Don't get me wrong

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{Kapitel 3}

Jenny plante, ihren Abend mit ein paar Akten und einem Glas Bourbon in ihrem Arbeitszimmer zu verbringen. Oder auch zweien. Aber viel schaffte sie nicht, denn bald drifteten ihre Gedanken schon wieder zu Gibbs ab. Es war hoffnungslos. Wie konnte er sie nur so verletzen!

Er musste es doch wissen! Er war doch bekannt dafür, immer alles zu wissen oder gar zu spüren, was in seinen Mitmenschen vorging. Sofern etwas ihn interessierte. Ja, das musste es sein. Vielleicht interessierte es ihn gar nicht, was mit ihr los war. Aus ihrem Schreibtisch holte sie ein altes Foto und betrachtete es kurz, bevor sie es wieder wegpackte. Eine Aufnahme aus Paris, die sie glücklich zusammen zeigte. Wie hatten sie sich so weit voneinander entfernen können?

Es war bereits nach 22 Uhr, als es an der Haustür klingelte. Erstaunt sah sie auf und setzte ihre Lesebrille ab. Sie bekam normalerweise keinen Besuch, und eingeladen hatte sie niemanden. Für einen kurzen Moment machte ihr Herz einen Hüpfer. Nur Gibbs kam ab und zu vorbei. Aber warum sollte er sie besuchen? Dazu hatte er wohl keinen Grund. Außerdem war es noch gar nicht spät genug für ihn.

Aber man konnte ja nie wissen. Schnell löste Jenny das Haargummi und strich sich ihre Haare glatt.

Aber sie bereute es sofort, auch nur in die Nähe der Tür gekommen zu sein und sie geöffnet zu haben. Dahinter stand nämlich Tony. Bewaffnet mit einer recht teuren Flasche Rotwein, die sein Auftauchen wohl entschuldigen sollte. Er hatte eine Unschuldsmine aufgesetzt. „Guten Abend, Jenny."

„Hallo Tony." meinte sie und klang ein bisschen enttäuscht. „Was machst du hier?"

„Ein Glas Wein mit dir trinken?" versuchte er es und hielt die Flasche hoch. Obwohl sie von seiner Anwesenheit nicht besonders begeistert war, musste sie lächeln. „Na gut, komm rein." Sie machte einen Schritt zur Seite und er trat an ihr vorbei in den Flur. Neugierig sah er sich um, während er ihr ins Wohnzimmer folgte. Er strich über die Kommode. „Wow, alles im Stil der 50'er Jahre." meinte er anerkennt. Jenny sah ihn tadelnd an. „Du hast von Zeitepochen ebenso wenig Ahnung wie von Orchideen, Tony."

Er versuchte, die Situation mit einem Lachen zu überspielen und lehnte sich auf die Kommode. „Das sollte ein kleiner Scherz sein, Jenny. Das ist doch nicht der Stil der 50'er Jahre, wie kommt man nur auf so etwas...?" Jetzt hätte er auch noch fast die offensichtlich ziemlich teure Vase, die neben einigen anderen Gegenständen auf der Kommode stand, umgeworfen. Er konnte sie gerade noch im letzten Moment festhalten und lächelte Jenny charmant an. Sie atmete erleichtert aus und setzte ihn auf die Couch, bevor er irgendetwas kaputt machen konnte.

Dann verschwand sie ins Esszimmer, um zwei Weingläser zu holen und wies ihn an, die Flasche Wein auf den Couchtisch zu stellen. Tony konnte nicht still sitzen. Hier gab es ja so viele interessante Dinge, die er sich ansehen wollte. Es war ja fast wie in einem Museum. Besonders Interesse hatte er an dem Grammophon. Jenny würde es wohl nicht merken, wenn er es sich aus der Nähe ansehen würde. Es blieb allerdings nicht beim Ansehen, vorsichtig setzte Tony die Nadel auf die Schallplatte und wollte probieren, ob er dem alten Musikgerät ein paar Töne entlocken konnte.

Plötzlich räusperte Jenny sich hinter ihm und er schreckte hoch. „Ich habe nur geguckt, nichts angefasst!" log er schnell. Sie musterte ihn misstrauisch. „Du wüsstest ohnehin nicht, wie man ein Grammophon einschaltet."

„Vor meiner Zeit." sagte er schnell. „Vor meiner auch." konterte sie.

Sie ließen sich wieder auf der Couch nieder und Tony entkorkte umständlich dein Wein, um erst Jenny und danach sich selbst einzuschenken. Sie schwiegen eine Weile.
„Warum bist du wirklich hier?" Sie nippte an ihrem Weinglas und blickte ihn mit großen Augen an. „Gibbs." Antwortete Tony. Sie reagierte genau so, wie er es erwartet hatte- sie seufzte und stellte dabei das Glas auf dem Tisch ab. Wie konnte sie Tony bloß klarmachen, dass er sich da nicht einmischen sollte?

Sie liebt ihnWhere stories live. Discover now