Kapitel 6

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"Kannst du nicht einmal aufpassen?!", fragte ich ihn genervt. Er grinste nur. "Dir auch einen guten Morgen. Gut geschlafen?" "Erstens geht dich das nichts an und zweitens sage ich dir das ganz bestimmt nicht.", sagte ich und ging mit festen Schritten in den Speisesaal.

Was dachte sich dieser aufgeblasene Typ nur? Dass ich ihm mit Freude um den Hals springen würde? Ich schnaubte bei diesem Gedanken. Ganz bestimmt nicht.

Nachdem ich mir eine Schüssel Haferbrei geholt hatte, ging ich durch die Halle und hielt nach einem, möglichst freien, Tisch Ausschau. Schließlich ließ ich mich an dem kaputten Tisch an der rechten Wand nieder und fing an still zu essen. Schon jetzt war meine Laune noch mehr verhagelt als eh schon. Das Porridge schmeckte nach nichts und war unangenehm schleimig, weshalb ich so langsam beim Essen einen Würgereiz bekam. Trotz dem unangenehmen Gefühl im Rachen, schluckte ich alles von dem Brei hinunter. Ich wusste, dass es heute nichts anderes mehr geben würde. Zum einen wollten sie uns testen und zum Zweiten kam die Ernte der Bauern dieses Jahr später auf die Märkte, weshalb die Köche noch nicht für diese Woche einkaufen konnten.

Heute war zwar erst Dienstag, aber durch das graue, regnerische Wetter war trotzdem auf der gesamten Burganlage nichts los. Die Botschafter erklärten, dass die verbündeten Königreiche letztes Jahr etliche Missernten erfahren hatten, weshalb wir nur auf unsere eigene Versorgung hoffen konnten. Alle die vom Import lebten, waren mittlerweile am Existenzminimum angekommen und bettelten teilweise auf den Straßen. Export war ebenso schwierig. Die Krone hatte viel Getreide, Gemüse und Fleisch eingezogen und wollte es auch nicht wieder heraus geben. Aufstände und Unzufriedenheit wurden erfolgreich unterdrückt oder verfolgt, weshalb die Menschen ruhig waren und es sich gefallen ließen. Noch. Nicht mehr lange, und der Winter würde herein brechen. Dann würden die, die es noch konnten, sich wehren. Meine Eltern versuchten schon bei Königin Priscilla ein gutes Wort für die Bevölkerung einzulegen, aber bis jetzt war sie stur und verfolgte weiterhin ihre eigenen Pläne.

Ich mochte sie nicht. Ihre eingebildete Art und das stets gefälschte Lächeln auf ihrem Gesicht machten mich schon immer misstrauisch. Auch die Erzählungen meiner Mutter trugen nicht gerade dazu bei, dass sie mir sympathischer wurde, wobei mein Vater sie natürlich in den Himmel lobte. Oder zumindest etwas in der Art. Mum gefiel es bis heute nicht, dass er mit ihr verlobt war, jedoch beteuerte er bei jeder Diskussion immer wieder, dass er nur sie liebe, bis sie es glaubte. Sie war ein kritischer Mensch, genauso wie ich. Ich konnte mir aber auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sie nicht liebte oder eine andere hatte.

Mein Kopf schnellte hoch, als sich jemand neben mir nieder ließ. Ich richtete meinen Blick auf das Mädchen und musterte sie kurz. Sie hatte schwarze, brustlange Haare, stechende grau-blaue Augen und schmale Lippen. Ihr fuchshaftes Aussehen faszinierte mich irgendwie, weshalb ich mich zusammen riss, sie nicht anherrschte und stumm weiter aß.

Die nächsten zehn Minuten sprach keiner von uns ein Wort. Ihre Schale leerte sich immer mehr und ich wusste schon nicht mehr, was ich noch aus meiner heraus kratzte. Ich brummte und legte den Löffel ab, was anscheinend ihre Aufmerksamkeit erregte. Abschätzend blickte sie mich aus ihren kühlen Augen an. "Hazel", gab sie mit einem Akzent von sich. Kurz versuchte ich zu überlegen welcher es war, jedoch war ich in Fremdsprachen schon immer scheußlich gewesen und sprach bis heute nur unsere Landessprache und ein paar aufgeschnappte Wörter, deren Bedeutung ich nicht kannte. "Faith" Sie nickte leicht. Als sie aufstand und ging, stellte ich fest, dass ich es gar nicht so schlimm fand, dass sie da gewesen war. Das war eine Seltenheit, selbst meine Eltern nervten mich in den meisten Fällen.

Der restliche Tag verlief langweilig. Wir lernten die anderen Lehrmeister kennen und mussten jeden förmlich begrüßen. Der gleiche Mist wie jedes Jahr.

Ich verdrehte die Augen. Gerade so hatte ich es eben geschafft mich in den Wald zu schleichen und betrachtete mein gestriges Werk. Die Pflanzen hatten mittlerweile begonnen zu blühen und strahlten in einem gesunden Grün. Kurz lächelte ich leicht, bevor mein Gesicht wieder ausdruckslos wurde. Ich hatte heute einfach nicht die Motivation nochmal zu trainieren. Genervt von mir selbst fuhr ich mir durch die Haare und starrte weiter auf die Lupinen.

Plötzlich fiel mir etwas auf. An der Stelle an welcher ich gestern gestanden hatte, hatte sich ein Kreis gebildet. Die Lupinen waren an dieser Stelle einfach verschwunden. Stattdessen erblickte ich zarte Gänseblümchen ihre weißen Blüten in die Luft recken. Wo kamen die denn her? Ich wusste ziemlich - nein ganz sicher, dass sie gestern da noch nicht gestanden haben. Zudem sah man weder Fußabdrücke, noch irgendwelche anderen plattgetrampelten Stellen. Ich verengte die Augen, bevor ich mich umschaute.

Irgendwer musste das gewesen sein. Ich wusste zwar nicht wer und warum, aber dieser Anblick machte mich misstrauisch.

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Heyyy, ich bin auch mal wieder da :D

Hoffentlich geht's euch allen gut und ihr habt nicht zu viel Stress ^^

So langsam kehrt meine Motivation zurück, also kommen vielleicht bald wieder regelmäßiger Kapitel :)

Byee

Haar aus Flammen, Augen aus Obsidian -  Magic Academy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt