Kapitel 2 - Explosionen

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Auf Michaels Stirn hatten sich seit der ersichtlich misslichen Lage des Einsatzortes im Sinne der gigantischen schwarzen Rauchwolke Schweißperlen gebildet. Während ich der Leitstelle das Gesehene mitteilte und sie die Feuerwehr nachalarmierten, fingen Michaels Hände an immer mehr zu zittern. Jedes Mal, wenn er umgriff, um den Rettungswagen durch den dichter werdenden Verkehr zu steuern merkte ich ihm die Nervosität mehr an. Kleine Schweißflecken blieben an den Stellen am Lenkrad zurück, an denen seine zittrigen Hände davor lagen.

In mir herrschte Ruhe. Vollkommene Ruhe. Neben dem unguten Gefühl in meinem Körper breitete sich trotzdem langsam das Adrenalin aus. Nicht so arg, dass ich sagen würde ich wäre aufgeregt, jedoch genug um mich wach zumachen und in meinem Kopf zu bewirken, dass ich alle möglichen Dinge durchging, die ich gleich zu beachten hatte.

Kaum ein paar Atemzüge später erreichten wir die Einsatzstelle und ich sah zum ersten Mal das Ausmaß an Verwüstung, das angerichtet wurde.

Inmitten der Fußgängerzone der Innenstadt war ein gigantischer Krater zu sehen. Sämtliche Gebäudefronten in der Nähe waren verrußt und teilweise am Brennen. Alles, was einmal in der Mitte der Fußgängerzone war, war weggesprengt. Vereinzelt sah ich Personen auf dem Boden liegen, bedeckt mir Ruß, unklar ob lebend oder tot. Andere wiederum standen schreiend am Rande des Explosionsfeldes und wiederum weitere Passanten kamen auf unseren Rettungswagen zugelaufen und schrien irgendwelche Dinge durcheinander.

Michael und ich stiegen unisono aus dem Wagen aus und sofort breitete sich ein unangenehmer Geruch nach Feuer und verbranntem Fleisch in meiner Nase aus.

Wie automatisch nahmen Michael und ich unsere Notfallrucksäcke mit und begannen, die Einsatzstelle abzulaufen.

Von den Passanten, die wie wild auf mich einredeten, konnte ich mir stückweise das Geschehen zusammenbasteln. Jedoch waren sie sich nicht einig, woher die Explosion kam. Die eine Dame behauptete, ein Baum hätte angefangen zu brennen und wäre dann explodiert, die andere Dame war der festen Überzeugung, dass ein brennender Mülleimer explodiert war.

Mir jedoch war das primär mal egal. Ich schickte sie genervt weg und begab mich auf den Weg, mich um die Verletzten zu kümmern.

Zum Glück war es so früh am Morgen und es waren hier nicht sehr viele Personen unterwegs.

Michael versorgte bereits einige augenscheinlich leichter Verletzten, während ich in Richtung Explosionsrand zu Schutthaufen lief, um zu sehen, ob dort jemand verletzt war.

Für eine Weile suchte ich, und war schon kurz davor wieder umzudrehen und Michael zu helfen und zu schauen ob er nicht vor lauter Nervosität seine Patienten falsch behandelte oder etwas vergaß, als mir ein Schuhpaar entgegenstach. Die schwarzen Combatstiefel waren von Asche bedeckt und lugten nur ein kleines Stückchen hinter einem großen Stück Steinwand hervor, die wohl mal eine Ladenfront gewesen war.

Augenblicklich begab ich mich dahinter und bekam den Verletzten in seiner Gesamtheit zu sehen.

Er war nicht viel älter als ich, vielleicht Mitte Zwanzig und sportlich gebaut. Sein markantes Gesicht lag ohne Regung in einer sehr unbequem aussehenden Position halb auf einem Werbeplakathalter.

„Hey, kannst du mich hören? Mein Name ist Kyra, ich bin Sanitäterin" rief ich ihm zu und begab mich neben seinen Oberkörper. Ich rieb mit meiner Faust über sein Sternum, in der Hoffnung eine Reaktion aus ihm locken zu können. Immerhin atmete er noch.

Ein gequältes Stöhnen kam aus seinem Mund und er öffnete seine Augen langsam etwas.

„Was ist passiert?" fragte ich erneut, ohne eine wirkliche verbale Antwort des Verwundeten zu bekommen. Dieser fixierte mich mit seinen Augen und beobachtete meine Bewegungen genauestens, während ich anfing, seinen Körper zu untersuchen. Sobald ich sein Hemd anhob, stach mir eine gigantische Stichwunde entgegen. Ich zog scharf die Luft ein. 

SPARKSWhere stories live. Discover now