8.Kapitel

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ein Jahr später:

Nun standen die zwei Hand in Hand in einer Reihenhaussiedlung, vor einem Haus, welches den anderen in seiner Straße bis auf den letzten Ziegelstein glich. Der Rasen vor dem Haus sah aus, als wäre er mit der Nagelschere gestutzt worden und war trotz der Dürrezeit saftig grün. In der Auffahrt stand ein blitz blank geputzter Wagen und die Haustür aus braunem Holz, vor der sie nun standen sah aus als hätte man sie auf Hochglanz poliert. Kein Dreck, oder Schmutz wies darauf hin, dass dieses Haus tatsächlich bewohnt war. Es hätte auch eine Kulisse aus einem schrecklich perfekten Familienfilm sein können. Harry war der Meinung, dass das Haus keinen Unterschied zu dem alten im Ligusterweg aufwies. Mit einem mulmigen Gefühl klopfte er an der Haustür, während seine anderer Hand, die der rothaarigen Schönheit neben ihm drückte. Beide sahen sich etwas misstrauisch um, als würden sie erwarten, dass jederzeit jemand aus den perfekt geschnittenen Büschen springen würde. Vor ihnen wurde die Tür aufgerissen und ihnen schaute ein dicker großer Mann ohne Hals entgegen. Erst schien er die beiden nicht zu erkennen, doch plötzlich wurde sein Gesicht erst kalk weiß und danach schrecklich rot. Schnell zog er sie in das Haus und schaute danach die Straße runter, um sicher zu gehen, dass auch niemand den Besuch bemerkt hatte. Doch bis auf eine getigerte Katze war die Straße wie leer gefegt. Mit einem lauten Knall schlug er die Tür zu und drehte sich zu dem jungen Paar um, welches wie bestellt und nicht abgeholt im Flur standen. "Was fällt euch denn ein am helllichten Tage vor unserer Tür zu stehen? Was würden denn die Nachbarn denken.", wütete er und bugsierte die beiden in einen Raum neben dem Flur, welcher wohl das Wohnzimmer war. Auch hier war alles im perfekten Vorstadtstil ausgestattet. Die Kissen auf dem Sofa sahen aus, als hätte man sie nach Maß dort drapiert, die Gläser und das Silberbesteck standen ordentlich poliert in der Vitrine. Erst jetzt fiel Harry auf, dass auch sein Cousin Dudley und seine giraffenhalsige Tante Petunia sich im Raum befanden. "Hallo, ich wollte euch nur mal besuchen kommen und gucken, ob ihr alles gut überstanden habt. Das ist übrigens meine Verlobte Ginny Weasley.", sagte er betont freundlich, um die Stimmung zu lockern, oder auch um seinen Onkel zur Weißglut zu treiben. Dieser sah ihn dumm an und fragte blöd:" Ach ist dieser Moldevort oder wie der heißt jetzt weg?" Fragend hob Vernon eine Augenbraue und wartete Harrys Antwort ab. Dieser schien sich kurz sammeln zu müssen und antwortete:" Ja ich habe Voldemort letztes Jahr getötet, aber die Bedrohung ist erst jetzt vollends vorbei, da wir alle seine Anhänger fassen konnten." Harry bemühte sich um einen neutralen Tonfall, sodass man ihm seine Emotionen, die dieses Thema anbelangten nicht ansehen konnte. Nur Ginny bemerkte, dass ihr Freund immer noch mit sich haderte. "Ach ne, du bist nicht nur Teil dieser Sippschaft sondern jetzt auch noch ein Mörder.", sagte Vernon provozierend. Doch Harry ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Auge um Auge.", sagte er nur und blickte mit bitterem Gesichtsausdruck ins leere. "Sieh nur was aus dir geworden ist, du kommst hier her mit deiner kleinen Freundin, tust auf hart, dabei bist du noch genau so schwach wie früher.", sagte Onkel Vernon. Das war, was das Fass zum überlaufen brachte. Gerade als Ginny etwas erwidern wollte verlor Harry die Fassung und begann in bedrohlicher Tonlage zu sprechen:" Jetzt hör mir mal genau zu. ich war elf Jahre, als ich dem Mörder meiner Eltern das erste Mal gegenüber stand. Mit elf Jahren war ich das erste Mal nach ihrem Tod wieder in Lebensgefahr. Mit 14 habe ich das erste mal gesehen, wie jemand umgebracht wurde. Es war ein Mitschüler von mit und er wurde ermordet, einfach weil er in diesem Moment überflüssig war. Erinnerst du dich an Cedric, Dudley. Mit 15 Jahren habe ich einen Schülerwiederstand angeführt, weil zu viele die Augen vor der Wahrheit verschlossen hatten. In diesem Jahr verlor ich meinen Paten. Mit 16 war es die normalste Sache der Welt, morgens zu fragen, ob jemand gestorben ist, den wir kennen. Mit 16 musste ich mit ansehen, wie mein Mentor getötet wurde. Ich habe mit 16 das erste Mal erfahren, was Liebe bedeutet und musste sie auch direkt wieder verlassen. Mit 17 habe ich die Schule abgebrochen, um gegen Voldemort vorzugehen. Ich habe sechs Monate in einem verdammten Zelt im Wald gelebt. Ich habe in diesem Jahr den Schreien meiner besten Freundin zuhören müssen, als sie gefoltert wurde, hatte jeden Tag Angst, dass jemand gestorben ist den ich liebe. Mit 17 Jahren oder sogar jünger sind wir Schüler mit in die Schlacht gezogen und haben etliche um uns herum sterben sehen. Mit 17 Jahren wurde ich in einer Nacht zum Mörder und zum Helden. Ich habe öfter in Lebensgefahr geschwebt, als du dir vorstellen kannst und ich weiß nicht mal mehr, wie viele Tote ich gesehen habe. Im letzten Jahr mussten wir mit schweren Traumata kämpfen. Wir können keinen Raum betreten, ohne sämtliche Gefahren abzuschätzen, wir können keinen neuen Leuten ohne Misstrauen begegnen, wir können nicht schlafen, ohne einen Zauberstab in der Nähe. Verdammt wir waren Kinder, als wir Dinge sehen und tun mussten, die nicht mal erwachsene Zauberer geschafft hatten. Wenn du Schwäche zeigst stirbst du, das wurde uns schon sehr früh klar und trotz all dem stehen wir jetzt hier. Also erzähle mir nicht, ich wäre schwach." Betretene Stille füllte den Raum, nur das schwere Atmen Harrys war zu hören. Er spürte eine zarte Hand, die seine nahm und drückte. In den Gesichtern von Dudley und Petunia spiegelte sich Entsetzten, doch Vernon zeigte keinerlei Regung. "Und da hast du uns mit reingezogen, Bursche.", sagte er knapp und schaute Harry feindselig an. Jetzt ergriff Ginny das Wort:" Bei Merlin, was ist nur los mit ihnen. Ist ihnen nicht klar, dass wir nicht nur die Zaubererwelt, sondern auch euch Muggeln den Arsch gerettet haben?" Vernon sog scharf die Luft ein und wollte etwas erwidern, doch Ginny war lange noch nicht fertig. "Ist ihnen bewusst, dass wenn Harry versagt hätte auch ihr Welt unter Voldemorts Machte gestanden hätte. Voldemort und seine Todesser haben Muggel getötet, einfach nur, weil es ihnen Spaß gemacht hat. Auch IHR Leben hing die ganze Zeit von Harry ab.", rief sie empört. Plötzlich stieß Petunia einen erstickten Schrei aus und ließ sich auf die Knie fallen. "Lily, es tut mir so leid, ich habe versagt, ich habe deinen Sohn nicht beschützt", weinte und schluchzte sie vor sich hin. Vernon sah irritiert zu ihr, erstaunt, dass seiner Frau das Ganze so nahe ging. "Ich glaube wir sollten jetzt besser gehen, wir wollten eigentlich nur sagen, dass ihr wieder nach Little Whinging zurück kehren könntet.", sagte Harry und verließ erhobenen Hauptes mit Ginny das Haus. Gerade, als sie disapparieren wollten, hörten sie, wie jemand ihre Namen rief. Dudley kam die Auffahrt hochgerannt. "Hey ihr beiden, habt ihr noch kurz Zeit, damit wir uns unterhalten können?", fragte er und ein Lächeln zierte sein rosa Gesicht. Gesagt getan und zu dritt spazierten sie die Straße entlang. "Ich wollte mal fragen, was ihr so gemacht habt, als der ganze...", er suchte die richtigen Worte, "...Mist vorbei war? Ich meine was macht man so als Zauberer nach der Schule?", fragte er und wirkte ehrlich interessiert. Ginny und Harry waren zwar überrascht über sein plötzliches Interesse, gingen aber darauf ein. "Also ich habe diesen Sommer die Schule abgeschlossen und fange nächsten Monat als professionelle Quidditchspielerin an. Quidditch ist die Hauptsportart, die in unserer Welt betrieben wird.", meinte die Rothaarige. Dudley schien mit der Antwort zu frieden und wandte sich an Harry: "Und du?"  "Ich habe mein letztes Jahr nicht nachgeholt, weil ich einen Ausbildungsplatz als Auror bekommen habe. Das ist quasi wie die Polizei nur etwas Risikoreicher. Wir werden bald in das alte Haus von meinem Onkel ziehen, das liegt in einem Muggeldorf und ist durch Zauber geschützt, sodass wir nicht Gefahr laufen, dass morgens entweder die Paparazzi oder irgendwelche Ex-Todesser in unserem Wohnzimmer stehen. Und voraussichtlich werden wir nächstes Jahr irgendwann heiraten. Aber man weiß nie, was einem noch dazwischen kommt.", antwortete Harry, wobei ihm beim letzten Satz das Lächeln ein wenig verrutschte. Das Rechnen mit dem Schlimmsten war immer noch so fest in ihren Köpfen verankert. Doch Dudley hatte die bedrückte Stimmung nicht bemerkt und schüttelte nur den Kopf: "Ihr seit 17 und 18 und habt schon vor zu heiraten?" Ginny lächelte trüb und schaute in die ferne. "Weißt du, wir haben schon oft am eigenen Leib erfahren, dass man nie weiß, wie viel Zeit einem noch bleibt.", ein Hauch von Bitterkeit war in ihrer Stimme, doch sie versuchte es zu überspielen, indem sie Dudley höflich fragte, was er den nach der Schule machen wolle. "Ich habe vor erstmal auszuziehen, weil Dads Streben nach Normalität schon fast Krankhaft ist und es treibt einen in den Wahnsinn. Dann mache ich erstmal eine Ausbildung, aber weiter habe ich noch nicht gedacht.", meinte Dudley schlicht. "Sag mal Dudley , woher kommt das plötzliche Interesse  an unserem Leben?", fragte Harry misstrauisch, auch wenn er froh war, dass Dudley sich von seinen Eltern lösen wollte. Zu viel Verhätschelerei tat nun mal nicht gut. "Wie deine Freundin eben sagte, man weiß nie, wie viel Zeit einem noch bleibt. Man sieht sich Potter", sagte er mit einem leichten Lächeln und verschwand wieder im Haus mit der polierten Holztür und dem saftig grünem Rasen. 

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