Noah verdiente wohl die Bezeichnung als " Mom of the Friendgroup".

Ehrlich gesagt kann ich mir mein Leben gar nicht mehr ohne seine ständigen besorgten- oder belehrenden Aussagen vorstellen, schließlich hat mir seine Vernunft schon einige Male den Arsch gerettet.

Und wenn ich dies sage, meine ich das auch so. Beispielsweise als mich Noah vor der Ausnüchterungszelle bewahrt hatte, nachdem ich sturzbesoffen in das Beet eines alten Griesgrams gekotzt habe, der doch tatsächlich danach die Polizei gerufen hat.

Ehrlich gesagt kann ich mich kaum noch daran erinnern. Typischer Fall von Alkohols-Blackout, wenn ihr versteht was ich meine.

Jedenfalls bin ich mir sicher, dass ich ohne Noah nicht an dem Punkt in meinem Leben wäre, an dem ich gerade bin: Ein Student im Erstsemester. Wobei es wichtig zu erwähnen wäre, dass ich das Studium trotzdem nicht so ernst nehme, wie es vielleicht gut für mich währe. Ein Politiker oder Wissenschaftler würde aus mir sowieso nicht mehr werden, der Zug ist schon länger abgefahren, als ihr euch vorstellen könnt.

Schließlich ist das Kunst-Studium lediglich eine Ausrede dafür, dass ich keine Ahnung habe, wie mein Leben nach der Uni weitergehen soll, anders als Noah, der nach seinem Psychologie-Studium in dem Bereich der Jugend- und Kindertherapie arbeiten möchte.

Ziemlich beneidenswert, dieser Junge mit seinem perfekt geplanten Leben.

"Lass uns auf dem Rückweg was zu Futtern kaufen. Wie wäre es mit Mcces?", schlage ich vor, nachdem ich mich aus meinen eigenen Gedanken gerissen hatte. Es macht schließlich keinen Sinn, seine Lebenszeit damit zu verschwenden, über die Zukunft nach zu denken, wenn die Gegenwart doch so viel verlockender ist.

"Hast du überhaupt genug Geld dabei?" Mit diesem Satz macht Noah mir einen Strich durch die Rechnung, vor allem nachdem in der Hosentaschen meiner grauen Jogginghose nur zwei jämmerliche Eurostücke zu finden waren, die meine Hoffnungen endgültig in den Wellen des Meeres erstickten.

"Schmoll nicht so..", versucht der Braunhaarige mich aufzumuntern und knufft mir im selben Moment sanft in die Seite. "Wie wäre es, wenn wir Zuhause Pizza bestellen?"

Sofort hellt sich meine Miene wieder auf. Pizza klingt in meinen Ohren nach einem guten Ersatz, vielleicht sogar besser als mein eigentlicher Plan. Aber dies zuzugeben, war keine Option.

Das würde komischer Weise an meinem Ego kratzen.

"Ja. das klingt...annehmbar."

Sofort schleicht sich ein verräterisches Grinsen auf meine Lippen, das auch Noah ein Zucken seiner Mundwinkel entlockt.

Den Rest des Heimweges laufen wir still nebeneinander her. Es sind schließlich nur 15 Minuten vom Strand bis zu unserer kleinen zwei Mann WG. Die Sonne bahnte sich ihren Weg Richtung Horizont und tauchte den Himmel in

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⏰ Last updated: Jun 20, 2023 ⏰

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