Augs and Experts

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Wrench stockte der Atem bei dem Anblick, der sich ihm plötzlich bot. Sofort spürte er, alles in ihm zusammenzog. Von der Decke hingen säuberlich aufgereiht dutzende Augmentierungen. Hauptsächlich handelte es sich um Arme, aber auch alle Arten anderer Körperteile schienen sich dazwischen zu befinden. Langsam kam in ihm das Gefühl auf hier doch nicht so willkommen zu sein, wie er gehofft hatte – oder vielleicht ein bisschen zu sehr, was noch viel schlimmer wäre.

Was hatte er hier nur für einen Ort gefunden? Nun machte es auch Sinn, dass die Tür so gut versteckt und gesichert war. Wahrscheinlich ließen die Dvalis hierher Leute verschwinden und operierten ihnen die Augmentierungen raus, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Das würde auch ihre Anwesenheit oben auf der Straße erklären. Wenn er nicht selbst so enden wollte, sollte er hier wahrscheinlich schnellstmöglich wieder verschwinden. In seinem Zustand hätte er keine großen Chancen sich zu wehren und wenn sie ihn hier erstmal entdecken würden, würden sie ihn mit dem Wissen sicher nicht wieder gehen lassen.

Vorsichtig trat Wrench einen Schritt in den Raum hinein. Eigentlich hatte direkt mit Ärger gerechnet, doch es schien niemand hier zu sein. Es war nicht besonders ordentlich, aber an einigen Stellen brannte Licht und was auch immer genau das hier war, es schien nicht dauerhaft verlassen zu sein. Er sollte sich hier auf keinen Fall zu lange aufhalten, doch solange niemand hier war, bekam er vielleicht die Möglichkeit sich ein wenig umzusehen. Seine Arm schmerzte furchtbar und er konnte ihn kaum bewegen, sodass er keine andere Wahl hatte, als sich damit auseinanderzusetzen. Wo es so viele Augs gab, gab es mit Sicherheit auch das richtige Werkzeug um sie zu reparieren. Er hatte zwar nicht besonders viel Ahnung davon, aber irgendwie würde er das schon hinbekommen.

Er blickte zu den verschiedenen Augmentierungen auf, die über seinem Kopf von der Decke baumelten. Es war eine sehr große Auswahl, die sich weder auf ein bestimmtes Modell, noch auf einen Hersteller beschränkten. Das Schlimmste fiel ihm jedoch erst jetzt auf, was seine Befürchtungen nur zu bestätigen schien: Sie sahen...benutzt...aus, als wären sie schonmal getragen worden. Er erschauderte bei dem Gedanken daran, dass seine möglicherweise bald daneben hängen könnten. Am besten sollte er nur das Werkzeug holen und hier ganz schnell wieder verschwinden.

Aufmerksam begann er sich in dem Raum umzusehen. In der einen Ecke befand sich eine Art Operationsbereich, der einen Großteil des Raumes ausmachte. Die Wände wurden geziert von Regalen in denen sich Werkzeug und Zubehör stapelte. Egal was er brauchte, hier gab es sicher alles. Er musste es nur finden. In einer kleinen Nische standen ein großer, allerdings auch sehr chaotischer Schreibtisch und ein Schlafsofa. Direkt daneben schien sich ein umfangreiches Werkzeugregal zu befinden, in dem er hoffentlich gefunden hatte, was er suchte. Nun musste er nur noch schnellstmöglich hier abhauen, doch es schien als würde er dazu nicht mehr die Gelegenheit bekommen.

Plötzlich hörte er ein Geräusch von der anderen Seite des Raumes gefolgt von deutlichen Schritten die ihn zu betreten schienen. Panisch sah er sich um, doch es gab nirgends eine Möglichkeit sich zu verstecken. Er begann innerlich ein wenig zu verzweifeln, heute ging wirklich alles schief. Er konnte nur hoffen hier wieder lebendig raus zu kommen und dass er mit seinen Vermutungen, was hier unten geschah entgegen aller Hinweise irgendwie falsch lag.

Der Kerl der den Raum betrat wirkte ziemlich zerstreut, sodass er einen Moment brauchte um zu bemerken, dass er nicht allein war. Er schien ein wenig kleiner als Wrench zu sein und sah nicht besonders kräftig aus, obwohl beide seiner Arme augmentiert waren. Seine dunkelbraunen, fast schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht während er gedankenverloren auf sein Telefon starrte. Vielleicht gab es eine Chance ihn zu überwältigen und abzuhauen, ging Wrench blitzschnell alle Optionen im Kopf durch, doch bevor er irgendwie reagieren konnte, wurde er bemerkt. Die Reaktion seines Gegenübers war jedoch völlig anders, als er es erwartet hatte. Der Fremde erschrak bei seinem Anblick so sehr, dass Wrench sogar selbst kurz zusammenzuckte. Er stieß einen Schrei aus und stolperte ein paar Schritte rückwärts gegen einen der Tische von denen er panisch versuchte irgendetwas zu greifen, womit er sich verteidigen konnte, bis er schließlich ein Skalpell ergriff und zitternd in Wrenchs Richtung hielt. Er schien wirklich Angst vor ihm zu haben, was ihm ja beinahe leid tat. Am liebsten wollte er ja selbst gar nicht hier sein. Er stotterte irgendetwas auf tschechisch vor sich hin, bis Wrench ihn unterbrach.

Ever Fallen in Love? // Wrench x Václav KollerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt