Betreff: hallo

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Hallo liebe Leute.

Emails. Ihr wisst schon, das was man gemacht hat, bevor es Whatsapp gab. Ach sagen wir lieber, das was Feeliv und ich gemacht haben, bevor wir Whatsapp hatten. Wer bekommt denn nicht gerne eine nette Email von seiner besten Freundin mit dem Betreff „hallo“? Eine eigene Mailatresse zu bekommen war in meinem Alter von stolzen 11 bis 12 Jahren ein riesen Ereignis.

Ich meine, stellt euch doch mal vor, was man damit alles machen kann...

Tja theoretisch könnte man damit zwar kommunizieren, aber das scheint dann wohl doch ziemlich unnötig, wenn man sich zu der Zeit jeden Tag in der Schule sieht und mein vergessliches ich seine Emails immer erst nach einem Monat geöffnet hat, weil ich natürlich jedes mal an Mamas Laptop musste.

Aber trotzdem ist das ein ziemlich aufregendes Ereignis. Man hat ein Stück Unabhängigkeit..

Das heißt, natürlich nur, wenn man dann Mamas Laptop hatte...

und konnte sich frei unterhalten.

Was natürlich mit dem Telefon viel einfacher gewesen wäre, aber das haben wir ja auch gemacht.

Trotzdem. Dieses Stück meines Erwachsenwerdens war etwas ganz großes für Feee und mich.

Naja Erwachsenwerden kann man natürlich angesichts der ersten Mail, die mich von ihr erreicht hat nochmal hinterfragen.

Hi Emma,

ich kann heute leider nicht auf den Spielplatz kommen  :( .

trotzdem freue ich mich das du jetzt eine eigene E-Mailadresse hast.

Ich rufe heute meine Mails nicht mehr ab. Aber du kannst mir trotzdem

schreiben. Ich freue mich über jede Mail!

Lg deine Feli


Tragisch ist eigentlich nur, dass ich meine Mails so selten abgerufen habe, dass man vermuten könnte, dass ich nicht rechtzeitig gesehen habe, dass Feee nicht zum Spielplatz kommt.

Aber ich habe mich sicherlich einen Monat danach riesig gefreut, dass ich nicht nur Mails schreiben kann, sondern auch welche bekomme. Das ist natürlich krass.

Tja. So viel haben wir auch nicht geschrieben. Aber das war ja auch nicht notwendig. Sobald wir uns nicht mehr jeden Tag sehen konnten, haben wir halt telefoniert und mein erstes Handy hatte ich auch bald. Und das mit ausschiebbarer Tastatur ausgestattete Nokia Handy hatte einen Internetzugang und konnte Whatsapp stand halten. Und das liebe Leute, war dann wirklich ein Grund zum feiern.

Denn wer weiß, wie lange eine Freundschaft im Alter von 12 Jahren gehalten hätte, wenn man ab dann 560 Kilometer zwischen sich hat?

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie das überhaupt funktioniert hat. Ich kann mitlerweile von uns beiden sagen, dass wir genug in die Freundschaft rein stecken, um soetwas stand zu halten. Wobei das auch alles andere als einfach ist. Aber in dem Alter? Über wirkliche Themen haben wir nie gesprochen und mal eben auf den Spielplatz gehen, ging auch nicht mehr.

Aus irgendeinem Grund hat es dann doch funktioniert und ich kann stolz berichten, dass wir dieses Jahr siebenjähriges feiern. Wohl bemerkt haben wir fünf Jahre davon in Form einer Fernfreundschaft geschafft. Ich finde, da kann man sich auch ruhig mal selbst loben.

Ich bin wirklich froh, dass unsere jüngeren Ichs es geschafft haben, unsere Freundschaft nicht zerbrechen zu lassen. Sonst hätte ich heute nicht diesen wunderbaren Menschen in meinem Leben.

An der Stelle ist es wohl auch mal angebracht, dir dafür zu danken. Danke, dass du uns nie aufgibst, stark bist, wenn ich es nicht bin und mich stark sein lässt, wenn du es nicht kannst.

Ich liebe dich, Feee. Bis zum Mond und wieder zurück und das wird sich nie ändern.

xxx

-Em

GedankenmüllhaldeWhere stories live. Discover now